Berge und traditionelle Dörfer.

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Nov 042017
 

389. Reisetag

8824 km

Moped 320 km

 

Die schmale Insel Flores ist von einer zerklüftete Gebirgskette mit bis zu 2000 m hohen Vulkanen durchzogen. Pro 100 km Trans-Flores-Straße muss ich mit ca. 3.000 Höhenmeter Steigung rechnen. Eindeutig zu viel um diese bei der Hitze mit dem Rad zu bewältigen. Für meine Inselrundfahrt leihe ich ein Motorroller. Das Rad bleibt im Hotel. Die Taschen lassen sich etwas umständlich an der Maschine befestigen. Angenehm, ich benötige keinen Rucksack und habe den Rücken frei. 

Auf geht’s in der Frühe und gleich die Berge hoch. Erstaunlich, wie einfach ich hochkomme. Einfach nur etwas mehr am Gasgriff drehen und keine Gedanken an die 1400 m Höhe. Die Straße ist gut mit vielen Kurven. Der Verkehr hält sich in Grenzen.
Nach ca. 80 Kilometer verlasse ich die Hauptstraße um eines der traditionellen Dörfer zu besuchen. Eine steile Talfahrt und auf kaputter Asphaltstraße wieder hinauf.
Die Abbiegung zu meinem Zielort verpasse ich. Dank der allgegenwärtigen Neugierde der Indonesier „where do you go“ merke ich es bald und werde zurück auf den richtigen Weg geleitet.
Ein kleines Dorf mit einigen Spitzdachhütten. Der Dorfvorsteher kommt auf mich zu. Er spricht ein wenig Englisch. Ich werde zu einem Kaffee eingeladen, trage mich in ein Buch ein und spende einen gewissen Betrag. Um den rituellen Steinplatz in der Mitte des Dorfes betreten zu dürfen wird mir ein Sarong umgebunden und ein Mütze aufgesetzt. Im Halbkreis um diesen Platz stehen fünf restaurierte und bewohnte Hütten mit spitzen Schilfdach. Im Rahmen einer Führung erhalte ich Erklärungen über den früheren König, der hier lebte und begraben ist.
Das Haus des Dorfvorstehers ist gleichzeitig Guesthouse. Ich bin genug gefahren an diesem Tag und bleibe eine Nacht. 

An nächsten Morgen hängen die Wolken tief. In der Nacht hat es kräftig gegossen. So langsam beginnt die Regenzeit.

Normalerweise passen sich die Reisfelder der Form der Landschaft an. Auf dem Weiterfahrt gibt es aber eine Besonderheit, die „Spider Rice Fields“. Entstanden sind diese aus kuchenförmigen Feldern, die in der Erbfolge vom Mittelpunkt aus geteilt wurden. Um die Gesamtheit der Spinnennetz-Felder zu erkennen erklimme ich einen Hügel. 

In Ruteng, der nächsten Stadt, verbringe ich die Nacht. Rechtzeitig vor einen kräftiger Guss erreiche ich das Guesthouse Santa Maria, einem Schwesternheim mit Übernachtungsmöglichkeit. 

Bereits auf der Herfahrt ist mir aufgefallen, Kirchen haben die Moscheen verdrängt. Mit den Portugiesen kamen im 16. Jahrh. die Missionare nach Flores, die nach dem Verkauf der Insel 1851 an die Holländer ihre Arbeit fortsetzten. Mehr als drei Viertel Einwohner bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche.
Den alten Geisterglauben haben sie nicht ganz verdrängen können. So kann in demselben Ort nicht weit von der Kirche ein von Geisterhäuschen und heiligen Steinen umgebener Ritualplatz liegen.

Am nächsten Tag, von der angenehmen Temperatur auf 1000 m Höhe gehts hinunter in die Schwüle der Küste. In der Nähe eines Fischerdorfes übernachte ich in einer Bambushütte. 
Neben den Fischen scheint die Haupteinnahmequelle des palmenreichen Dorfes das Brennen von Arak zu sein. Die gegorene Mischung aus Palmensaft und Reismaische wird über Holzfeuer destilliert. 

Von hier aus erkundige ich das Umfeld. Ich fahre in das abgelegene traditionelle Dorf Belaraghi. Auf einem Hügelkamm stehen zwei Reihen von Häusern. Die älteren haben ein Miniaturhäuschen auf dem Dach, die jüngeren eine menschliche Figur. Beim Dorfvorsteher gebe ich einen Spendenbetrag ab, danach schaue ich mich um.