2508 km
Sonnenschein ist angesagt, nach fast 12 Tagen Regen. Schöne Aussichten. Mein Rad und auch ich warten bereits auf die Weiterfahrt. Gestärkt mit neuer Energie mache ich mich auf den Weg. Die mir vertrauten Menschen werde ich vermissen. Bin wieder alleine.
Zunächst geht es steil bergab ins Tal. Dort stoße ich auf die alte zum Radweg ausgebaute Eisenbahntrasse. So ganz sicher mit der Weiterfahrt bin ich nicht. Sie ist abgesperrt – mit Durchgangsmöglichkeit. Wenig Spuren, Baumaschinen blockieren den Weg. Komme aber durch. Nach 15 km schwenke ich nach Nordwesten ab in die Berge. Es geht ca. 400 m in die Höhe, dann wieder abwärts. Im Ort St. Gervais sur Mare möchte ich übernachten. Es ist ein verschlafener kleiner Ort. Enge Gassen, zwei Kirchen, viele Madonnenstatuen, zum Glück ein Chambres d’Hôtes und eine Pizzeria.
Am nächsten Morgen frühstücke ich im Garten der Pension. Die Sonne scheint.
Der Weg führt mich wieder in die Höhe. Hart gegen den Wind – sehr hart. Schon auf ebener Strecke bringen Böen mich fast zum Stehen. Von der Straße aus sehe ich unter mir einen Pfad auf einer alten Eisenbahntrasse. Fahre zurück und finde einen Zugang. Freue mich, der Wind weht hier nicht so stark. Drei Kilometer weiter ist der Traum zu Ende. Ich muss auf die Straße zurück. Die nächsten 5 km geht es steil 500 m in die Höhe. Fahre meist in der Mitte der Straße, da die Windböen so stark sind, dass sie mich umwerfen könnten. Treffe auf einer Bank in einem kleinen Ort drei französische Radler. Wir halten einen Plausch, schimpfen über den Wind. Auf der Passhöhe kann ich kaum stehen, so zauste er an mir. Es geht 100 m abwärts und dann nochmals 200 m hoch, bei etwas günstigeren Windverhältnissen. Fahre längere Zeit auf dieser Höhe bis es in windgebremster Abfahrt wieder ins Tal geht. Eine letzte Anhöhe steht noch an. Mache einen Stop an einer alten schönen Abtei.
Nach 70 Tageskilometer und 1000 Höhenmetern erreiche ich den Ort St. Affrique. Das Gegen-den-Wind-Radeln war anstrengend. Der örtliche Campingplatz ist geschlossen und mit einem hohen Zaum abgeschirmt, Schilder weisen in der Stadt trotzdem darauf hin. Die Übernachtung im Hotel ist gut. Abends ein 4-Gänge Menü gegessen. Ist diesmal fast zu viel. Da ich in der Nähe von Roquefort bin, wollte ich mir die Käseplatte nicht entgehen lassen. Es gibt sechs verschiedene Roquefort-Sorten. Alle schmecken ausgezeichnet. Die feinen Unterschiede nehme ich aber kaum war. Sogar das Frühstück im Hotel besteht nicht nur aus Croissant, Baguette mit Marmelade und Kaffee.
Am nächsten Morgen keine Wolke am Himmel. Ein letzter Höhenzug trennt mich noch von der Tarn. Dieser ist nach 15 km überfahren. Auf einer Nebenstraße fahre ich entlang des Flusstals. Im schmalen Tal wird – wenn möglich – Landwirtschaft betrieben. Die Felder sind klein. Meist geht es steil in die Höhe.
Bereits nach 15 km sehe ich in einem Ort mit großer Kirche (alle Einwohner füllen diese wohl nur zu einem Drittel) und wenig Häusern einen Campingplatz. Dieser liegt direkt an der Tarn, inmitten der Natur, es ist friedvoll. Nur ein weiteres Zelt steht hier. Ich bleibe. Halte einen längeren Mittagsschlaf, lasse mich dabei von der Sonne wärmen. Mein Essen reicht für ein bis zwei Tage, ist nicht sehr üppig. Einen Laden gibt es nicht. Wasser und warme Dusche sind vorhanden. Abends bellt ein Hund. Sein Echo gibt ihm Antwort. Das Spiel dauert lange.
Am nächsten Morgen entscheide ich einen weiteren Tag auf diesem Platz zu verbringen. Das Rauschen des Flusses und der Bäume sind beruhigend und machen mich so friedlich, dass ich nicht einmal der Schnecke in meinem Kaffeetopf etwas zuleide getan habe.
Nach dem üblichen Frühstück spaziere ich entlang der Tarn, steige auf eine Anhöhe. Dort steht ein Gebäude, welches ich für eine kleine Kapelle gehalten habe. Als ich ankomme, stelle ich fest, es ist ein Taubenschlag. Erinnere mich, ähnliche Gebäude bereits gesehen zu haben.
Der Nachmittag ist dem Blogschreiben gewidmet. Die Seele baumelt in der übrigen Zeit.
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