202 km
Jetzt beginnt die Herausforderung für mich. Ein halbes Jahr von zu Hause weg sein ist eins, das „Wie“ des Unterwegs sein, ist die eigentliche Herausforderung. Aus eigener Kraft. Mich Meter für Meter vorwärtsschieben. Den gesamten Hausstand auf ein paar Taschen verteilt. Nicht Wissen, ob es am Zielort wirklich eine freie Unterkunft gibt. Viele Zeltnächte stehen mir bevor. Es gibt mehr zu überwinden als Berge.
Dann geht es los. Der Weg aus der Stadt führt uns auf gutem Radweg entlang einer Autobahn. Viele Radfahrer, die uns begegnen grüßen freundlich. Wie einfach ist es doch ein Lächeln zu verschenken und damit die Welt etwas freundlicher zu machen.
Nach einiger Zeit radeln wir auf Landstraßen, die Landschaft wird lieblich ländlich und hügeliger. Zwei Damen, die an der Straße entlang spazieren sprechen uns an, „What are you guys doing there?“ Das frage ich mich mittlerweile auch, aber darauf komme ich später zurück. Jedenfalls sind Patricia, deren Mann mit deutschen alten Auto handelt und ihre Freundin sehr gesprächig und positiv gestimmt.
Wir fahren weiter durch ein Weinanbaugebiet, welches mit hohen Hecken gesäumt ist und dann Hügel auf und ab mit teilweise so starker Steigung, dass wir schieben müssen. Mit Gepäck auch nicht viel leichter.
Ziemlich erschöpft erreichen wir Helensville und bauen unser Zelt auf einer feuchten Wiese mit hohem Gras auf. In der Campingküche kochen wir uns leckere Instantnudeln und fallen ziemlich früh in tiefen Schlaf. Tags darauf besuchen wir das Thermalbad nebenan, welches von einer heißen Quelle gespeist wird. Irritierenderweise sind wir fast die einzigen Gäste.
Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Wellford. Der Verkehr wird immer dichter. Im Motel, in dem wir für die nächste Nacht einchecken erfahren wir den Grund. „Labour Weekend“ ein verlängertes Wochenende und alle Auckländer fahren mit Kind, Kegel, Boot und was sonst noch so auf den Hänger oder ins Wohnmobil passt Richtung Nordküste.
Wellford ist ein nichtssagendes Straßenstädtchen, wo es hauptsächlich „Takeaway“ Essen gibt. Auch wir verspeisen unser leckeres, indisches Essen von einem Pappteller in einem indischen Schnellimbiss.
Wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf der Hauptstraße ändern wir unsere Route und fahren zur Ostküste nach Manghawai. Wir mieten einen Campingwagen mit Seeblick und bleiben die nächsten 2 Nächte im Ort. Unseren Tagesausflug am Sonntag ändern wir ebenfalls wegen der doch sehr strapaziösen Bergetappen. Stattdessen machen wir einen Strandspaziergang.
Was mich nervt, sind die Autofahrer. Manche fahren bis auf einige Zentimeter Abstand an uns vorbei. Das Ganze dann noch an Steigungen, wo man sowieso wackeliger fährt. Ich werde mir noch eine entspanntere Haltung zulegen müssen.
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