9009 km
In Denpasar weile ich wieder im schönen Hotel Inna. In der Frühe, auf der kleinen Terrasse vor meinem Zimmer beim Kaffee, sehe ich dem Erwachen des Hotelbetriebes zu. Eine Schar junger Hotelangestellte kommt mit ihren Besen vorbei. Rasen und Wege werden gefegt, unkoordiniert. Im Haustempel wird die tägliche Opfergabe hinterlegt. Später kommt die Katze und frisst die Reisbeigaben daraus. Beim Gang zum Markt trinke ich meinen Kaffee im gleichen Shop und mancher Stammgast erinnert sich an mich. Auf dem Markt freut sich die Verkäuferin am Obststand über mein Wiederkommen. Alles bekannte Wege und fast ein kleines Ritual.
Am dritten Tag erfolgt ein kleiner Aufbruch. Mit dem Rad fahre ich hinauf in die Berge zu sehenswerten Reisterrassen. Anfangs auf normaler Straße mit mäßiger Steigung und angenehmer Temperatur. Schwieriger wird das Fahren auf den folgenden Feldwegen. Sie sind zwar meist betoniert, durch tiefe Flusseinschnitte zu radeln und schieben aber sehr schweißtreibend. Der Tag ist fortgeschritten, die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit hoch. Ein kräftezehrendes Fortbewegen. Das Rad wird wohl bald wieder einem Moped weichen.
Eine gewisse Höhenlage scheint für die Hühnerzucht geeignet zu sein. Ich fahre an diversen Großställen vorbei, mit Tausenden Hühnern zusammengepfercht in engen Käfigen. Die braunen Hühner liefern Eier, die weißen sind zum Verzehr. Nach dem unschönen Blick auf die Massentierhaltung und einer weiteren Taldurchquerung wird’s lieblicher. In 750 m Höhe, im Ort Jatiluwih, übersetzt „ergreifende Schönheit“, erreiche ich mein Ziel. Saftig grüne Terrassen ziehen sich entlang der Hänge. Inmitten des Grüns kleine Schreine für Opfergaben. Ich sehe Bauern bei der Feldbestellung. Es wird gepflügt, auf schmalen Feldern mit Büffeln, und geerntet. Der Reis wird von Frauen mit der Hand geschnitten. Ich stehe inmitten von Balis ältester Reisterrassenlandschaft, ein Unesco-Weltkulturerbe.
Ich finde eine schöne Unterkunft. Vom Esstisch aus sehe ich hinter den Terrassen sogar den noch etwas qualmenden Vulkan Agung. Beim Abendessen komme ich in Kontakt mit meinen Tischnachbarn, zwei Schwestern aus dem Libanon, die jetzt in der Türkei leben. Sie laden mich für den nächsten Tag zu einer Autorundfahrt ein um einige Tempel an den Berghängen anzuschauen. Darüber freue ich mich und verlängere sogleich meinen Aufenthalt um einen Tag.
Bei der Rückfahrt nach Denpasar wähle ich eine geänderten Route und merke die Schwächen meiner digitalen Karte. Gleiche Wegbewertung (wie bei der Hinfahrt), aber nicht befahrbar. Ich bleibe im Matsch stecken und muss zurück. Zwei weiteren Versuche auf anderen Wegabschnitten ermöglichen ebenfalls kein Durchkommen. So viel Pech hatte ich schon lange nicht mehr bei meiner Wegwahl. Zum Glück ging es an diesem Tag meist bergab.