27.762 km
70 km Minibus
Die Weiterfahrt erfolgt durch das bergige Hinterland. Am Morgen hängen die Wolken. Etwas später setzt sich leider die Sonne durch und es wird heiß wie an den Vortagen. Um mich herum ein sattes Grün. Diesmal nicht nur von den Ölpalmen. Reisfelder in den Flussebenen, kleine Gemüsefelder und bewaldete Berghänge machen die Landschaft abwechslungsreich. Die flachen Passagen entlang der Flüsse zu durchradeln sind eine Freude, die Bergüberquerungen dagegen bissig. Serpentinen kennt man anscheinend nicht. Die Straße führt, wenn es irgend geht, gerade über den Berg. Bei Steigungen über 13 Grad und langen Abschnitten muss ich schieben. Der Versuch mich von einem der vielen vorbeifahrenden Pickups mitnehmen zu lassen scheitert. Die sonst immer freundlichen und interessierten Malaien halten nicht an.
Mittags am zweiten Tag bin ich es leid. Ich hatte bereits 50 Kilometer und 1000 Höhenmeter hinter mich gebracht und das Tagessoll wäre erfüllt gewesen. Die Aussicht für die nächsten zwei Tage: noch mehr Steigungen und höhere Berge.
Ich suche mir eine Transportmöglichkeit. Das Rad passt so gerade bei zurückgeklappter Bank in einem Minivan, der Fahrpreis vervierfacht sich dadurch. Die nächsten 80 Kilometer sind einfach zurückgelegt.
Ich steige auf 1600 m Höhe, am Eingang des Mount Kinabalu-Nationalparks aus. Der Mount Kinabalu, ein mächtiger Granitkegel, ist mit über 4000 Metern der höchste Berg Südostasiens. Bei meiner Ankunft am Nachmittag ist der Gipfel wolkenverhangen.
Viele Besucher besteigen diesen Berg in einer zwei Tagestour. Diesen Ehrgeiz habe ich nicht. Ich begnüge mich mit einer Wanderung am nächsten Morgen durch den Urwald am Hang und habe Glück. Beim Start ragt das gewaltige Bergmassiv in einen blauen Himmel. Jedoch nur für wenige Stunden. Bald ist der Gipfel in den aufkommenden Wolken verschwunden.
Ich marschiere durch dichten Dschungel auf teils steilen und schlüpfrigen Pfaden. An Wurzeln festhaltend überwinde ich abgerutschte Passagen, bewundere die dicken und verwachsenen Baumriesen. Selten ergibt sich ein freier Blick in ein Tal. Andere Wanderer treffe ich nicht.
Mittags ist mein Rundgang beendet. Ich fahre weiter mit der Vorstellung es kann nur noch bergab gehen, denn mein Zielort liegt auf Meereshöhe. So gradlinig geht es leider nicht hinunter. Immer wieder führen steile lange Strecken in die Höhe. Sie summieren sich auf nochmals 600 Höhenmeter.
Am Straßenrand dösen oft Hunde. Sie lassen sich auch nicht von dicht vorbeifahrenden Autos stören. Einer von ihnen stand plötzlich auf und begann seinen Weg über die Straße. Ich komme mit recht hoher Geschwindigkeit den Berg hinunter. Bremse noch bevor ich ihn mitseitig treffe. Der Hund beendet meine Fahrt schlagartig. Im Bogen fliege ich über die Lenkstange. Reflexartig fängt vor allem meine linke Hand den Stoß auf den Asphalt auf. Die linke Schulter ist ein wenig lädiert. Keine offenen Wunden, wenige Hautabschürfungen. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert ist. Ich kann es kaum fassen. Nachdem ich das Rad von der Straße gezogen habe setze ich mich erst einmal zur Beruhigung an den Straßenrand. Das Rad hat keinen Schaden genommen. Der Hund überlebte wohl, denn er ist verschwunden.
Etwas zitterig fahre ich langsam weiter. Das linke Handgelenk schmerzt bei jedem Ruckel. Nach 25 Kilometer, im nächstmöglichen Ort suche ich mir eine Unterkunft.