372. Reisetag
8596 km
Den großen Berg verlasse ich. Die vielen tiefen Küstenberge sorgen leider weiterhin für zu viel innerer Wärme.
Der Nordosten der Insel ist deutlich trockener. Weniger Reisfelder, dafür Zwiebelanbau und große Chilifelder. Am Straßenrand werden die Schoten getrocknet. Die Indonesier lieben es scharf. Selbst ein „Medium“ gewürztes Essen führt bei mir zu Schweißausbrüchen.
In einem kleinen Ort ist gerade Markttag. Der Verkauf erfolgt entlang der Straße. Davor Mopeds und haltende Autos. Selbst mit dem Rad komme ich kaum durch.
Die Nacht verbringe ich in einer Cottage an der Küste, nicht weit entfernt von der Fähre, die mich zur Nachbarinsel Sumbawa bringen wird. Das Umfeld ist ruhig. Ich sitze am Strand und versuche mein Indonesisch in einem Gespräch mit der Verkäuferin eines Kiosk zu testen. Die Vokabeln habe ich im Kopf, es fehlen diverse Bindeworte und an der Betonung muss ich noch deutlich arbeiten. Die Verständigung ist zäh, bringt aber Spaß.
Außer am Strand zu sitzen gibt es wenig zu erkunden. Eine gemütliche Trägheit lässt mich einen weiteren Tag an diesem Ort weilen. Es ist ein (fast) zeitloses reisen, ich lasse mich treiben. Erst im Dezember muss ich zurück auf Bali sein um die Insel zusammen mit Marie zu erkunden.
Einen Fahrplan für die Fähre zur nächsten Insel gibt es nicht. Ich fahre in der Frühe zum Anleger und hoffe, nicht allzu lange warten zu müssen. Im Gegensatz zur Fahrt Bali–Lombok herrscht hier kaum Betrieb. Selbst die Fähre ist bei der Abfahrt nicht voll.
Sumbawa ist dünn besiedelt. Touristen verschlägt es nur zu den Surfstränden im Westen der Insel, die nicht auf meiner Route liegen. Übernachtungsplätze an anderer Stelle sind per Internet in den zwei größeren Städten auszumachen. Wenige weitere gibt es, nur mir ist unklar wo. Im Notfall baue ich mein Zelt auf, würde es aber lieber im Gepäck lassen. Zum Zelten ist es zu heiß.
Vom Schiff aus erscheint die Insel arg hügelig. Die Straße führt zum Glück mit nicht allzu viel Steigungen entlang der Küste. Ab und zu eine Fischzuchtanlage, selten eine Ebene mit grünen Reisfeldern, meist trockene leicht hügelige Landschaften. Zur Mittagszeit frage ich in einem Ort nach einer Unterkunft. Die Verständigung läuft per Handy-Übersetzungsprogramm. Mir wird geholfen. Etwas später kommt ein Mann mit dem Motorrad vorbei. Ich werde zu einem Homestay geführt. Ganz passable. Am Abend bietet das angeschlossene Restaurant Karaoke-Einlagen an. Der Lärm währt nicht allzu lange. Der Indonesier geht früh schlafen um mit der Sonne aufzustehen.
Die nächste Unterkunft finde ich kurz vor der „großen“ Stadt Sumbawa-Besar in einer Anlage am Strand. Die Bambushütte ist sogar klimatisiert, die dazugehörige Nasszelle arg heruntergekommen.
15 Kilometer weiter, die zweitgrößte Stadt der Insel. Vom hölzernen Palast des letzten Sultans – noch im Reiseführer erwähnt – ist nur die ausgebrannte Ruine übrig geblieben. Ansonsten viel Verkehr und ein großer Basar.
Ich sitze lange bei meinem Morgenkaffee, lasse den Flair dieser Stadt auf mich wirken. Beim abendlichen Essengehen werde ich von der Straße weg hinein in eine kleine Privatschule gerufen. Fünf ca. 10-jährigen Schülerinnen stehe ich für Fragen im Englischunterricht zur Verfügung. Diese kommen jedoch recht spärlich und mehr von mir und ihrem Lehrer.
Drei Nächte bleibe ich an diesem Ort.