Mindoros Reiskammer.

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Dez 192015
 

DSC03439955. Reisetag

28.065 km

 

Am Morgen erhalte ich bei den lachenden Mädchen in der Unterkunft einen Kaffee, auf dem Markt einige Muffins und Bananen als Verpflegung für unterwegs.
Ein bis 2500 m hoher Gebirgszug teilt die Insel in das occidentale und orientale Mindoro. Entlang der Küste führt die einzige verbindende Straße. Ich fahre auf der wenig besiedelten Westseite.

Das Radfahren ist ein Vergnügen wie schon lange nicht mehr. Wenig Verkehr und wunderschöne Landschaft. Am Fuße der Berge wird auf dem flachen Küstenstreifen vor allem Reis angebaut. Das Gebirge sorgt für genügend Wasser. Pflanz- und Erntezeiten scheint es nicht zu geben. Ich sehe die Reisanpflanzungen in allen Stadien. Die Felder liegen brach, es wird gepflügt, gepflanzt, kunstgedüngt und geerntet. Die Reiskörner werden auf Planen und befestigten Flächen getrocknet. Am Straßenrand oder Hof wird in fahrbaren Reisdreschern die Spreu vom Korn getrennt.

Der Maschineneinsatz ist minimal. Nur selten sehe ich die zweirädrigen Multifunktionsfahrzeuge, die als Traktor und Pflug eingesetzt werden. Viel Pflugarbeit wird mit Hilfe von Wasserbüffeln erledigt. Per Hand wird gesät, die vorgezogenen Reispflanzen gebündelt und aufs Feld gesetzt, der Halm bei der Ernte geschnitten.

Für mich als vorbeiradelnder Tourist sieht es interessant aus. Aber es ist keine ländliche Idylle. Die harte Feldarbeit ist Existenzkampf.

Von einem Motoradfahrer werde ich angesprochen, ob ich nicht Halt bei ihm einlegen könnte. Sein Bruder würde sich darüber freuen. Ich willige ein und treffe auf eine kleine Männerrunde. Sein Bruder, pensionierter Lehrer einer Grundschule, spricht gut Englisch und möchte viel über Deutschland wissen. Frau Merkel ist bekannt. Ich kenne nicht den Namen des philippinischen Präsidenten.

In den Bergen entspringen viele große Flüsse. Von den Straßenbrücken aus sehe ich die typischen Boote der Philippinen, die Bangkas, festgezurrt am Ufer liegen.

Nach 70 Kilometer möchte ich eine Abkürzung fahren. Ich weiß, dass dabei eine Flussdurchquerung ansteht. Die Hauptstraße wäre 15 Kilometer länger und führt durchs Hügelland. Das breite Flusssystem mit vielen Armen erreiche ich über einen Feldweg. Die Weiterfahrt versuche ich auf diversen Spuren, die leider irgendwann verschwinden. Ohne eindeutige Kennzeichen wage ich nicht mein Rad durch das kilometerbreite Schotterbett des Flusses zu schieben, zumal ich auf der gegenüberliegenden Seite keinen Ausstieg erkenne. Notgedrungen kehre ich zurück zur befestigten Straße. Bei den Anstiegen komme ich kräftig ins Schwitzen und die Kräfte schwinden.
Anders als am Morgen gedacht bin ich nicht mehr wählerisch mit einer Unterkunft in Sablayan. Ich nehme die einzige zentral gelegene mit minimaler Ausstattung. Laut Reiseführer gibt es im Umfeld deutlich bessere.

Ich habe kräftigen Hunger. Meine Tagesportion bestand nur aus Bananen, drei Muffins, eine Kokosmilch und genügend Wasser. Da die Essensportionen erfahrungsmäßig klein sind, bestelle ich gleich eine doppelte Portion von Reis mit Gemüse und Spiegelei. Mit Soja- und Chilisoße bringe ich Geschmack ins kaum gewürzte Essen.