8824 km
Richtung Osten – der Sonne entgegen. In der Frühe ist sie noch hinter dem Horizont, die Luft frisch, das Fahren ein Genuss. Die angenehmen Morgenstunden sind begrenzt. Bereits kurz nach dem Sonnenaufgang steigen die Temperaturen. Das Radeln wird schweißtreibend.
Grüne Täler mit Reisfelder werden seltener, meist sehe ich die trockene abgeerntete Variante und immer wieder Zwiebelfelder. Gebündelt liegen Zwiebelstapel am Straßen, zum Verkauf und Abtransport.
Ortschaften sind rar, und ebenfalls die Übernachtungsmöglichkeiten. Ich habe das Glück in den nächsten zwei Tagen eine Unterkunft zu finden. Auf einfachem Niveau. Die Zimmer haben sogar Klimaanlage, die funktioniert. Ohne diese wäre der Nachmittag schwer auszuhalten. Die Nasszelle ist etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt einen Wasserhahn nebst Bottich mit Schöpfer zum Duschen und für die Toilette. Einmal hüpfen durch den Raum zwei Frösche. Ich setzte sie nach draußen. Alles auszuhalten. Störend wird es in den frühen Morgenstunden. Selbst kleine Ortschaften haben diverse Moscheen. Kurz vor vier ertönt aus leistungsfähigen Lautsprechern der Ruf des Muezzin. Etwa eine Stunde zieht diese Muezzinwelle durch den Ort, gegen die meine Ohrstöpsel machtlos sind. Über Tag hingegen stört mich der Ruf nicht. Er versetzt mich sogar in eine sentimentale Reisestimmung.
Der dritte Tag ist geprägt von fortwährender Hügelei. In den ersten Stunden fühle ich mich fit und freue mich über meine Stärke. Mit höher steigender Sonne wird das Erklimmen zusehends anstrengender. Erschöpft von den letzten zwei 100-Meter-Steigungen pausiere ich. 400 Höhenmeter liegen noch vor mir. Bei der Hitze eine Quäl-Dich-Etappe. Radlerstolz hin oder her, ich negiere ihn und halte einen Bus an.
Fahre mit diesem weiter als meine vorgesehen Tagesetappe in die 50 Kilometer entfernte Stadt Dompu. Dort finde ich sicher eine Unterkunft. Die besser aussehende ist leider ausgebucht, in der schlechteren bemerke ich zu spät die kaum funktionierende Klimaanlage. Auch der zur Verfügung gestellte Fan versagt bald den Dienst. Bei 28 Grad Zimmertemperatur schlafe ich schlecht. Nicht erholt wechsele ich am nächsten Morgen die Unterkunft. Das neue Zimmer ist mit Einschränkungen ok. Die Lautsprecheranlage in einem Nebenraum nehme ich erst am Abend war. Diesmal Disko bis 24 Uhr, Muezzin ab 4 Uhr. Nichts wie weg aus dieser Stadt.
In der Morgenfrische überquere ich mühelos einen 350 Meter Berg um ins nächste Tal zu gelangen. Ein weiterer Hügel und ich gelange in eine Bucht mit breiten flachen Uferstreifen mit diversen Becken in denen Meerwasser zur Salzgewinnung verdunstet.
Auf der Straße plötzlich vor mir ein Motorradstau. Ich denke an einen Unfall. Es ist aber nur eine Polizeikontrolle. Die Motorräder warten in einem gewissen Abstand. Wahrscheinlich fehlen die Papiere oder an der Maschine ist etwas nicht in Ordnung. Da wird lieber gewartet bis die Kontrolle vorbei ist. Für mich ist sie kein Hindernis. Auf der anderen Seite steht ein entsprechender Stau.
Ich erreiche die Inselhauptstadt Bima und übernachte zwei Tage in einem ordentlichem ruhigen Zimmer. Selbst der der Muezzin ist kaum zu hören. Bima ist die wichtigste Hafenstadt der Insel Sumbawa. Die Fracht der vielen Zwiebellaster wird hier auf Schiffe verladen. Ich sehe zu wie Körbe voller Fische von Booten an Land getragen werden. Die vier Boote gehören einer Familie, die die Verladung überwacht – erzählt mir der Hafenpolizist.
Ein letzter Berg mit gut 400 Meter Höhe trennt mich von der nächsten Fährstation. Mit bis zu 20 Prozent Steigung ist er zum Radeln zu steil, streckenweises Schieben für mich zu anstrengend. Ich nehme den Bus.
Am nächsten Morgen geht’s von dort aus weiter zur nächsten Insel.
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