Verdammt lang her …

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Feb 032016
 
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Eigentlich ein ganz normaler Reisetag.

1.000. Reisetag

29.113 km

 

… dass ich Deutschland verlassen habe – 1.000 Tage und fast 30.000 Kilometer habe ich in der Zeit zurückgelegt. Für mich sind es mit die spannendsten Jahre meines Lebens gewesen. Es war eine Fahrt voller Sehnsucht und Fernweh in ein ungewisses Leben, mit Ängsten, Freude und Neugier. Es ist die Verwirklichung eines Traumes, einer Vision, die ich endlich umsetzten konnte. Ich habe es nie bereut. Auch wenn ich manchmal meine Grenzen zu spüren bekam. Erschöpft in der Hitze am Straßenrand saß. Nicht mehr weiter konnte und kein Auto hielt um mich mitzunehmen.

Was mag es sein, was mich in die Ferne treibt. Ist es Flucht, aber wovor. Die Sucht nach Abenteuer, aber das ist es nur selten. Ich glaube ein Grund ist meine Suche nach etwas unbestimmten, etwas was ich hoffe zu finden aber nie finden werde.
Ich möchte herausfinden, was die Welt mir zu bieten hat, sie er-fahren. Auch wenn ich vieles nicht verstehen werde. Bereits die Sprache ist ein großes Hindernis. Einblick in das Leben der Menschen um mich herum bekomme ich (fast) nur durch mein Sehen. Das ist sehr begrenzt. Ich bin immer ein Fremder und um mich herum ist mir alles fremd, täglich. Verstanden werde ich sowieso nicht. Ich werde ausgelacht, als spinniger Europäer.
Trotzdem werde ich überall freundlich empfangen. Die Menschen sind nett zu mir. Ausnahmslos. Das zu erleben ist wunderschön.

Das Alleinsein macht mir manchmal zu schaffen. In den Städten mit viel Leben oder wenn ich auf einer Ferieninsel unterkomme, spüre ich es deutlich. In einem ruhigen Umfeld mit viel Natur weniger. Eine Begleitung zu haben wäre schön. Freud und Leid teilen zu können ist etwas Besonderes. Das Vergnügen hatte ich für einige Monate. Über die Besuche von Andrea (sogar zweimal), Helmut und besonders Marie habe ich mich sehr gefreut.

Das Vagabundenleben gefällt mir. Die letzten 1000 Tage gehörten mit zu den erlebnisreichen und zufriedenen in meinem Leben. Deutschland und das Leben dort sind aus meinen Gedanken (fast) verschwunden. Das Jetzt ist präsent. Gestern habe ich hinter mir gelassen. Was morgen kommt werde ich sehen und es ist heute nicht wichtig. Von einer sicheren Unterkunft bei einem Taifun einmal abgesehen.

Andere gehen zur Arbeit, ich schwinge mich aufs Rad. Im schönen Umfeld ist es entspannend, an steilen Bergen stoße ich an meine Grenzen, bei viel Verkehr bin ich genervt.
Zwischendurch lege ich spontane Stopps ein. Ich halte an einer Kleinmanufaktur, schaue hinein und mir wird der Produktionsprozess irgendwie verständlich gemacht.
An einem belebten Markt esse ich meine Nudelsuppe. Ich könnte stundenlang ohne Langeweile sitzen bleiben und dem Treiben zusehen.
Das sind unerwartete besondere Bonbons.

Ich habe Glück bisher gehabt. Die kritischen Erlebnisse waren natürlichen Ursprungs. Der Bienenüberfall in Sri Lanka hat mir mehr zugesetzt als der Zusammenprall mit einem über die Straße laufenden Hund. Beides habe ich ohne ernsthaften Schaden überstanden. Die Ursache der Allergie in Thailand, die meinen Körper mit Flecken überzogen hatte, konnte ich nie klären. Sie ist auch nicht noch einmal aufgetreten. Zwei Erkältungen und ein Dauerhusten in der Türkei sind fast Lappalien. Das Radfahren hat meinem Rücken gestärkt. Die früher häufigen Rückenbeschwerden sind verschwunden.

Auch wenn ich in diesen Sommer einen Heimaturlaub antrete, meine Reise ist noch nicht zu Ende. Im Herbst werde ich, zusammen mit Marie, mein Unterwegssein fortsetzen. Der europäische Winter ist die beste Reisezeit um den neuseeländischen Sommer zu erleben. Dort werden wir beginnen.

 

Ein besonderer Tag und trotzdem ganz normal. Um 6 Uhr morgens aufgestanden. In der Bäckerei habe ich heißes Wasser für meinen Instand-Kaffee erhalten. Dazu gibt es zwei etwas trockene Kuchenteilchen, wohl noch vom Vortag.
Die Fahrt auf der Küstenstraße ist höchst interessant. An den Schulen gibt es regelmäßig Rikschastaus. Verursacht durch die Ablieferung der Schüler. Ich halte an einer Reismühle. Schaue zu, wie süße Reiskuchen fabriziert werden. Und genieße die grüne Landschaft.

Viele kleine und ein großer Hügel sind zu überwinden. Ist aber bei mäßiger Steigung nicht allzu anstrengend. Um ca. 12 Uhr erreiche ich nach 75 Kilometer den Küstenort Toledo. Diesmal blockieren keine Touristen die Unterkünfte und ich komme gut in Ufernähe unter. Nach einem Nachmittagsschläfchen mache ich einen Markt- und Uferstraßen-Spaziergang. Abends beim Fischessen im Uferrestaurant unterhalte ich mich mit einem Amerikaner. Er plant die nächsten sechs Monate im Ort zu bleiben. Mit seiner kleinen Rente lebt es sich hier besser als in den Staaten.
Ins Bett gehe ich nicht allzu spät. Auch am nächsten Tag werde ich früh aufstehen um die nachmittagliche Hitze zu vermeiden.