26.492 km
Der morgendliche Verkehrsfluss nimmt mich auf. Nur richtig ins Fließen kommt er nicht. Ich schlängele mich an den stehenden Autos vorbei, werde aber häufig gebremst durch plötzlich hinter mir auftauchenden Mopeds, die mir den anvisierten Freiraum streitig machen. Das Fahren ist anstrengend.
Den innerstädtischen Bereich lasse ich nach 25 Kilometer hinter mir, die Randbezirke nach weiteren 10. Die richtige Radfahrfreude stellt sich nicht ein, auch weiterhin zu viel Autos und oft kein Randstreifen, der die vorbeirauschenden Fahrzeuge auf Abstand hält.
Kurz vor der Hafenstadt Port Dickson erreiche ich wieder das Meer. Weitsicht übers Wasser ist wegen der immer währenden Dunstschicht nicht möglich. Im Internet lese ich, dass die jährlich in dieser Jahreszeit gelegten Rodungsbrände auf der indonesischen Insel Sumatra außer Kontrolle geraten sind und weite Teile Südostasiens einnebeln. Auch der fast tägliche nachmittags/abendliche Regen schafft es nicht die Luft zu klären.
Meine Unterkunft finde ich in einem uninteressanten Neubauviertel mit großen Einkaufszentren aber annehmbarem Hotel. Im interessanteren chinesischen Viertel der Stadt war es mir zu schmuddelig.
Am nächsten Tag kann ich endlich einmal auf einer kleinen Küstenstraße fahren. Kaum Autos, das Meer direkt daneben, welch ein Fahrgenuss. Laut Karte erreiche ich am Ende dieser Strecke wieder die Hauptstraße. Doch kurz davor ist militärisches Sperrgebiet. Durchfahrt verboten. Also muss ich zurück und einen 20 km Bogen fahren um mich in den Verkehr der Hauptstraße einzureihen.
In Melaka treffe ich erneut auf Andrea. Die Altstadt lebt von ihrer kolonialen Vergangenheit und erhielt den UNESCO-Weltkulturerbe-Titel. Erst die Portugiesen, dann die Holländer und zum Abschluss die Briten. Sie alle haben ihre Bauwerke hinterlassen.
Hinzu kommen die neuen: Der Nachbau einer begehbaren Kogge oder ein Turm, auf dem eine sich drehende Aussichtsplattform 110 m in die Höhe gezogen wird.
Auf beiden Seiten des Flusses, der durch die Stadt mäandert, ist ein „Sidewalk“ entstanden. Die Häuser daneben sind phantasievoll bemalt.
Durch die Stadt fahren die kitschigsten Fahrradrikschas. Mit Blümchen, Teddys oder auch Batman-Figuren versehen, dröhnende Musikanlagen an Bord und nachts grell illuminiert.
Enttäuscht sind wir beim Gang durch das im Reiseführer so gelobte chinesische Viertel. Läden und Esslokale sind geschlossen, die Gassen menschenleer. Nur am Wochenende tobt hier der Bär, wird uns später erzählt. Dann fallen Besuchergruppen aus Singapur ein. Es stimmt. Bereits Freitagabend drängeln sich die Menschenmassen über den nur am Wochenende stattfindenden Nachtmarkt durch die chinesischen Gassen der Altstadt.
Andrea verlässt mich bereits am dritten Tag wieder. Sie hat 5 Wochen Urlaub und möchte mehr erleben. Sie ist unterwegs zum Schnorcheln an die Ostküste. Ich bin ihr zu langsam. Unser nächster Treffpunkt wird in einer Woche in Singapur sein.