135. Reisetag
2847 km
Sie nennt sich „Adventure Capital of the world“, Events wie Skydiving, Paragliding, Bungyjumping und vieles mehr stehen auf der Liste der Veranstalter. Die Stadt liegt an einem großen See, rundherum hohe Berge, kein Wunder, dass die Touristen kommen. Die Folge, alles ist ausgebucht, selbst am Abend der Zeltplatz.
Die Frage, was machen wir in dieser Stadt, die überlaufen und nicht einmal schön ist. Schuld ist das Australische Immigration Office. Ich hatte online einen Visaantrag für einen sechsmonatigen Aufenthalt gestellt und erhalte die Nachricht, dass dafür einen Gesundheitscheck nebst Lungen-Röntgenbild gemacht werden soll. Ich versuche mich darüber nicht zu ärgern, verwerfe den Gedanken nicht ins Land zu fahren, sondern ergebe mich der Bürokratie. Die Untersuchung ist ähnlich wie bei der Musterung. Ich erfahre, dass ich mittlerweile um drei Zentimeter geschrumpft bin, Blutdruck und Zähne sind ok usw. Einfach lächerlich für ein Visa.
Nach drei Nächten auf einem überfüllten und lauten Campingplatz freuen wir uns auf die Weiterfahrt. Mit dem alten Dampfschiff Earnslaw, 1912 erbaut, überqueren wir den See Wakatipu. An der Anlegestelle ist es noch umtriebig, die Passagiere besuchen eine „Musterfarm“ mit Schafschur, Reitmöglichkeit und BBQ. Wir starten auf dem „Around the Mountains“ Radtrack, einer Schotterstraße durch hügelig karge Landschaft, mit See- und Bergkulisse im Hintergrund. Nach 25 Kilometern kommt eine kurze aber bissige Steigung über 350 Höhenmeter. Uns geht die Puste aus, wir schieben hinauf. Oben erwartet uns eine hügelige langsam abfallende und sehr trockene Plateaulandschaft. Und eine kleine Seltenheit, keine Zäune sind zu sehen im sonst eingezäunten Land.
An einem einsamen See auf einfachem DOC (Department of Conservation)-Platz, mit Plumsklo und Seewasserwasserhahn, bauen wir unser Zelt auf. Spät am Abend dann die Störung. Mit laufendem Motor und viel Gelärme wird in der Nähe das Familienzelt aufgestellt, anschließend lautstark die Hunde gerufen. Nächtliche Ruhe ist auch inmitten der Natur eine Seltenheit.
Am nächsten Morgen wird die Schotterstraße schottriger, das Fahren im losen Schotter anstrengend. Meine Schotterschnecke hält sich trotzdem wacker. Einige Autos brausen mit ungeminderter Geschwindigkeit an uns vorbei und stauben uns ein. Rücksichtsvolle Fahrer sind rar. Wir sind froh, die letzten 30 Kilometer auf Teerstraße zurückzulegen, leider mit viel Verkehr.
Die nächste Bleibe in Te Anau ist wiederum Touristenmetropole. Uns bleibt der unruhige Zeltplatz, alles andere ist ausgebucht. Von hier starten die Touren in das Weltkulturerbe der Fjordlandschafen mit dem Milford- und Doubtful-Sound. Fast ein Muss für den Neuseelandurlauber. Auch wir sind dabei. Gerne hätten wir eine Übernacht-Tour auf einem Boot unternommen. Leider sind diese seit langem ausgebucht. Uns bleibt die Tagestour in den Doubtful-Sound.
Morgens mit dem Bus zur Anlegestelle, mit einem Schnellboot über den Manapouri-See. Mit einem Bus über einen Pass und hinunter zum Sound. Die eigentliche Bootsfahrt beginnt. In drei Stunden tuckern wir durch den engen Sound zum offenen Meer und wieder zurück. Alles ist bestens organisiert um Menschenmassen durchzuschleusen.
Das Besondere für uns ist die Morgenstimmung. Die Sonne geht auf und verdrängt langsam die über dem Wasser hängenden Nebel und Wolken. Der Sound ist eine schmaler Fjord, von hohen Bergen umgeben. In der Morgensonne beeindruckend, bei der Rückfahrt zur Mittagszeit einfach eine schöne Landschaft.
Te Anau liegt sozusagen in einer 160 km langen Sackgasse, die nach weiteren 120 km beim Milford-Sound endet. Mit dem Bus fahren wir zurück nach Queenstown. In einem Hostel hatte Marie dort ein freies Zimmer per Internet ausfindig gemacht. Wie so oft, ein völlig überfülltes und enges Haus. Durch ein eigenes Zimmer trotzdem besser als der Campingplatz.