845 km
So ganz glaube ich noch nicht daran. Der 7. Tag meiner Reise ist jedoch noch vom Autoverkehr frequentiert. Sonntag vormittags fahre ich auf der Nationalstraße mit wenig Verkehr. Sie ist die einzig vernünftige Ost-West-Verbindung. Die Strecke ist langweilig. Auf breiter Straße zu fahren bringt nicht viel Spaß. Mittags geht’s dann wieder abseits über Nebenstrecken rauf und runter. Selbst die Bäche und Flüsse in dieser Region richten sich nach Paris aus. Das Fahrvergnügen steigt trotz Berge.
Die Häuser in den Dörfern weisen auf bessere Zeiten hin. Manche sind am Verfallen, viele stehen zum Verkauf. Die Landwirtschaft ernährt die Erzeuger nicht mehr. Die Menschen ziehen in die Städte. Auch dort sind die Wohnverhältnisse mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Es gibt meist alte sehr einfache Häuser.
Die großen Kirchen haben ähnliche Probleme mit der Substanzerhaltung. Bäume wachsen auf den Dächern. Der Eingang ist abgestützt.
Am Abend erreiche ich Managris – eine kleine Stadt mit einen schönen alten Kernbereich, durchzogen von vielen Kanälen. Ich übernachte auf einem Zeltplatz.
Ab jetzt soll es für mich auf Radwegen weitergehen. Nach längerer Suche finde ich den auf der Karte angezeigten Weg. Es ist ein Saumpfad entlang des Orlean Kanals. Kein Hinweisschild zeigt die Strecke an. Immerhin ist es ein 80 km langer Pfad ohne jeden Autoverkehr durch unterschiedliche Landschaften. Streckenweise umsäumt von alten Platanen, ich fahre auf Dämmen, an Wiesen und Wälder vorbei. Die ehemaligen Schleusen sind jetzt zu Wehren umgerüstet. Eine Schifffahrt ist nicht mehr möglich.
Habe viele Bisamratten und auch Nutria gesehen. So ein Kanal muss nach der Stilllegung gewartet werden, sonst bricht mal ein Damm – ganz schön viel Folgekosten.
80 km auf Pfaden zu fahren ist anfangs schön, wird bald aber anstrengend. Die Oberfläche ist rau und ich werde ordentlich durchgeschüttelt. Abseits der Ortschaften kann ich nichts einkaufen oder essen gehen. Meine Bananen und Joghurt nähren mich nicht sehr.
Am späten Nachmittag erreiche ich die Loire – kurz vor Orleans. Steuere einen Zeltplatz kurz hinter der Stadt an. Geschlossen. Zurück in die Stadt möchte ich nicht fahren. Der nächste Zeltplatz liegt 10 km flussabwärts. Dort bin ich der einzige Gast auf einer schönen Wiese direkt an der Loire. Baue vor der Dunkelheit schnell mein Zelt auf. Koche mein Abendgericht bestehend aus Bulgur mit roten Linsen und einer Zwiebel (die ich dabei hatte). Hat wunderbar geschmeckt. Merke, dass ich meine Einkäufe besser planen sollte.
Die Nacht ist kalt, mein Schlafsack warm. Bei 8 Grad (im Zelt) am nächsten Morgen und Taunässe (davor) denke ich an den Frühstückstisch zu Hause. Nachdem ich Kaffee gekocht und mein Müsli zubereitet habe finde ich mich mit meiner Umwelt zurecht. Es ist ruhig. In der schnell fließenden Loire treibt ein Baumstamm vorbei. So langsam komme ich an.
Die Autostraßen habe ich (hoffentlich) für die nächste Zeit hinter mir gelassen. Der Radweg führt meist direkt an der Loire entlang. Wenn Schilder fehlen, gibt die Fließrichtung der Loire die Richtung an. Es ist ein breiter Fluss, noch ohne Schiffsverkehr, immer wieder durch Sandbänke durchzogen.
Viele Wanderer sind auf dem Jakobsweg (entlang der Loire) unterwegs. Mit einem habe ich mich – so weit es sprachlich möglich war – unterhalten. Er ist mit seinem Hund unterwegs. Nachmittags wird dieser getragen. Vor 8 Tagen hat er Paris verlassen.
Viele Insekten schwirren durch die Luft. Nach dem Ausspucken schmeckt so ein Vieh noch lange nach. Werde den Mund beim Fahren geschlossen halten.
Auf manchen Feldern steht der Raps in voller Blüte.
In der Stadt Blois übernachte ich im Hostel Notre Dame De La Trinite. Wie in alle größeren Städte an diesem Fluss gibt es große Kirchen, Schlösser und herrschaftliche Häuser, aber auch enge Gassen mit einfachsten Wohnungen.
Am Monsterhaus schauten beim Abendspaziergang gerade die Drachen heraus.
Mit dem Essengehen hatte ich auch in den vergangenen Tagen kein Glück. Aus ungeklärten Gründen sind die Lokale, die ich ansteuere geschlossen (obwohl nach Aushang sie geöffnet haben sollten). Oder ich komme zu spät. Mittagsessen gibt es nur bis 14 Uhr. Im Hostel gibt es auch Abendessen. Ausgerechnet heute wieder nicht.
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