Land- und Wasserwege.

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Jan 122016
 

DSC04485979. Reisetag

28.300 km

 

Die Hügel, die mich erwarten, kenne ich bereits. Von meiner Bustour nach Porto Princesa. Das Wissen hätte ich lieber nicht.
Nach längerer Radfahrpause bin ich wieder auf der Straße. Anfangs fahre ich im Schatten der Berge bei angenehmen 24 Grad. Später heizen mich die Sonne und die zwar kurzen aber bissig steilen Anstiege auf.

Neben den Quäl-dich-Etappen erlebe ich in den breiten Flusstälern Genussradeln. Die Felder stehen im saftigen Reisgrün, dahinter zeigen sich die Bergketten. Und oben auf den Hügeln angekommen, ergibt sich oft ein Blick auf das Meer mit seinen vielen Inseln.

Am frühen Nachmittag erreiche ich die Stadt Taytay. Sie war mal Inselhauptstadt, jetzt ist es ein verschlafenes Nest, sogar ohne Touristen. Das Wahrzeichen der Stadt ist ein altes spanisches Fort aus dem 17. Jh. direkt am Meeresufer. Innerhalb des Forts, an zentraler Stelle, befinden sich die Überreste einer alten Kirche.

Kolonisation und Kirche arbeiteten Hand in Hand. Mit den Soldaten kamen die Missionare. Letztere haben es geschafft, die Philippinen zum einzigen Land in Asien mit überwiegend christlicher Bevölkerung zu machen. Die amerikanische Kolonialzeit ab dem 19. Jh. mit ihren diversen protestantischen Missionaren drückte die Zahl der Katholiken nur wenig. Hinzu kommen in der Neuzeit eigene (philippinisch- kirchliche) Kreationen. In jeder Stadt und jedem Dorf gibt es eine Vielzahl von Kirchen. Die Glaubensfindung bei der großen Auswahl ist keine einfache Sache, es sei denn man wird hineingeboren.

Auf einer schattigen Bank im schönen Garten des Forts halte ich meinen Nachmittagsschlaf. Die in der Nähe gefundene Unterkunft ist gut, das Abendessen schlecht. Wie schafft man das nur einen Fisch zuzubereiten, das er zäh wie ein alter Hammel wird.

Am Vortag wechselte ich von der West- zur Ostseite der Insel. An diesem Tag geht es in die umgekehrte Richtung. Und jedes Mal ist die hügelige Bergkette zu überwinden. Schwierig wird es für mich nach dem Verlassen der guten Hauptstraße. Waren dort die Hügel schon steil, werden sie jetzt steiler. Die befestigte Straße verschwindet und wird zum üblen Schotterweg. Streckenweise muss ich schieben. Den Berg hinunter kann ich nur im Schneckentempo rollen.
Und ganz unvermutet wechselt der Holperweg in eine neue befestigte Straße. Nur leider für einen kurzen Abschnitt.

Bei den Dorfdurchfahrten werde ich ausnehmend freundlich gegrüßt, manchmal aber auch aus- und angelacht. Durchreisende mit dem Rad kommen wohl selten vorbei.

Im Küstenort San Vicente finde ich eine einfache aber gute Unterkunft. Der Ort liegt abseits der Hauptstraße, lockt wegen seiner sandigen „Longbeach“ trotzdem Touristen an und entsprechend gibt es Unterkünfte. In einer solchen genieße ich am Abend eine vorzügliche Pizza, mit 15 Inch Durchmesser leider sehr groß. D.h. ich habe zu viel gegessen. Ich hätte nachrechnen sollen.

Ab diesem Tag zickt meine neue erst im Oktober erhaltene Kamera. Ein Foto zu machen wird zur Glückssache. Ich ärgere mich ob der schlechten Tropentauglichkeit.

Die Orte auf dieser Inselseite sind nur durch geschotterte Stichstraßen mit der Hauptstraße auf der anderen Bergseite verbunden. Um mir lange Bergfahrten zu ersparen lasse ich mich, nach einem Pausetag in San Vicente, mit einem Boot zum nächsten Küstenort Port Barton fahren. Ich bekomme die Hochsaison zu spüren, alle annehmbaren Unterkünfte sind belegt. Ich charter das nächste Boot und schipper auf eine vorgelagerte Insel mit Ferienresort. Ich habe Glück und erhalte das letzte Zimmer. Es gibt einen 300 m langen Sandstrand, danach nur felsige Küste. Ins bergige Hinterland führen keine Wege. Viel kann ich also nicht machen, schwimmen und im Schatten sitzen. In der Sonne liegen ist nichts für mich. Merkwürdigerweise ist mir das Lesen in den letzten Monaten abhanden gekommen.

Nach einem Faulenzertag ist es Zeit aufzubrechen. In einer zweistündigen Bangka-Fahrt geht’s bei ruhiger See zum nächsten Küstenort.

Dritter Jahreswechsel.

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Jan 062016
 

DSC04199973. Reisetag

 

Es ist zu erwarten, der Geheimtip des Reiseführers ist ein Touristenparadies.
Die Stadt Coron und gleichnamige Insel gehört zur etwas abseits gelegenen langgezogenen Inselgruppe Palawan. Diesmal sind es nicht die Korallen- sondern die Schiffswracktaucher, die dieses Ziel ansteuern. In den Schlachten des 2. Weltkrieges wurden nahe der Insel zahlreiche japanische Kriegs- und Handelsschiffe versenkt.

Ansonsten hat Coron wenig zu bieten. Eine Hauptstraße mit vielen Touristenunterkünften und laut knatternden Tricycle. Zum Wasser hin, auf einer großen aufgeschütteten Fläche, stehen einfache Marktbuden. Daneben werden Busse und Jeepneys für die Fahrt ins Inselinnere beladen. Im Hafen liegt für einen halben Tag das Kreuzfahrtschiff „Europa“ am Pier und überschwemmt die kleine Stadt mit Deutschen. Beim Essen treffe ich einen Musiker, der in der Band an Bord für zwei Monate engagiert ist. In vier Tagen, in Hongkong läuft sein Vertrag aus.

Ich miete mir ein Motorrad und teilumrunde die Insel. Meist durchfahre ich hügelige Landschaften. Nur selten kann ich einen Blick auf die Küste werfen. Ist etwas langweilig.

Ich halte bei einer Ansammlung von Menschen. Ein Hahnenkampf steht an. Es müssen gut ausgebildete Kampfhähne gewesen sein. Bevor ich meine Kamera zücken kann ist der Kampf bereits beendet. Der eine liegt blutend und tot auf dem Boden, der andere haucht 10 Sekunden später sein Leben aus. Ich habe es nicht bemerkt, glaube aber wegen der Kürze des Kampfes, dass die Sporen der Hähne mit Klingen bestückt waren. Wetten auf den Sieger scheinen nicht abgeschlossen zu sein. Oder gibt es bei zwei toten Hähnen keinen Sieger?
Andere junge Männer stehen daneben mit ihrem Hahn auf dem Arm. Fast zärtlich scheint der Kontakt zu ihren Lieblingen zu sein. Frauen interessieren sich nicht für das Hahnenspektakel.

Mein drittes Sylvester unterwegs verbringe ich unspektakulär zusammen mit einem Russisch-Schweizer Pärchen auf der Hotelterrasse bei Cola mit einheimischem Rum. Zum Jahreswechsel wird geknallt, nur vereinzelt steigen Raketen in die Luft. Schon bald gehe ich schlafen. Am nächsten Morgen bin ich bereits um 7 Uhr am Hafen. Mit einer Bangka fahre ich mit weiteren 18 Touristen die nächsten 8 Stunden zur Stadt El Nido auf der Hauptinsel. Das Boot ist nicht sehr groß. Die Wellen auf dem offenen Meer schaukeln es kräftig durch.

Obwohl nur ein kleiner Ort ist El Nido das Highlight der Palawan Touristen dank Sandstrand und Inselhopping mit Tauchen und Schnorcheln.

An der Straße beim Verlassen des Hafens steht eine Pension/Hotel neben dem anderen. In der ersten Reihe zum Wasser die teuren und besseren, landeinwärts wird’s billiger und schlechter. Dazwischen in diversen Buden und Hütten viele Verkaufsstände mit ähnlichem Angebot. Jeder möchte am Touristenkuchen teilhaben.
Es ist Hauptsaison, ich muss Suchen und finde in den hinteren Reihen eine annehmbare Unterkunft. Abends am Strand kommen alle zusammen. Auch ich sitze an einem Tisch mit Meerblick. Die Sonne geht unter, das Bier ist kalt und der Fisch schmeckt. Das ist trotz Umtrieb schön.

Einen Tag bleibe ich zunächst in El Nido, dann fahre ich mit dem Bus in die 300 km entfernte Inselhauptstadt Puerto Princessa um dort mein in zwei Tagen ablaufendes Visum zu verlängern. Im Office of Immigration sind die Bediensteten, im Gegensatz zu bisherigen Behörden, ausnehmend freundlich. Ich erhalte nach kurzer Wartezeit die 29-tägige Verlängerung.
Am Morgen geht’s wieder mit dem Bus zurück nach El Nido. Rad nebst Gepäck konnte ich dort in der Unterkunft lassen.
Ich lege noch einen faulen Zwischentag ein bevor ich mich wieder aufs Rad schwinge.