Faszinierende stinkende Touristenmetropole.

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Nov 282016
 

dsc0644847. Reisetag

1082 km

 

Ein nach Schwefelwasserstoff riechender Odem liegt über Rotorua. Wir weilen in Neuseelands aktivster Thermalgegend. Die qualmenden Erdlöcher, blubbernden Schlammtümpel und dampfenden Seen ziehen trotz des durchdringenden Geruchs nach faulen Eiern die Touristenkarawanen an, uns eingeschlossen. Nicht nur in der Stadt, auch rundherum dampft, blubbert und spritzt es aus der Erde. Der letzte Vulkanausbruch war 1886. Und alles wird touristisch vermarktet, die Thermalbäder, Geysiere und von der Asche begrabenen Dörfer. 

Ich bin fasziniert von diesen noch nie gesehenen Naturereignissen. Mitten in der Stadt treibt der Wind Wasserdampfschwaden über Tümpel und Seen oder eine graue breiige kochende Flüssigkeit spritzt aus Löchern. Wir schauen uns nur die frei zugänglichen vulkanischen Aktivitäten an. Erst auf unserer Weiterfahrt werden wir einige vulkanische Besonderheiten besuchen.

In Rotorua bleiben wir fünf Nächte in einem netten Hostel. Die Besitzerin kommt aus Deutschland und ist in Neuseeland „hängen“ geblieben. Solche Lebenswege finde ich interessant. Ich hätte mir ebenfalls vorstellen können mich irgendwo in der Welt niederzulassen. Nur ergab sich bisher keine passende Gelegenheit.

In Rotorua machen wir einige Radausflüge durch dampfende Gegenden und in den Redwoodforest mit riesigen Mammutbäumen. Eigentlich wollten wir im Forest mit dem Rad herumfahren, sind aber in dem Teil des Waldes angekommen, der nur für Spaziergänger freigegeben ist. (Alles ist, wie bereits erwähnt, wohlgeordnet in diesem Lande.) Also sind wir gewandert, ist auch schön.

An einem anderen Tag besucht Marie ein Maori-Thermal-Village mit Dorfbesichtigungsprogramm und Show. Ich mag solche Veranstaltungen und Orte nicht, bei denen alles organisiert ist und Busladungen durchgeschleust werden. Allzu viele gibt es davon in Neuseeland und die Eintrittspreise von 25 Euro und mehr sind recht hoch.

Trotz Thomas Bedenken habe ich einen interessanten Ausflug erlebt. Das Whakarewarewa Village ist ein belebtes Dorf, in dem die Geothermik zum Kochen, Heizen und Baden verwendet wird. Das Essen wird als „Hangi“ in einem Erdloch zubereitet. Durch die Zubereitung mittels Dampf kann das Essen nicht anbrennen und es ist eine einfache Möglichkeit der Essenszubereitung. Das heiße Wasser wird kanalisiert und in Becken zum Baden gesammelt. Abends, wenn die Touristen das Dorf verlassen haben nutzen die Bewohner diese Gelegenheit.

Die Tanz- und Gesangsaufführung war nett, aber kein Muss. Der Haka-Tanz wirkt auf der Bühne eben nicht kriegerisch oder stark sondern touristisch aufbereitet. Sogar das deutsche Fernsehen war da. RTL Explosiv berichtet vermutlich samstags in 2 oder 3 Wochen über dieses Dorf.

Hobbiton.

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Nov 232016
 

dsc0638942. Reisetag

1036 km

60 km Bus

 

Die Weiterfahrt nach Matamata ist unspektakulär gut. Das Wetter radfahrerInnenfreundlich – der Wind kommt kontinuierlich von der Seite ohne starke Böen, die uns aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Der Himmel blau mit kleinen Wölkchen betupft. Unterwegs besichtigen wir ein Art Heimatmuseum und trinken das erste L+P (Lemon und Paeroa), ein süßes Limonadengetränk der Gegend, mittlerweile von Coca Cola übernommen.

Das Hostel in Matamata eröffnete vor 3 Wochen, ist nicht überfüllt und riecht nach Neubau. Es hängen noch keine Schilder „Keep the kitchen tidy“, „Don´t do this“ und „Do that“. In Folge dessen steht Lauren, die Besitzerin morgens in der Küche und räumt den Spül weg.

Ein kleiner Exkurs über meine Erfahrungen mit jungen Menschen in Hostelküchen. Ich denke häufiger „Hey ich bin nicht eure Mutti“ (die alles hinter euch herräumt). Und es gibt nette Augenblicke: Ein junger deutscher Backpacker präsentiert stolz seinen ersten Auflauf. Wir werden häufig gesiezt, obwohl wir die Anderen duzen. Vermutlich liegt es an unserem Alter?

Am nächsten Tag starten wir unseren Hobbitonausflug, dem Drehort von Mittelerde aus dem Herr der Ringe. Mit ca. 35 anderen Touristen sitzen wir im ersten Bus. In Hobbiton angekommen werden wir zügig durchs Gelände geführt. Im 10-minütigen Abstand startet die nächste Gruppe und so geht es wohl den ganzen Tag. Alles bestens organisiert, beim hohen Eintrittspreis von ca. 55 Euro/Person auch zu erwarten. Eine höchst profitable Geschäftsidee.

Wir sehen bei unserem Gang vor allem die Türen der 44 Hobbithäuschen am Grashang, alles Kulisse. Dahinter ist nichts. Davor alles nett plaziert: Ein auf alt getrimmter Zaun, dahinter der Vorgarten mit Blumen und weiteren schön anzusehenden Dinge. Wir erfahren wie dieses Gelände entdeckt wurde, die Armee kam mit Bulldozern und half bei der Gestaltung mit. Ein in der Geschichte erwähnter Baum wurde künstlich errichtet und mit tausenden von Plastikblättern versehen usw.

Und immer wieder werden wir mit „Keep your last picture please, we have to continue“ zur Eile angetrieben. Das mit dem Fotografieren ist schwierig. Meist steht schon ein Chinese oder Japaner vor dem Motiv um mit ins Bild integrieret zu werden.

Nach 2 Stunden Hobbiton-Häuschenfassadenschauen, einem Hobbitfreigetränk und nicht immer verständlichen Infos ist der Rundgang beendet. Das ist wohl nur eine Tour für eingefleischte Hobbitfans. Wir sind froh als wir wieder im Bus sitzen.

Die 60 km entfernte Stadt Rotorua können wir nur über eine stark befahrene Straße erreichen. Wir wählen wieder die Busvariante. Der Busfahrer verweigert diesmal aus Platzgründen die Mitnahme der Räder. Hätte er gewollt und die Taschen der anderen Reisenden anders plaziert, wäre Platz gewesen. Wir werden nicht mitgenommen und am nächsten Tag kann es uns genau so gehen. Frustriert kehren wir ins Hostel zurück.

Dank der Hilfe einer super engagierten Mitarbeiterin des örtlichen Touristenoffice schaffen wir es am nächsten Tag. Sie organisiert uns eine Tour in den Hobbiton-Bussen, die aus diversen Städten den Filmort anfahren. Erleichtert und dankbar für diese Hilfe erreichen wir Roturoa. Dort mieten wir uns wieder in ein Hostel ein.

Der Hauraki-Railtrail.

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Nov 192016
 

dsc0618538. Reisetag

985 km

280 km Bus

 

Ein schweres Erdbeben erschüttert in der Nacht die Südinsel Neuseelands. Am Morgen ist es das Thema auf dem Campingplatz. Wir wissen nicht, ob es unsere Reisepläne beeinflussen wird, da das Zentrum auf der Südinsel lag.

Wir entscheiden uns nach Auckland mit dem Bus zu fahren. Es gibt zu wenig Nebenstrecken um die Hauptverbindungsstraße mit dem vielen Verkehr zu meiden. Im Bus gibt es erstaunlicherweise gute Internetverbindung. Per Mail können wir die Daheimgebliebenen informieren, dass wir vom starken Beben nichts mitbekommen haben. Auckland ist nur Zwischenstation auf der Fahrt in den Süden.

Wie in allen größeren Städten frischen wir unsere Vorräte auf. Trotz großem Supermarkt sind die Preise hoch und oft nicht nachvollziehbar. So kostet ein deutsches importiertes Bier, deutlich weniger als sein neuseeländisches Gegenstück. Als Agrarland mit vielen Kühen sollten Milchprodukte eigentlich günstig sein, stimmt aber nicht. Die Käseherstellung ist auf der Cheddarproduktion stehen geblieben. Die neuseeländische Butter ist in Deutschland günstiger als in den hiesigen Auslagen, sagte mir ein hier lebender Deutscher. Brot bedeutet Toastbrot und wird meterweise in Regalen angeboten.

Wir verlassen Auckland wiederum mit dem Bus. Es regnet und wir sind froh die nächsten 120 km im Trockenen zurückzulegen. In Thames, am Randes der Coromandel-Halbinsel steigen wir aus. Im Ort treffen wir auf ein Deutsches Radlerpaar mit 11 monatigem Kind. Trotz heftiger werdenden Regens übernachten sie im Zelt. Wir sind weniger genügsam und suchen uns eine feste Unterkunft. Nach dem letzten – so hoffen wir es – kräftigem Regenschauer am nächsten Morgen verlassen wir unsere etwas angeplüschte Pension. Die Weiterfahrt erfolgt erstmals auf einem Weg nur für Radfahrer und Fußgänger, dem Hauraki-Railtrail. Ein alter Eisenbahndamm wurde entsprechend umgebaut. Wie es bei den Neuseeländern so ist, alles muss perfekt sein. Eine Hauptstraße wurde untertunnelt, der Weg beidseitig eingezäunt und die unzähligen Weidenübergänge mit holprig zu befahrenen Kuhbremsen bestückt.

Wir fahren durch ein breites Tal umgeben von endlosen Weiden. Immer geradeaus, fast etwas langweilig aber angenehm.
Ein Schrei von Marie schreckt mich bei einem Halt auf. Den Flügelschlag eines Vogels nehme ich noch war. Sie wurde hinterrücks von diesem attackiert.

In der Kleinstadt Paeroa mieten wir uns für zwei Nächte in ein Motel ein, Dauerregen ist für den nächsten Tag vorhergesagt. Nach einem sonnigen Morgen gibt es am Nachmittag einige heftige Güsse. Wir genießen das Nichtstun und stellen fest, der Wetterbericht ist ein unzuverlässiger Tourenplaner.

Einen wunderschönen Seitenabstecher machen wir am nächsten Tag durch die Karangahake Schlucht. Entlang eines Flusses und wiederum auf einem alten Bahndamm radeln wir gemächlich in die Höhe.
In diesem Tal gab es einst die reichste Gold- und Silbermine Neuseelands. Der Abbau wurde 1952 eingestellt. Ruinen der alten Anlagen sind noch am Wegesrand zu finden. Dank effizienterer Technik wurde ab 1988 die Goldgewinnung wieder aufgenommen. In Waihi, unserem Zielort, ist durch den Tagebau ein riesiges Loch entstanden.
Ansonsten hat der Ort den Charme der anderen Städte mit typischen flachen „Westernbauten“ entlang der Hauptgeschäftsstraße. Zur unserer Freude entdecken wir ein Schild „German Bakery“. Der erste Gedanke: Endlich wieder ein leckeres Brot und das gibt es wirklich.

Unser Zelt schlagen wir auf einer Wiese direkt neben dem alten restaurierten Bahnhof auf. Das ist erlaubt, da es eine Toilette gibt. Drei mal am Tag fährt für die Touristen eine alte Diesellock mit Rauchaufsatz auf der alten Bahnstrecke die ersten 10 Kilometer talabwärts.

Auf dem überdachten Bahnsteig nehmen wir unser Frühstück ein, da es ein wenig nieselt. Anschließend geht’s mit dem ersten Zug und danach mit dem Rad talabwärts um weiter auf dem Trail zur Endstation des Radwegs zu fahren. Die letzten Kilometer bei strömenden Regen. Nass und frierend erreichen wir einen Campingplatz und sind froh in einer Cabin die Nacht verbringen zu können.

Bay of Island.

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Nov 132016
 
dsc06105

Bay of Island.

32. Reisetag

867 km

 

 

In der Nacht wurde viel geknallt – Guy-Fawkes-Day. Diesem Namen sind vermutlich alle schon mal im Englischunterricht begegnet. Laut ist es auch bei unserer Weiterfahrt. Im Ort Awanui findet das jährliche Treffen der Motorradfreaks statt und da müssen wir durch. Ca. 400 Teilnehmende sind es. In Rudeln fahren sie an uns vorbei mit ihren aufgemotzten Maschinen. Ihr Aussehen und der Lärmpegel, also auffallen, ist das Wichtigste.

Die Motorradfahrer verschwinden im Laufe des Vormittags, die Berge bleiben. In Küstennähe mit besonders bissigen Steigungen. Die Tagesetappe beträgt nur 50 km, die Steigungen insgesamt 1000 Höhenmeter. Der Campingplatz nahe Whangaroa Harbour liegt öde und verlassen in einem kleinen Tal. Wir fahren weiter in den Ort. Wie es so ist, das einzige Hostel liegt auf der Höhe. Es ist mit Küche und warmem Spa-Bad mit wunderbarer Weitsicht gut ausgestattet. In der Nacht zieht ein Unwetter über uns her. Am Morgen hört der Regen auf und wir fahren hügelig weiter. Nach 35 km setzt er wieder ein. Leicht angenässt mieten wir uns auf dem Campingplatz in Kerikeri für eine Nacht in eine Cabin ein. Trotz sehr heftigen Winden, die von allen Richtungen über uns herfallen geht’s am nächsten Morgen weiter nach Paihia in die Bay of Island, ein überall erwähntes „touristisches Highlight“ an der Ostküste. Auf dem schmalen Küstenstreifen – mehr Platz lassen die Berge nicht – reiht sich eine Unterkunft neben die Andere, meist recht hochpreisig. Wir haben Glück. In einem Hostel finden wir einen „Privatroom“ mit weitem Blick über die Bucht.
Der Raum ist schön, wir bleiben drei Tage. Faulenzen, gehen am Strand spazieren und besuchen Neuseelands bedeutsame historische Stätte im naheliegenden Waitangi.
1840 unterzeichneten hier die Maori Häuptlinge den Vertrag mit der Britischen Krone. Dieser sollte den Maoris ihr Eigentum und ihre Rechte gegenüber den Siedlern und Einwanderern sichern. Marie beschreibt den Vertrag treffend: „Du wohnst in deinem Haus. Es kommen Eindringlinge und es wird verhandelt welche Zimmer du benutzen darfst.“

Auch wenn die Maoris den anderen Bewohnern offiziell gleichgestellt sind haben wir den Eindruck dass es den meisten deutlich schlechter geht und sie vor allem niedrig bezahlte Arbeiten verrichten.

Nach den Entspannungstagen fordert die Weiterfahrt auf zerklüfteter Küstenstraße uns heraus. Nach jeder Straßenkurve die Spannung, was uns erwartet. Kaum sind wir oben geht es hinunter. Trotzdem, das Umfeld ist schön. Zum Abend hin trübt es sich ein und es regnet bis zum nächsten Morgen. Zum Glück haben wir wieder eine feste aber sehr einfache Unterkunft auf einem Campingplatz gefunden. Die Orte sind rar auf diesem Küstenabschnitt.

Am folgenden Tag erst einmal ein Anstieg auf 300 m und oben in einem schönen Café eine Pause. Die Betreiber sind Deutsche und haben sich hier vor 12 Jahren einen Traum verwirklicht.

Es folgt ein Abschnitt auf dem State Highway 1. Das ist weniger schön. Viele Autos, die oft viel zu dicht an uns vorbeibrausen. Da fehlt den Neuseeländern das Gespür und die Rücksichtnahme. Marie hatte sich bereits ein Fähnchen ans Rad montiert um wenigstens einen Mindestabstand zu sichern. Das hilft sogar ein wenig.

Wir erreichen die größte Stadt im Nordland – Whangarei. Unser Anlaufpunkt ist wie fast immer der Holiday-Park. Wegen Fischwettbewerb und Lionsclub-Treff sind alle festen Unterkünfte ausgebucht. Wir schlafen im Zelt.

Die Stadt hat einen Yachthafen mit schöner Promenade. Am Sonntag ist sie mit vielen Besuchern erstaunlich belebt. Ansonsten unterscheidet Whangarei sich nur durch seine Größe von den anderen Städten. Großflächige Vororte mit eingeschossigen Holzhäusern, rundherum gepflegte Gärten mit Zaun. In der Innenstadt die Geschäfte im „Western-Style“, keine Atmosphäre.

Auf dem Campingplatz das häufige Internetproblem. Es ist vorhanden, aber ich komme nicht rein.