Landpartie.

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Sep 302017
 

Hinterm Reisfeld übernachte ich in eine der Bambushütten.

354. Reisetag

8284 km

 

Die Landschaft der Insel Lombok ist geprägt durch den 3.726 Meter hohen Vulkan Rinjani, dem zweithöchsten in Indonesien. Einen Abstecher mache ich zu seiner südliche Flanke, um dem ländlichen Leben ein wenig näher zu sein.

Die Unterkunft recherchiere ich im Internet. Abseits von Stränden und größeren Orte sind diese rar. Sie liegt in ca. 45 km Entfernung und 400 m Höhe am Randes der Rinjani Nationalparks.

Genussvoll wird die Fahrt erst nach dem Verlassen der Hauptstadt und -straße. Auf den Nebenstrecken bin ich mitten im Landleben. In kleine Orten mit großen Moscheen, fahre zwischen Reis-, Mais- und Gemüsefelder auf guten Straßen und holperigen Wegen, bei denen ich bange habe, dass sie unversehens enden. Immer wieder wird mir unterwegs zugerufen: „Where do you go?“ Den Namen meines Ziels weiß ich natürlich nicht. Ist, wenn überhaupt, nur ein Kleinstdorf. Und wohin mich mein (Lebens-)Weg noch führen wird weiß ich noch weniger.

Die ausgesuchte Unterkunft liegt inmitten von Reisfeldern und Fischteichen. An einem Tisch sitzen einige Jungs. Ich versuche eine Unterhaltung auf Indonesisch, Englisch sprechen sie nicht. Alter, Name und woher klappt bereits. Ich bestelle einen „kopi tampa gula dan susu“ (Kaffee ohne Zucker und Milch). Neben einigen Bambushütten zur Übernachtung ist es auch ein Restaurant. 

Am Nachmittag erschallt Trommel- und Schellenmusik. Ich werde gefragt ob ich die traditionelle Musik life erleben möchte. Ein Junge wird abgeordnet mich auf seinem Motorrad dort hin zu bringen. Zwei Musikgruppen begleiten mit Trommeln und Schellen im Nachbardorf einen Hochzeitsumzug. Die Teilnehmer des Umzuges sind festlich gekleidet. Die Braut scheint ein wenig überfordert zu sein. Freudig wirkt sie nicht. Den Bräutigam habe ich nicht ausfindig machen können.

Ich bin zwar mitten in der Natur, kaum Mücken, die mich piesacken und die Temperatur stimmt. Ohne Fan ist es in meiner Hütte auszuhalten. Ruhe finde ich trotzdem nicht. Die halbe Nacht konzertieren die Frösche im Reisfeld und in der morgendlichen Nacht startet ausdauernd der Muezzin. Kräftig in die Höhe radele ich an diesem Tag, in den den Rinjani umgebenden Nationalpark, in diesem Bereich mit vielen Wasserfällen. Ich werde am Eingang des Parks von einem Guide mit einer so angenehmen ruhigen Stimme angesprochen, das ich einwillige. Normalerweise bin ich lieber alleine unterwegs. Ohne ihn hätte ich auch nicht alle Wasserfälle gefunden. Ein Fall von den fünf gesehenen ist etwas besonderes. Direkt aus einer Quellschicht stürzt das Wasser in die Tiefe, kein Fluss, der in speist. Der Nationalpark ist nicht der Natur überlassen. Er ist Regierungsland, die Familien der umliegenden Dörfern dürfen jeweils Teilflächen kultivieren. Sie pflanzen Bananenstauden und Kaffeesträucher, die eine gewisse Höhe benötigen. Vereinzelt stehen Kakaobäume.

Nach unserem Rundgang lädt mich mein Guide zu sich nach Hause ein. Es gibt etwas zu essen und der Muezzin ruft. Ich sitze plötzlich alleine da, mein Guide und dessen Vater ziehen sich schnell um und verschwinden zur nahen Moschee. Nach ca. 20 Minuten kommen sie wieder und wir trinken Kaffee zusammen. Mein Guide erklärt mit die wichtigste Sportart der Insel – Gangsing. Ein Kreisel wird mittels Seil zum Drehen gebracht. Anschließend wird dieser von anderen Kreiseln getroffen. So ganz habe ich nicht verstanden wie daraus ein Mannschaftsspiel wird. Was bei uns der Fußball, ist hier das Gangsing-Spiel.

Am nächsten Tag beende ich meinen Abstecher ins Landesinnere und fahre zurück an die Küste. Eine einfache Fahrt. Es geht bergab – ich lasse es rollen.

Auf Lombok angekommen.

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Sep 272017
 

Belebte Straße am Markt.

351. Reisetag

8153 km

 

Trotz Trockenzeit, am Morgen hängen die Wolken tief und es regnet kräftig. Der erste Regenguss seit Monaten, anfangs ein erfrischendes Gefühl, aber schon bald wird’s schwül. Nach dem Morgenkaffee bin ich durchgeschwitzt. An diesem Tag beginne ich mit dem Inselhopping zur Nachbarinsel Lombok. Einen festen Fahrplan hat die Autofähre nicht, aber es fahren diverse am Tag. Am Anleger seht eine lange Schlange vollbeladenen Lkws. Nur eine kleine Anzahl findet auf der nächsten Fähre seinen Platz. Der Gütertransport über die vielen Inseln ist aufwändig.
Die Fahrt dauert ca. fünf Stunden. Zusätzlich warten wir eine weitere im Hafen bis der Fähranleger frei wird. 

Eine lange Weiterfahrt steht nicht an. Am Vortag buchte ich im Internet die einzige Unterkunft in der Nähe des Anlegers. Der Name „Sunset Hideaway“ deutet bereits an, dass sie schwer zu finden ist. Auf einer Landzunge am Ende eines Sandweges direkt an der Küste nächtige ich in einer kleinen Bambushütte mit Freiluftbad. Am Abend erhalte ich einen gebratenen Fisch und am Morgen den inseltypischen Kopi Lombok. Es ist eine ruhige Unterkunft, wenn der Muezzin nicht wäre. Auf Bali gibt es bereits viele Hindutempel, auf Lombok aber noch deutlich mehr Moscheen. 

Die morgendliche Fahrt erfolgt zunächst entlang eines Flusses umgeben von Mangroven, danach tauche ich auf schmalen Straßen in ein ländliches Lombok ein. Auf den Feldern wird Reis gepflanzt, Bauern treiben ihre Kühe auf der Straße, mit Hand wird die Tonmischung in einfachen Schablonen in Ziegelform gebracht und nach dem Trocknen gebrannt. Jedes noch so kleine Dorf hat seine Moschee, ein meist schmucker großer Bau.

Nahe dem kommerziellen Zentrum der Insel in der alten Hafenstadt Ampenan suche ich mir eine passable Unterkunft und bleibe zwei Tage. Ich beobachte gerne das Leben in den Städten, in denen viel improvisiert werden muss um das Leben zu meistern. Nicht das gut organisierte aber langweilige wie in Australien oder Neuseeland.
Ziellos durch die Straßen und schmalen Gassen schlendern, in den kleinen Restaurants essen, einen Kaffee trinken, den Straßenhändlern zuzuschauen und natürlich die Märkte erkunden. An statt mit Taxis kutschieren kleinen Pferdefuhrwerken die Menschen. Rund um die alte Markthalle herrscht reger Betrieb. In den Seitenstraßen ist wenig los. Viele Häuser scheinen unbewohnt zu sein. 

Küste, Tod und viele Touristen.

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Sep 232017
 

347. Reisetag

8109 km

 

Die Erkundung von Bali kann warten. Zusammen mit Marie werden wir die Insel im Dezember bereisen. Bis dahin habe ich viel Zeit die Nachbarinseln zu besuchen. 

In der Frühe verlasse ich Denpasar Richtung Fährhafen Badang Bay entlang einer küstennahen Straße. Keine Berge stellen sich mir in den Weg, die sehe ich nur im Hintergrund. Das Fahrvergnügen wird von den eng vorbeiflitzenden Motorrädern getrübt. Damit muss ich mich wohl in der nächsten Zeit abfinden. Mein Augen erfreuen sich über das Grün der Felder. Trotz Trockenzeit klappt die Bewässerung. Reis, Mais u.a. wird zu jeder Jahreszeit gepflanzt und geerntet. Das ist mein erster Eindruck vom Landleben.

Am Strand sehe ich eine Gruppe Menschen in Andacht sitzen. Ich halte und habe das Glück, dass ein Beteiligter mir die Situation erklärt. Hier ist ein heiliger Ort. Und wie man mir sagte muss es kein sauberer sein. Ist es auch nicht.
Eine Großfamilie ist zusammen gekommen um Abschied von den Seelen ihrer Toten zu nehmen. Ihre Körper wurden bereits verbrannt, der Abschied des Leiblichen ist damit erfolgt. Später (also an diesem Tag) erfolgt der Abschied von der Seele. Der Name des Toten wurde auf ein Holz geritzt, dieses verbrannt und die Asche wird am Ende des Tages ins Meer gestreut. Für die vielen Mitglieder der zerstreut lebenden Familie ist es aufwändig diese Feier zu organisieren. Deshalb wird hier der Abschied von gleich sechs Totenseelen (aus der Familie) von einem Priester zelebriert. Nach der Feier sind die Seelen frei für erneute Inkarnationen.

Bereits gestern in Denpasar begegnete ich dem Tod beim Beginn eines Beerdigungsumzuges. Ein Sarg wurde in einem kleinen „Begräbnisturm“ von mehreren Männern getragen. Die aufwendige Turmkonstruktion wurde beim Gang oftmals in alle vier Himmelsrichtungen gedreht – um die Seele des Verstorbenen zu verwirren und so eine Rückkehr zu verhindern (letzteres habe ich nachgelesen). Dazu gab es laute Schellenmusik. Wegen des großen Gedrängels folgte ich dem Zug nicht.

An diesem Heiligen Ort am Meeresufer steht ein Hindutempel. Für dessen Besuch leihe ich mir (gegen einen keinen Obolus) einen Sarong, um die Anlage betreten zu dürfen. Hinter dem großen Eingangstor diverse kleine Tempel/Altäre und eine Höhle mit weiteren. Interessant ist die Höhlendecke an der Unmengen von Fledermäusen hängen. Ihr Dreck scheint niemanden zu stören.

Noch einen Abkürzung über einen Nebenweg und ich bin in Badang Bay, einem kleinen Ort, der von durchreisenden Touristen lebt. Von hier fahren nicht nur die Autofähren nach Lombok, sondern auch Schnellboote zu den Gili-Inseln, deren Strände und Tauchmöglichkeiten die Touristenscharen anzieht. Ganz klar, diese Inselgruppe werde ich meiden.

In der Nacht wache ich mehrmals durch ein kurzes Ruckeln auf, höre ein Knacken im Gemäuer. Es ist ein unheimliches Gefühl, wenn die Erde bebt. In Spiegel-online lese ich am Morgen, dass der Vulkan Gunung Agung heftig brodelt und ein Ausbruch zu erwarten ist. Die Menschen im nahen Umkreis werden bereits evakuiert.

In meinem Reiseführer wird auf die Schwierigkeiten der Müllentsorgung auf den Inseln hingewiesen. Der Müll landet am Wegesrand, in Flüssen und Meer. Recycling gibt es selten.
Ich versuche möglichst auf Plastik zu verzichten. Das ist schwierig. Alles Trinkwasser wird in Plastik-Flaschen gehandelt. Meine zwei Flaschen (fürs Rad) kann ich von Großen nachfüllen, das geht nur manchmal. Außerdem habe ich sie nicht immer dabei. Auf dem Markt oder Supermarkt wird grundsätzlich das Gekaufte in Plastiktüten verpackt, da habe ich meinen Rucksack oder nutze eine alte Tüte. Im Restaurant werden Säfte mit Strohhalm serviert – diese zu vermeiden ist bereits schwieriger.

Denpasar.

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Sep 212017
 

Überall Tempel.

345. Reisetag

8064 km

 

Wieder um 3.30 Uhr auf der Straße, diesmal mit verpacktem Rad. Ein Bus bringt mich zum Flughafen. Nach zwei Stunden Flug lande ich bereits auf Bali. Die Hitze und der Linksverkehr bleiben, ansonsten habe ich die geordnete (australische) Welt verlassen.
Auf der Straße erst einmal Chaos an dass ich mich (wieder) gewöhnen muss. Der Strom der Motorräder reißt mich mit. Er schlängelt, wenn Platz ist, zwischen den Autos hindurch, manchmal auf die Gegenspur. Ich versuche mich links zu halten. Das ist aber der Bereich der einfädelnden Motorräder und der auf der falschen Seite entgegenkommenden. Einen Seitenstreifen gibt es nicht und die Straßen sind recht schmal. Ich entwickele so etwas wie ein Jagdgefühl, versuche freie Fläche vor mir zu nutzen. Beim Abbiegen bewege ich mich langsam in den steten Verkehrsfluss hinein. Zögern bedeutet Stillstand. Entgegenkommende Motorräder und Autos weichen aus. So erreiche ich mein Ziel, ein unerwartet gutes Hotel in der Mitte der Altstadt von Denpasar. (Die Übernachtung kostet so viel wie auf einem Campingplatz in Australien.)

Obwohl Bali von Touristen überlaufen ist. Denpasar scheinen sie auszulassen. Kein Strand, keine Hotelmeile dafür gedrängt stehende alte Häuser, kleine Märkte und viel Verkehr. Alles durchdrungen von hinduistischen Tempeln. Der Übergang Tempel zu Privat-/Geschäftshaus ist oft fließend. Im Hof, neben den Altären, wird gearbeitet, gewohnt und es stehen Motorräder/Autos herum. Auf den schmalen Gehwegen liegen Opfergaben für die Dämonen, in erhöhter Position die für die Götter. Jeden Morgen werden vor meinem Zimmer vom Baum heruntergefallene Blüten aufgehoben und zu Opfergaben verarbeitet.

Die alte Markthalle wurde 2016 durch ein Feuer beschädigt und ist abgerissen, der Neubau besteht zur Zeit erst aus einer Baugrube. Teilweise ist der Verkauf auf die Straße verlagert. Der Gemüse- und Obstverkauf an den Ständen scheint Frauensache zu sein. 

Herrlich wieder jede Menge Obst kaufen zu können, dazu einige exotische Früchte. Papaya und die Frucht der Salak-Palme sind meine Favoriten. Letztere schmeckt wie eine Mischung aus Birne und Erdbeere und soll dazu sehr gesund sein.

Der baumumstandene Puputan-Platz mit seiner Wiese bietet Spielraum in der ansonsten beengten Altstadt. Auf einer Bank im Schatten sehe ich den unterschiedlichsten Aktivitäten zu. An Tischen wird Schachgespielt, Jugendliche üben Jonglieren, eine Meditationsgruppe trifft sich und vieles mehr. 

An einem Tag marschieren Festumzüge durch die Stadt. Am Abend werden auf Bühnen am zentralen Puputan Platz Tänze aufgeführt. Jungen und Männer machen die Musik, Frauen tanzen.

Es ist ein balinesischer Festtag, zum Beten, Feiern und Fröhlichsein wie ich erfahre. Genaueres habe ich trotz längerer Unterhaltung nicht herausbekommen oder verstanden.

Einige Dinge muss ich in Denpasar erledigen. Zunächst benötige ich eine neue Sim-Karte für mein Handy. Obwohl ich ein 60 Tage Visa habe, beantrage ich gleich eine Verlängerung um 30 Tage. Das dauert ein paar Tage. Damit bin ich für meine geplante Weiterfahrt flexibler. Mein Gepäck reduziere ich auf die zwei Hintertaschen. Warme Sachen, Kocher, Schlafsack benötige ich nicht, dafür suche ich ein Zwischenlager. (Ich komme zurück in die Stadt). Von Zelt und Luftmatratze mag ich mich nicht trennen. Es gibt bei meiner geplanten Rundfahrt über benachbarte Inseln Strecken mit wenig Unterkunftsmöglichkeiten. 

Abseits von den Touristenströmen und ich merke es bereits in meiner Unterkunft, Englischkenntnisse sind rar. Zum Glück wird im Indonesischen das lateinische Alphabet verwendet und die Aussprache ist nicht sehr kompliziert. Die Worte sind jedoch völlig fremd. Das Vokabellernen bereitet mir große Probleme. Für kurze Zeit habe sie im Kopf, dann sind sie wieder weg. Ich versuche dran zu bleiben!