245. Reisetag
Izmir wurde bereits 3000 v. Chr. gegründet und ist damit eine der ältesten Städte der Welt. In der Antike trug die Stadt den griechischen Namen Smyrna.
Und wie es so ist in den alten Städten, sie werden erobert, zerstört, neu aufgebaut und wieder erobert. Zwischendurch kommt ein Erdbeben und erneut ein Aufbau. Natürlich war Alexander der Große hier, dann die Byzantiner, die Osmanen und wieder die Griechen bis diese 1922 von Atatürk vertrieben wurden. Von all dem ist nur wenig zu sehen.
Es gibt noch eine antike Agora (Festplatz) aus der römischen Zeit mit Säulenkolonaden und Bögen. Diverse Bruchstücke liegen herum. Anschauen kann ich nur wenig, wegen Ausgrabungsarbeiten ist vieles abgesperrt.
Bei der Einfahrt nach Izmir hatte ich bereits die Ausdehnung der Stadt festgestellt. Mit 3,5 Mio. Einwohner ist Izmir die drittgrößte der Türkei.
Für mich ist es wichtig hier meine Aufenthaltsverlängerung für die Türkei zu erhalten. Die Ausländerpolizei (die dafür zuständig ist) finde ich schnell. Es herrscht kein großer Andrang wie in Istanbul und ich komme relativ schnell dran. Englisch wird verstanden, die Bürokratie bleibt aber. So muss ich mir eine Steuernummer besorgen (war nicht ganz einfach), 1000 Euro bei einer Bank (nicht Wechselstube, da hätte ich die Bescheinigungen) in Lira tauschen und 5 Passbilder abgeben. Für wie lange und wo wird mein Bildnis dann wohl 5-fach abgeheftet? Etwas mehr als 200 Euro kostete mich dieser Vorgang. Nach drei Wochen kann ich den Pass abholen. Werde von irgendwoher mit dem Bus anreisen. Immerhin am Vormittag habe ich alles erledigen können.
Für Samstag vereinbare ich noch einen Zahnarzttermin um einen abgebrochenen Zahn behandeln zu lassen. Soviel zu organisieren bin ich gar nicht mehr gewohnt. War richtig angespannt.
Denn Abend lasse ich in einer türkischen Kneipe ausklingen. Ein Musiker spielt auf einem Zupfinstrument und singt so etwas wie einen türkischen Fado dazu. Ein Fernseher zeigt Musikvideos, ein anderer die beliebten Pferderennen, zum Glück beides ohne Ton. Getrunken wird vor allem Raki mit Wasser oder Weißwein, dazu werden Kleinigkeiten mit viel Brot gegessen. Anwesend sind nur Männer, man kennt sich, die meisten sind etwas älter. Manche lassen noch beim Trinken die Perlen des Rosenkranz durchgehen.
Am nächsten Tag besuche ich den großen Kemeralti-Basar. Ein ganzes Viertel ist damit durchzogen. Unzählige Geschäfte bieten alles mögliche an. Werde oft auf Deutsch angesprochen und zum Tee eingeladen. Wir erzählen etwas über uns. Die Verkäufer sind nicht böse, dass ich nichts kaufe.
Der Muezzin von drei großen Moscheen auf dem Bazar ruft zum wichtigen Freitagsgebet. Viele Männer machen mit. Die Moscheen sind voll. Vor dem Eingang, auf den Gassen wird auf Matten und Kartonresten gebetet. Die Übertragung erfolgt durch Lautsprecher über weite Teile des Bazars.
Am späten Nachmittag tauchen auf den Bürgersteigen in der Stadt die mobilen Händler auf. Die Mehrzahl sitzt auf einem Hocker vor einem Pappkarton, auf dem 5 bis 10 Handys ausgebreitet liegen.
Ein Leben ohne Handy ist wohl nicht mehr vorstellbar. Sobald jemand sitzt, ob im Kaffee, Taxi oder der Lenker einer Pferdekutsche, da wird der Buckel krumm gemacht, der Blick geht nach unten.
Bei mir ist meine Handy bereits nach 30 Tagen wieder offline. Ich hätte auf eine türkische SMS reagieren müssen um mich zu registrieren. 14 Euro sind futsch, inkl. 1000 Frei-SMS.
Jeden Abend steht auf einer Nebenstraße ein Bus, aus dem kostenloses Essen verteilt wird. Die Menschenschlange davor ist lang.
Bei schönstem Wetter gehe ich am nächsten Tag entlang der Uferpromenade. Erst denke ich Schwäne kommen mir entgegen, aber irgendetwas ist anders. Zwei Pelikane schwimmen auf und ab in Ufernähe.
Am Nachmittag habe ich den Zahnarztbesuch. Der offene Behandlungsraum ist Anmeldung und Wartezimmer. Die nicht englisch sprechende Zahnärztin arbeitet ohne Helfer. Optisch sieht die Reparatur gut aus, hoffe der Zahn bleibt stabil. Die Behandlungskosten betragen 22 Euro.
Sonntag ist mein letzter Tag in Izmir. Ich schlafe etwas länger und habe kein Programm. Auf dem Bazar sind die meisten Geschäfte geschlossen. Ich spaziere noch einmal auf der belebten Uferpromenade. Setzte mich auf eine Bank und schaue dem Treiben dort zu.
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