Wasserspaß und Malaria-Attacke.

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Mrz 122016
 
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Joni und Rhine nebst frechem Filius.

1041. Reisetag

30.479 km

 

Die zwei Australier haben für den nächsten Tag aus Jonis Abenteuerkiste Canyoing gebucht. Zusammen mit Tina, einer Filippina begeiten wir sie. Nach einer kurzen Fahrt mit einem Tricycle wandern wir auf schmalen Pfaden stromauf bis der Weg an einer Wasseraufbereitungsanlage der Stadt Catbalogan endet. Hier wird das bereits wenige Flusswasser auf ein Rinnsal reduziert. Es ist schade, aber nicht weiter schlimm. Interessant sind für uns die steilen Passagen mit den tiefen Wasserbecken, die sich darunter gebildet haben.

Nachdem wir Schwimmwesten, Abseilgurt, Helme und Handschuhe erhalten haben werden wir mit dem Abseilen vertraut gemacht.
Entlang einer kleinen steilen Rinne lassen wir uns erstmals hinunter in ein Wasserbecken. Zum Erstaunen und Freude der vielen Kinder, die bereits dort planschen.
Nach einem Trockenlauf durch das Flussbett geht’s zur nächsten Steilstufe. In dem veralgten und extrem glitschigen Wasserlauf ist das abseilen bereits schwieriger. Unheimlich wird es für mich bei dem ersten Fünf-Meter-Sprung in die Tiefe. Der zweite Tiefensprung ist fast Routine. Canyoing macht Spaß, ist aber nicht zu vergleichen mit den Höhlenerlebnissen vom Vortag. Genug der Abenteuer.

Einen weiteren Tag bleibe ich in der Stadt bei meiner Gastfamilie. Ich möchte sie abends zum Essen einladen. Es gelingt mir nicht. Ich habe umsonst bei ihnen gewohnt und einen sehr günstigen Tourenpreis erhalten. Besten Dank Joni und Rhine für eure herzliche Gastfreundschaft.

Zum Abschied erhalte ich von Joni ein T-Shirt geschenkt. Der Aufdruck auf dem neuen Shirt zeigt bald seine Wirkung. Nach ca. 50 Kilometer mache ich meinen ersten Halt an einem kleinen Unterstand neben der Straße. Aus dem Haus daneben kommt ein Herr, wir unterhalten uns und er fragt mich ob ich Joni kenne. Es stellt sich heraus, dass seine Frau die Cousine von Joni ist. Was für Zufälle.

Die Landschaft ist an diesem Tag hügelig. So weit ich schauen kann entweder Wasser, Kokospalmen und in Flussebenen Reisfelder und immer blauer Himmel.

Eine knatternde Maschine am Straßenrand lässt mich halten. Die leeren Schalen halbierter Kokosmüsse werden grob geheckselt. Aus den zertrümmerten Schalen wird Holzkohle hergestellt.

Die Nacht verbringe ich in einer netten B&B Pension. Am Abend habe ich mein Rad noch gelobt, bisher kaum Plattfüße. Kaum fahre ich in der Frühe los, schon habe ich einen. Ich halte ein Tricycle an und lasse mich zur nächsten Vulkanisation fahren. Der flickt den Schlauch ohne das Rad auszubauen. Eine halbe Stunde beste morgendliche Reisezeit geht dabei drauf.

Bei einem Fotohalt, sehe ich wie Kokosnüsse halbiert und die Kokosmilch weggeschüttet wird. Noch bevor ich mit meiner Tasse dort ankomme ist die Arbeit beendet. Mein Wunsch wird trotzdem erfüllt. Jemand klettert auf die Palme, pflückt eine frische Nuss und öffnet sie. Eine Bezahlung lehnt er ab.

An den vielen Hügeln werden Steine zu Schotter geklopft. Vorher wird das grobe Gestein mit dem Brecheisen aus den Felsen gestemmt. Die Arbeit erinnert irgendwie ans Ende der Handweberei. Wie lange noch werden die Steineklopfer ihre Arbeit gegen die maschinelle Steinzertrümmerung behaupten können?

Bei einem längeren Regenguss stellte ich mich unter das Überdach eines Ladens. Eine alte Frau spricht etwas Englisch und lädt mich in ihre Stube neben dem Laden zum Sitzen ein. Sie ist 80 Jahre. Auf mich wirkt sie deutlich jünger. Sie hat 9 Kinder zur Welt gebracht von denen sieben überlebten. Um sie herum lauter Enkelkinder und eine Generation ältere.

An diesem Tag radelte ich nur hügelauf und -ab, ununterbrochen. Das strengte mich trotz bedecktem Himmel mehr an als sonst. Am Abend weiß ich auch weshalb. Ich habe fast 40 Fieber. In der Nacht kommt zur inneren Unruhe noch die äußere karaokelärmende hinzu. Direkt unter meinem Zimmer. Am Morgen hat sich mein Zustand nicht gebessert. Eine normale Grippe ist es wohl nicht. Eine moskitoübertragene Infektion ist für mich wahrscheinlich. Wenn es Denguefieber wäre, kann man eh nichts machen außer Ruhe und Paracetamol. Bei einer Malaria muss ich reagieren. Vernünftig wäre einen Arzt aufzusuchen um mein Blut kontrollieren zu lassen. Im Moment fehlt mir dazu die Energie und auch etwas Vertrauen (an sterile Verhältnisse).

Ich entscheide mich meine Malarone-Tabletten für den akuten Malariafall die nächsten drei Tage einzunehmen.
Mein Fieber sinkt bereits deutlich am nächsten Tag. Nur in mir ist eine gewaltige Unruhe. Ich kann nicht schlafen, auch nach dem Wechsel in eine ruhige Herberge. Selbst ein Klopfen um fünf Uhr morgens an meine Tür weckt mich nur aus einem Dösen. Das Frühstück ist fertig, wird mir mitgeteilt. Wie doch des einen Selbstverständlichkeit für den anderen fremd ist. Mein Appetit ist komplett verflogen. Drei Tage esse ich nur einige Bananen und Mangos.
In meinem Kopf hat sich ein Druck aufgebaut, aber ohne Schmerzen. Ich habe Kratzhusten, eine der vielen Tablettennebenwirkungen – von einer Triefnase steht aber nichts auf dem Beipackzettel. Ich liege dösend im Bett und fühle mich rundherum unwohl. Das Blut von Parasiten zu befreien ist ein anstrengender Eingriff. Das habe ich zu spüren bekommen.

Was für ein Wunder am vierten Tag. Meine Energie ist schlagartig zurück. Ich fühle mich ausgeschlafen. Mein Magen schreit nach Nahrung. Die ist auch bitternötig, denn die Weiterfahrt erfordert Treibstoff.

Ob es wohl wirklich Malaria war? Das lässt sich nicht klären. Ich fühle mich wieder gesund und das ist wunderbar.
Das Internet konnte ich nicht zu Rate ziehen, der Ort scheint offline zu sein.