6032 km
Der Murray liegt hinter mir, der Zug ab Adelaide Richtung Norden fährt erst am 30. Juli.
Zunächst fahre ich entlang der Küste auf bestem Radweg in die Stadt Victor Harbor. Meist durch Dünenlandschaften, oft mit Blick auf das tosendes Meer. Für Surfer ist es wegen der hohen Wellen ein beliebter Küstenabschnitt. Ich sehe die in Neopren gehüllten Gestalten in der Ferne auf ihren Brettern liegen. Selten schafft einer den Ritt.
Victor Harbor ist ein in die Jahre gekommener Ausflugsort mit vorgelagerter Insel aus Granitgestein. Ein langer Damm verbindet diese mit dem Festland, auf dem Pferde einen nostalgischen Eisenbahnwagen auf Schienen mit geh faulen Touristen ziehen.
Eine Unterkunft finde ich im alten Anchorage Hotel direkt an der Küste, erstaunlich günstig und gut. Spontan buche ich weitere zwei Nächte zumal Regen angesagt ist. Am nächsten Tag erfolgt als erstes der längst fällige Friseurbesuch. Danach zieht es ein wenig um den Kopf.
Endlich habe ich wieder eine Online-Verbindung um den Blog zu plazieren und Informationen für die Weiterfahrt einzuholen. Im Zwischenmonat bis zur Zugabfahrt möchte ich ins Outback eindringen, in die Flinders Range, ein abseits gelegener Gebirgszug. Und es gibt sogar einen Trail für Mountainbiker von Adelaide aus dorthin, 900 Kilometer lang. Bin gespannt, wie ich diesen mit meinem Tourenrad und dem Gepäck meistere. Den Trail werde ich in umgekehrter Richtung fahren, da der Endabschnitt besonders interessant ist und aus Zeitgründen wohl ein wenig abkürzen.
Zunächst radele ich ins 80 Kilometer entfernte Adelaide. Bleibe einen Tag um notwenige Besorgungen für unterwegs zu machen. Am folgenden Tag in der Frühe besteige ich mit nur zwei weiteren Passagieren den einmal wöchentlich fahrenden Bus in die Flinders Range. Die Personenbeförderung ist bei dieser Fahrt eine gewünschte Nebeneinnahme. Die Auslieferung von Milch ist die Hauptaufgabe, entsprechend oft wird an den Läden auf der Strecke gehalten.
Andere öffentliche Transportmöglichkeiten in das abseits gelegene Gebiet gibt es nicht.
Küstennah geht die Busfahrt entlang riesiger Weizenfelder und Weingüter. Je weiter wir ins nördliche Binnenland vordringen desto arider wird die Landschaft. In den weiten trockenen Tälern weiden Schafe. Ab und zu überqueren Emus die Straße und Kängurus hüpfen erschreckt davon. Gesäumt sind die Täler von ockerfarbenen Gebirgszügen.
Ich erhalte einen Eindruck, was mich in den nächsten Tagen erwarten wird. Einsame Landschaften mit tollen Bergblicken. Ich freue mich darauf.
Nach 10 Stunden Fahrt und 450 Kilometer Wegstrecke ist meine Fahrt zu Ende. Ich verlasse den Bus in Parachilna, einem Ort bestehend aus einem Hotel und zwei Häusern. Es gibt einen etwas trostlosen Campingplatz mit einigen Cabins. Ich wähle die Backpacker-Variante mit Bett und E-Heizung, Dusche und WC als Gemeinschaftseinrichtung. Erstaunt bin ich über die Anzahl der Wohnwagen an diesem Platz, an dem eigentlich nichts ist. Viele australische Touristen sind unterwegs. Mir scheint, einige davon ziehen entsprechend der Jahreszeit – wie die Zugvögel – mit ihrem mobilen Heim durchs Land.
Es dunkelt bereits, kochen muss ich zum Glück nicht. Im Hotel erhalte ich am Abend ein unerwartet gutes Fischessen, dazu ein Bier. Früh ziehe mich in meine Cabin zurück.
Internet gibt es im Outback nicht, deshalb verspätete Blogs.