Schäßburg wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von den Siebenbürger Sachsen gegründet. Bis 1930 bildeten sie die größte Bevölkerungsgruppe. Nach dem Umsturz 1989 ließ die große Auswanderungswelle ihren Anteil unter zwei Prozent fallen.
Dennoch gibt es deutsche Kindergärten, die außer von deutschen auch von rumänischen und ungarischen Kindern besucht werden. Über weiterführende Schulen kann sogar ein anerkanntes deutschsprachiges Abitur abgelegt werden.
Das „Historische Zentrum“, die sogenannte Burg, ist als Unesco Weltkulturerbe anerkannt. Entsprechend viele Touristen in Gruppen und Einzelgänger treffen wir an.
Wir beginnen unseren Stadtrundgang mit den Aufstieg durch einem überdachten Treppengang auf dem Schulberg und Besichtigung der Bergkirche. Dahinter liegt der große deutsche Friedhof mit zahlreichen alten, aber auch neueren Gräbern der Siebenbürger Sachsen. Dort unterhalte ich mich mit einem älteren Paar, dass das Grab ihrer Eltern pflegt. Sie wohnen noch in der Stadt. Ein Sohn verließ das Land, der andere ist geblieben. Damals – nach dem Umsturz – waren sie verunsichert, als Nachbarn und Freunde in Scharen das Land verließen. Sie bereuen es nicht geblieben zu sein. Ihre Heimat ist in dieser Stadt.
Wieder unten im Zentrum steigen wir auf den Stundturm, das Wahrzeichen der Stadt. Er wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Teil der Verteidigungsanlage errichtet. Heute ist in ihm ein Museum eingerichtet. Eine Besonderheit ist das im vierten Stockwerk eingebaute Uhrwerk, welches mechanisch mit einem Figurenspiel verkoppelt ist. Im obersten Stockwerk ist der Turm von einer offenen Holzgalerie umgeben. Von dort haben wir einen Überblick auf die Dächer der Stadt.
Die Oberstadt ist von einer fast kompletten Ringmauer mit Wehrtürmen umschlossen. Die Türme waren zur Verteidigung jeweils einer Zunft (Schmiede, Schneider usw.) zugeordnet. Der Innenbereich ist das touristische Zentrum mit seinen engen gepflasterten Gassen mit vielen Hotels und Pensionen.
Die literarische Gestalt Dracula wird mit Schäßburg in Verbindung gebracht, Vlad Țepeș (Vlad III. Drăculea, der Pfähler), wurde möglicherweise dort geboren. Zwischen 1431 und 1436 soll er in der Stadt gewohnt haben. Für ein Euro ist sein Geburtszimmer zu besichtigen.
Die eher museale Oberstadt mit zwei großen evangelischen und einer katholische Kirche zeigt in keiner Weise den rumänischen Alltag. Sie ist das Revier der Touristen. Geschäfte, Wohnviertel und das Stadtleben befinden sich in der Unterstadt. Dort steht auch eine große rumänisch-orthodoxe Kirche, der ca. 75% der in der Stadt lebenden Menschen angehören.
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