Zurück nach Bali.

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Nov 282017
 

Dunkle Wolken oder Rauch über dem Vulkan?

413. Reisetag

8901 km

 

Die Floresrundfahrt war erstaunlich erlebnisreich und mit dem Moped so schön leicht zu bewältigen. Gut das ich so weit in den Osten vorgedrungen bin. Beim Italiener in Labuan Bajo genieße ich am Abend ein letzte gutes Inselessen. 

Am nächsten Morgen beginnt die Rückfahrt (nach Bali), die längste auf meinen bisherigen Reisen (abgesehen vom Heimflug). Das „örtliche Zurück“ ist mit etwas behaftet, was in mir eine merkwürdige Stimmung auslöst. Beim Blick von der Fähre auf die langsam verschwindende Insel werde ich melancholisch. Ist es ein langsamer Abschied vom langen Unterwegssein? So ganz anders als die Aufbruchsstimmung vor fast sechs Jahren. Werde ich langsam alt?

Mit sieben Stunden ist es eine lange Fährfahrt. An Deck suche ich mir einen Schattenplatz um frischen Wind um die Nase zu haben und döse. Das Buch „Indonesian for Beginners“ bleibt diesmal ungeöffnet in der Tasche. Überhaupt, meine Energie mit dem Sprachenlernen schrumpft. Nach der Ankunft auf der Insel Sumbawa gehts noch einmal gut eine Stunde mit dem Bus weiter nach Bima. Auf bekannten Pfaden radele ich dort in das bekannte Hotel. Die Insel durchquere ich mit dem Bus, einmal durchradeln genügt und die Insel ist lang. Zur nächsten Stadt benötigt der Bus neun Stunden inkl. zwei Reifenwechsel. Am nächsten Tag sitze ich noch einmal drei Stunden in einer Klapperkiste zur nächsten Fähre. Es regnet seit dem frühen Morgen. Wohl deswegen wird der Bus nicht voll 

Die nächste Meeresstrecke ist kurz, nur zwei Stunden Fährfahrt, aber eine Stunde warten, bis der Anleger frei wird. Auf der Insel Lombok beabsichtige ich die Endrunde (über die Straße) um den Vulkan Rinjani zu radeln – eigentlich.

Bei der Ankunft am frühen Nachmittag sind dunkle Wolken aufgezogen. Die nächste Unterkunft liegt am Berghang in ca. 25 km Entfernung. Etwas unschlüssig stehe ich am Straßenrand und orientiere mich auf meiner digitalen Karte. Ein (leerer) Kleinbus hält an und bietet mir eine Privatfahrt in das 80 km entfernte Mataram, der Inselhauptstadt an. Ich denke an die schöne Unterkunft auf meiner Hinfahrt und werde schwach. Der Preis für die Fahrt alleine im Bus ist hoch und unnötig. Wir einigen uns auf eine Normalfahrt mit etwas höheren Preis für mich und Rad. Das ist eine gute Entscheidung. Kurze Zeit später fängt es an zu regnen. Außerdem geht die Fahrt über die verkehrsreiche Hauptstraße.
Diese Kleinbusfahrt ist ein Jagen nach Passagieren. Es sind viele dieser Busse unterwegs und der vordere erhält den am Straßenrand winkenden Passagier. Die Überholmanöver verkrampfen mich auf dem Sitz.
Als bekannter Gast erhalte ich in der Unterkunft als erstes einen Kaffee. Zur Entspannung bleibe ich den nächsten Tag. 

Die nächsten 25 km zur Fähre nach Bali radele ich endlich mal wieder. Als wäre es Gesetz. Beim Erreichen des Hafens liegt die abfahrende Fähre noch am Pier, die Beladung ist aber abgeschlossen. Das heißt jedes Mal eine längere Wartezeit an Bord der nächsten.

Am Vorabend las ich in den Nachrichten über das Wiedererwachen der Aktivität des Vulkans Agung. Beim Verlassen Balis vor ca. zwei Monaten grummelte er und bei meiner Rückkehr wieder. Bei meiner Ankunft in Bali bin ich ganz in seiner Nähe. Der Berg liegt verhangen hinter einer dunklen Wolkenschicht.

Am nächsten Morgen erfolgt eine schweißtreibende Rückfahrt nach Denpasar, diesmal nicht entlang der Küste sondern durch das hügelige Hinterland.

Ende einer Mopedtour.

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Nov 202017
 

405. Reisetag

8824 km

1595 km Moped

 

Die Sonne im Nacken – westwärts ist die neue Richtung. Zunächst 35 Kilometer zurück in der Stadt Maumere. Ich besuche den großen Basar um mich für den Tag mit Früchten einzudecken. Das ist meist mein Mittagessen.
Weiter gehts zum etwas außerhalb gelegenen Fischerdorf Wuring. Dort stehen Holz- und Bambusmattenhäuser auf Stelzen, die weit hinein ins flache Meer gebaut wurden. Auf dem geschütteten Verbindungsgängen dazwischen tummeln sich Kinder, Ziegen und viel Schmutz. An einer Anlegestelle wird die Ladung kleinere Boote, meist Reis, gelöscht. Junge Männer tragen die Säcke über Stege an Land.

Um nicht auf der bereits gefahrenen Trans-Flores-Straße nach Labuan Bajo zurückzufahren wähle ich eine Strecke entlang der Nordküste der Insel. Unterkünfte in kleinen Küstenorten gibt es ca. alle 120 km. Eine Stichstraße guter Qualität von der Hauptroute führt dort hin. Die Verbindungsstrecken entlang der Küste dagegen sind in meiner Karte in der niedrigsten Kategorie eingeordnet. Informationen über ihren Zustand finde ich nirgends.

Die ersten 50 Kilometer fahre ich auf bester Straße mit erstaunlich wenig Verkehr. Danach folgen einige Überraschungen. Auf Passagen direkt an der Küste ist die Straße weggespült, Mopeds können aber über Geröll passieren. Etwas später wieder gute Teerstraße, bis an steilen Küstenhügeln diese zur groben Schotterpiste wird. Mein Moped mit kleinen Reifen ist keine Geländemaschine. Ich muss aufpassen, dass ich nicht wegrutsche, bei steiler Bergfahrt über Geröll dreht der Hinterreifen durch. Die schlechten Straßenabschnitte zu befahren ist daher überhaupt kein Vergnügen. 

Drei Tage der Wechsel zwischen guter und schlechter Straße. Das genügt mir. Den letzten und wohl schwierigsten Abschnitt mit vielen Bergetappen mute ich mir und meiner Maschine nicht mehr zu. Bei der nächsten Gelegenheit fahre ich zurück zur Hauptroute. Diese erreiche in Ruteng, eine Tagesstrecke entfernt vom Ende meiner Mopedfahrt in Labuan Bajo. 

Vor ca. 14 Tagen bemerkte ich abends eine kleine Schürfwunde am Schienbein, mit bereits verkrusten Blut. Ich beachtete sie erst als einige Tage später die kleine Wunde anschwoll. In einer Apotheke holte ich mir Desinfektionsgase und verband damit das Bein. Beim Pflasterwechsel an diesem Nachmittag bemerke ich eine deutlich verschlechterte Wunde. An meine Selbstheilungskräfte glaube ich nicht mehr und begebe mich ins städtische Krankenhaus. Trotz mangelnder Indonesich-Kenntnisse erfolgt die Abfertigung zügig. Ich zahle so etwas wie ein Grundbetrag von einem Euro und werde zu einem Doktor geführt. Dieser diagnostiziert ein Geschwülst, verschreibt mir Antibiotika und zeigt wie ich die Wunde reinigen soll. Ich hoffe, das wird helfen. Schmerzen hatte ich zu keiner Zeit.

Am nächsten Tag endet meine Mopedfahrt. Die Leichtigkeit des Vorankommens hat mir sehr gefallen. Freue mich bereits darauf Mitte Dezember so eine Mopedfahrt – zusammen mit Marie – auf Bali zu wiederholen.

Vulkane, Meersalz und Holzbootbau.

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Nov 142017
 

399. Reisetag

8824 km

776 km Moped

 

130 Kilometer liegen vor mir, mit dem Moped eigentlich kein Problem – wenn nur das Sitzen bequemer wäre. Zwei Stunden auf der Schaumstoffbank und der Hintern schmerzt, und abends der Rücken. In der Haltungsfrage hat das Radfahren eindeutig Vorteile. Trotzdem, ich vermisse es nicht. Denke eher, wie einfach es wäre auf dem Moped die Welt zu erkunden.

Die anstrengungslosen Bergetappen sind ein Genuss zu fahren. Sie lassen mich weniger auf meinen Weg achten. Ich verfehle eine Abbiegung – nicht dass ich in die Büsche fahre – sondern in die falsche Richtung. Durch die kurvenreichen Bergstrecken ist mein Orientierungssinn eh durcheinander. Nach ca. 30 Kilometer Fahrt taucht vor mir das Meer auf. Das Ziel ist nahe – denke ich. Beim Schauen auf die digitale Karte merke ich den Fehler. Das ist das Meer auf der anderen Inselseite und passt so gar nicht zu meiner geplanten Inselroute. Muss also die gleiche Strecke wieder zurückfahren. Gerade noch rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen erreiche ich mein geplantes Ziel.

Am nächsten Tag steuere ich einen Vulkan an. Zunächst auf der Straße bis zum kleinen Ort Moni, in dem ich mir eine Unterkunft suche. Dann gehts mit dem Moped 800 m in die Höhe. Die letzten 250 m muss ich laufen. Unter mir in den Kelimutu-Kraterschlünden liegen zwei türkisfarbenen Seen. Ich sehe die Farbkleckse so gerade noch im letzten Sonnenschein. Ich ahnte es bereits, diesmal wird er mich erwischen der Regen und auf der Talfahrt setzt er kräftig ein. Zusätzlich habe ich in der Höhe noch eine Mitfahrerin geladen. Sie fragte nach einem Lift ins Tal. Meine Regensachen habe ich zum Glück dabei. Trotz diverser High-Tec-Membranen darin und stolzem Preis, wasserdicht sind sie nicht.
Ich krieche fast die steilen Serpentinen hinunter, da ich nicht weiß wie die Reifen auf dem nassen Asphalt, manchmal vermischt mit angeschwemmten Matsch, haften.

Meine Floresrundfahrt nähert sich ihrem östlichem Punkt. Die Inselseite habe ich gewechselt und wohne für ein paar Tage in einer Bambusmattenhütte direkt am Strand. Im minimaoistischen Hüttenbad einige Merkwürdigkeiten. In der Frühe schaut mich ein Krebs an, auf einem Balken in ca. 1 m Höhe. Später ist er verschwunden, wohin kann ich nicht feststellen. Ein toter Gecko auf dem Boden bewegt sich durch die Teamarbeit der Ameisen und wird natürlich entsorgt. Unerklärlich für mich, wo meine Seife geblieben ist, die ich am Vorabend noch benutzt hatte.

Hinter meinem Hütte ragt der Vulkan Egon (1708 m) in die Höhe. Er ist aktiv, heißt es. Die letzte Eruption gab es 2007. Dennoch kann man in erklimmen. Mit dem Moped lege ich die ersten 800 Höhenmeter zurück, dann heißt es laufen. Steinig und steil geht es in die Höhe, oft unter Einsatz der Hände. Bereits um 9 Uhr morgens erreiche ich den Kraterrand. Ein tolles Gefühl nach der Anstrengung des Aufstiegs, hier zu stehen. Mit einer Weitsicht auf die Flores See mit den vorgelagerten Inseln. Kein Mensch um mich herum. Die Aktivität des Vulkans beschränkt sich auf ein seitlichen Loch aus dem laut zischend eine Dampfsäule emporsteigt. Rechtzeitig hatte ich den Kraterrand erreicht. Der Abstieg erfolgt bereits in den Wolken.

Beim Zurückkommen steht das Moped noch an seinem Platz, nur die zwei Rückspiegel fehlen. Beim Nachkauf erstaunt mich der Preis, zwei Euro zahle ich für den Set. 

Ein weiterer Ausflug geht in ein nahes Dorf. Nahe dem Ufer in Bambushütten sieden Frauen in Wannen Meerwasser zur Salzgewinnung. Direkt daneben zimmern die Männer Holzboote. Die Bretter werden nicht verleimt oder genagelt sondern mit Holzdübel verbunden. Gefischt wird natürlich auch. Und wie leider überall liegt viel Plastikabfall herum.

Ein Dorffest.

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Nov 092017
 

394. Reisetag

8824 km

368 km Moped

 

Die Berg- und Talfahrt setze ich fort. Meine nächste Unterkunft liegt auf 1200 m Höhe in einem einfachen Hotel in der mittelgroßen Stadt Bajawa. Ich unterhalte mich mit Sipri, der im Hotel arbeitet über die Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Er fragt mich, ob ich an einem Dorffest teilnehmen möchte. Nicht in seinem Dorf sondern dem seiner Schwester. Eine Hauseinweihung wird gefeiert und dazu sind die umliegenden Dörfer eingeladen. Am ersten Tag wird getanzt, am zweiten geschlachtet und gegessen. Ich sage zu, jedoch nur für den ersten Tag, aufs Schlachten kann ich verzichten. Mit dem Moped fahren wir dort hin. 

Ein kleines Dorf. In der Mitte der Dorfplatz mit einer kleinen Holzkirche, davor Geisterhäuschen und ein ritueller Steinplatz. Eine Reihe Häuser ist darum angeordnet, meist aus Bambusmatten mit Wellblechdach. Vor den Häusern die Gräber der Verstorbenen in unterschiedlicher Ausführung, an den Eingängen ein Spalier von Rinderschädel und Schweinekiefer – Relikte vergangener Feste.
Ich werde in das Haus von Sipris Schwester gebeten. In der Küche erhalte ich den typischen Kaffee-Flores — gemahlene Bohnen auf die heißes Wasser geschüttet wird. Die Kaffeebüsche stehen direkt hinter dem Haus.
Das Leben der Hausgemeinschaft spielt sich in der Küche ab. Gekocht wird über offenem Feuer, Wasser wird von draußen geholt. Haustiere haben freien Zugang. Einige Hühner picken nach heruntergefallenen Reiskörner, zwei Hunde liegen träge in der Ecke, die Katze sitzt auf dem vollgestellten Tisch. 

Draußen ertönt Musik, ein kleiner Festzug zieht vor dem gefeierten Haus auf. Die Männer im dunklen Wickelrock nebst Schärpe um den Oberkörper und roter Mütze oder Tuch auf dem Kopf treten mit ihren langen Messern auf, die Frauen im dunklen Kleid und schwingenden gelben und weißen Tüchern. Rhythmisch tanzend bewegen sie sich vor dem Haus und über den Platz. Aus benachbarten Dörfern treffen weitere Tanzgruppen ein und gesellen sich dazu. Es gibt keinen Ablaufplan. Mal wird getanzt, dann herumgestanden, sich hingesetzt und Palmwein oder Arak getrunken und wieder getanzt. Vor den Häusern sitzen die Menschen und schauen zu. 

Die Besucher begeben sich dorfweise in vorbestimmte Häuser. Irgendwann wird dorthin Essen gebracht, Reis und Fleischstückchen. Ich erfahre eine Sonderbehandlung und erhalte eine schmackhafte Nudelsuppe. Zusammensitzen und den Tanzenden zuschauen zieht sich bis in den späten Nachmittag hinein. Gegen Abend fahre ich mit Sipri zurück zur Unterkunft. Da ich nicht glaube nochmals eine Dorfeinladung zu erhalten entscheide ich mich trotz des Schlachtens auch am nächsten Tag dabei zu sein. 

Um die Mittagszeit des nächsten Tages bin ich wieder dort. Ein Büffel ist an einem Geisterhäuschen angebunden. Kurze Zeit später versammeln sich die Männer und Zuschauer darum. Am Nasenring wird der Kopf nach oben gezogen – ich verziehe mich. Etwas später sitzen die Männer unter einer Plane und zerhacken das Tier in kleine Stücke, die in Kesseln gekocht werden. Zurück bleibt der Büffelkopf unter dem Geisterhäuschen.

Am Nachmittag treffen die männlichen Besucher aus den Nachbardörfern ein.  Sie treiben ein Schwein vor sich her, das unter einem Schattendach festgepfockt wird. Mitte des Nachmittags sind dort 12 fette Schweine versammelt. Welches Dorf ein Schwein mitbringt wird in ein Buch eingetragen um es mit vergangenen und zukünftigen Festen zu verrechnen.

Das Schlachten beginnt. Ich höre die Tiere nur jämmerlich quicken, wenn sie mit Stricken gebunden werden. Keiner versteht, dass ich mir das Gemetzel nicht mit anschauen möchte. 
Um die Borsten der Tiere zu entfernen werden sie mit Petroleum übergossen und angezündet. Für mich sieht es ein wenig nach Scheiterhaufen aus. Danach erfolgt das Zerhacken und Sieden des Fleisches, alles Männersache. 

Es dämmert bereits als die Frauen der Dörfer ankommen. In Bastkörben bringen sie Reis mit, der später in große Körbe geschüttet wird. Dieser Reis wird dann, zusammen mit dem Fleisch an die einzelnen Häuser verteilt. Die Prozedur dauert und es ist spät geworden. Viel zu spät um gemeinsam zu essen. Das verteilte Essen wird eingepackt und jeder Besucher nimmt es mit nach Hause. Es ist Tradition, das kein Besucher das Fest verlassen sollte, bevor er seine Essenportion erhalten hat. Ein etwas merkwürdiger Abschluss.