Die Altstadt von Melaka.

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Okt 302015
 

DSC01413903. Reisetag

26.492 km

 

Der morgendliche Verkehrsfluss nimmt mich auf. Nur richtig ins Fließen kommt er nicht. Ich schlängele mich an den stehenden Autos vorbei, werde aber häufig gebremst durch plötzlich hinter mir auftauchenden Mopeds, die mir den anvisierten Freiraum streitig machen. Das Fahren ist anstrengend.
Den innerstädtischen Bereich lasse ich nach 25 Kilometer hinter mir, die Randbezirke nach weiteren 10. Die richtige Radfahrfreude stellt sich nicht ein, auch weiterhin zu viel Autos und oft kein Randstreifen, der die vorbeirauschenden Fahrzeuge auf Abstand hält.

Kurz vor der Hafenstadt Port Dickson erreiche ich wieder das Meer. Weitsicht übers Wasser ist wegen der immer währenden Dunstschicht nicht möglich. Im Internet lese ich, dass die jährlich in dieser Jahreszeit gelegten Rodungsbrände auf der indonesischen Insel Sumatra außer Kontrolle geraten sind und weite Teile Südostasiens einnebeln. Auch der fast tägliche nachmittags/abendliche Regen schafft es nicht die Luft zu klären.

Meine Unterkunft finde ich in einem uninteressanten Neubauviertel mit großen Einkaufszentren aber annehmbarem Hotel. Im interessanteren chinesischen Viertel der Stadt war es mir zu schmuddelig.

Am nächsten Tag kann ich endlich einmal auf einer kleinen Küstenstraße fahren. Kaum Autos, das Meer direkt daneben, welch ein Fahrgenuss. Laut Karte erreiche ich am Ende dieser Strecke wieder die Hauptstraße. Doch kurz davor ist militärisches Sperrgebiet. Durchfahrt verboten. Also muss ich zurück und einen 20 km Bogen fahren um mich in den Verkehr der Hauptstraße einzureihen.

In Melaka treffe ich erneut auf Andrea. Die Altstadt lebt von ihrer kolonialen Vergangenheit und erhielt den UNESCO-Weltkulturerbe-Titel. Erst die Portugiesen, dann die Holländer und zum Abschluss die Briten. Sie alle haben ihre Bauwerke hinterlassen.

Hinzu kommen die neuen: Der Nachbau einer begehbaren Kogge oder ein Turm, auf dem eine sich drehende Aussichtsplattform 110 m in die Höhe gezogen wird.
Auf beiden Seiten des Flusses, der durch die Stadt mäandert, ist ein „Sidewalk“ entstanden. Die Häuser daneben sind phantasievoll bemalt.
Durch die Stadt fahren die kitschigsten Fahrradrikschas. Mit Blümchen, Teddys oder auch Batman-Figuren versehen, dröhnende Musikanlagen an Bord und nachts grell illuminiert.

Enttäuscht sind wir beim Gang durch das im Reiseführer so gelobte chinesische Viertel. Läden und Esslokale sind geschlossen, die Gassen menschenleer. Nur am Wochenende tobt hier der Bär, wird uns später erzählt. Dann fallen Besuchergruppen aus Singapur ein. Es stimmt. Bereits Freitagabend drängeln sich die Menschenmassen über den nur am Wochenende stattfindenden Nachtmarkt durch die chinesischen Gassen der Altstadt.

Andrea verlässt mich bereits am dritten Tag wieder. Sie hat 5 Wochen Urlaub und möchte mehr erleben. Sie ist unterwegs zum Schnorcheln an die Ostküste. Ich bin ihr zu langsam. Unser nächster Treffpunkt wird in einer Woche in Singapur sein.

 

Aufstrebende Metropole eines Tigerstaates.

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Okt 252015
 

DSC01099898. Reisetag

 

Die kraftvolle Energie eines Tigers, der zum Sprung ansetzt, damit wird die rasante wirtschaftliche Entwicklung einiger asiatischer Staaten verglichen.
Malaysia will als Wirtschaftsstandort in Asien ganz oben mitmischen. Das Land öffnete sich bereits 1986 den multinationalen Konzernen. Die ausländischen Investitionen gaben der Wirtschaft kräftigen Aufschwung.

Früher exportierte das Land Rohstoffe wie Zinn, Kautschuk und Palmöl. Heutzutage ist es führend in der Herstellung von Microchips und Solarzellen. Die Mehrzahl der Autos im Land stammt aus eigener Produktion.

In Kuala Lumpur zeigt sich der „Fortschritt der Entwicklung“. Die Petronas Zwillingstower ragen 450 m in die Höhe. Rundherum im sogenannte „Goldene Dreieck“ stehen Hochhäuser und Shopping-Malls dicht nebeneinander. Luxuriöser als in vielen europäischen Hauptstädten.
Aber ist es Fortschritt, wenn in einem großen fast menschenleeren Laden in einem riesigen modernen Gebäude nur Louis Vuitton Handtaschen angeboten werden oder an anderer Stelle im immer heißen Malaysia Winterkleidung mit Schneelandschaft im Hintergrund im Schaufenster ausgestellt ist?

Unsere Unterkunft beziehen wir abseits vom Geschäftszentrum in „Little India“. Ein Straßenzug mit vielen indischen Geschäften, Esslokalen und älteren meist zweistöckigen Häusern. „China-Town“ liegt direkt daneben.
In diesen Vierteln drängeln sich die Menschen durch schmale mit Verkaufsständen vollgestellte Straßen. Bei den Indern dominiert die Kleidung in der Auslage, die Chinesen bieten vor allem Essen an.
Noch sind diese Stadtteile verschont geblieben vor der „städtischen Erneuerung“. Aber die Hochhausbauten nähern sich bereits bedenklich.

Nach unserem Sightseeing-Bummeln im Nahbereich fahren wir mit dem gut funktionierenden Hoch- und U-Bahnnetz in das Geschäftszentrum.

Von der Aussichtsplattform des Petronas-Tower schauen wir hinunter auf die Hochhäuser der Stadt, die tief unter uns im allgegenwärtigen Dunst liegen. Ein Gang durch die Shopping-Malls verführt nicht einmal Andrea zum Einkaufen. Wären die Tower nicht zu sehen, könnten wir uns in einer x-beliebigen modernen Stadt befinden.

Ein weiterer Besuch gilt dem neuen außerhalb Kuala Lumpurs liegendem Regierungszentrum. Putrajaya ist eine 1995 gegründete Planstadt. Großzügig angelegt mit künstlichen Seen, viel Grünfläche und aufwendigen Bauten in einem islamisch-malaysischen Stil.
Eine weitläufige Stadt, mit vielseitigen Bauten (und Noch-Baustellen). Nur Besuchergruppen bringen etwas Leben hinein.

Cameron Highlands.

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Okt 202015
 

DSC00887893. Reisetag

26.303 km

 

Hoch hinauf möchte ich an diesem Tag – von 40 auf 1500 Meter. Leider ist es nicht ganz geradlinig möglich. Ich starte in der morgendlichen Frische. Langsam und kontinuierlich winde ich mich in die Höhe. 50 km lang, mit Steigungen nicht über 8 Prozent. Selten weist ein Schild auf kleine Ortschaften abseits der Straße hin. Die Berghänge sind dünn besiedelt. Um mich herum nur der Urwald im Dunst. Auf den geraden Stämmen der Baumfarne wachsen ihre Wedel. Diese Gewächse haben sich seit Jahrmillionen kaum verändert. Am Straßenrand blühen die Orchideen.
Eine interessante Landschaft, die ich schwitzend durchfahre. Mein Wasservorrat ist bald erschöpft. Zu kaufen gibt es nichts unterwegs. Beim Zeigen auf meine leere Flasche hält bereits das zweite Auto und ich erhalte eine volle.

Auf der Höhe dann die verwandelte Landschaft. Ein Gewächshaus aus Plastikplanen steht neben dem anderen. Wenn die Pflanzen Glück haben stehen sie in Erde, meist aber in Töpfen und Plastiksäcken mit Infusionsleitungen für ihre Nährstoffe. Die kühle Höhenluft scheint den Gemüse- und Blumenpflanzen gut zu bekommen.

Der Himmel ist am Nachmittag tief wolkenverhangen. Kurz nachdem ich im Gemüseanbauort eine einfache Unterkunft gefunden habe setzt ein kräftiger bis in den Abend anhaltender Regen ein.

Die tropischen Temperaturen habe ich für einige Tage hinter mir gelassen. Die Bergkette der Cameron Highlands durchzieht die malaysische Halbinsel in Nord-Süd-Richtung. Bereits zur britischen Kolonialzeit waren sie wegen der angenehmen Temperaturen ein beliebtes Urlaubsziel und sind es für Touristen und Einheimische auch geblieben.

Die Touristenzentren liegen ca. 20 bis 30 km von meinem Übernachtungsort entfernt. Im üblichen Morgendunst starte ich. Nach dem Erreichen einer Höhe ändert sich das Umfeld. Große und kleine Hotelblocks stehen beidseits der Straße. Läge Schnee, könnte ich mich in einem Wintersportort der Alpen befinden. Verkaufsbuden mit Gemüse und Souvenirartikeln säumen die Straße. Publikumswirksam werden in kleinen Spaßzentren mit Läden und Kinderspielplatz Erdbeeren in Gewächshäusern zum Selberpflücken angeboten. Die Autos stauen sich kilometerlang.

Bereits am Vormittag treffe ich in der gebuchten Unterkunft wieder auf Andrea. Eine Nachmittagswanderung zu einem naheliegenden Wasserfall entfernt uns erstaunlich schnell vom touristischen Trubel. Mit einer gebuchten Tour besuchen wir tags darauf eine der vielen Teeplantagen/-fabriken im Umland. Neu für mich ist, dass die Plantagenteepflanzen auf Bonsaigröße gestutzte Teesträucher sind, die sonst bis 9 m Höhe erreichen können. In der Teefabrik tummeln sich die Besuchermassen. Von der Verarbeitung ist wenig zu sehen.

Bereits am nächsten Tag verlassen wir die Highlands. Das Wetter ist unbeständig. Die Landschaft liegt im ewigen Dunst. Der Übernachtungsort hat keine Atmosphäre, die zum Bleiben einlädt.

Andrea erreicht bereits am nächsten Tag mit dem Bus die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Ich benötige für die 200 km zwei Tage. Nachdem ich in rasanter Talfahrt in der Ebene ankomme, nähere ich mich der Hauptstadt bei Hitze, starkem Verkehr und auf schmaler Straße.

Taiping und Ipoh.

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Okt 152015
 
DSC00508

Straße in Taiping.

888. Reisetag

26.012 km

 

Die Silhouette Penangs verschwindet langsam am Horizont bis die Fähre das Festland erreicht. Ich reihe mich ein in den Morgenverkehr der Stadt Butterworth, der auch außerhalb kaum weniger wird. An die vielen Autos muss ich mich in Malaysia wohl gewöhnen. Für mich brauchbare Nebenstraßen sind leider rar.

An der Ausfallstraße steht in Stadtnähe ein flacher Fabrikbau neben dem anderen. Das erinnert an die Industriegebiete daheim. Ab und zu stehen mit Mauern umgebene neue Siedlungen „auf der grünen Wiese“. Manche noch nicht einmal bewohnt.

90 Kilometer sind es bis Taiping. Dort treffe ich wieder auf Andrea, die mit dem Bus dort angekommen ist. Sie wird mich die nächsten fünf Wochen auf diese Art begleiten. Ich habe jetzt Gesellschaft vor Ort, das ist schön. Andrea bringt frische Reiseenergie mit, die mich zu erweiterten Unternehmungen antreibt.

Bei unserem abendlichen Rund- und Essengang treffen wir auf drei Chinesen, die uns an ihren Tisch bitten, Vater, Sohn und Freund. Der alte immer lächelnde Chinese spricht etwas deutsch. Lebte in der Schweiz, danach in den USA und ist zurückgekehrt zu seinen Wurzeln mit amerikanischer Rente. Sein Sohn arbeitet (irgendwie) im Touristengeschäft, ist Reisender und hat ein Buch geschrieben, welches er uns gleich verkaufen möchte.

Am nächsten Tag erreichen wir die Provinzhauptstadt Ipoh. Die Kolonialzeit (britisch bis 1956) ist mit zahlreichen renovierten alten Gebäuden präsent.
Die Geschäfte sind – wie überall in Malaysia – meist in chinesischer Hand, obwohl der chinesische Bevölkerungsanteil nur 25% beträgt.

Ein heftiger nicht aufhörender Regen beendet unseren ersten Abend ohne vernünftiges Essen. Im Laden neben unserem Hotel kaufen wir uns zwei Instantnudelsuppen und brühen diese mit heißem Wasser auf. Dabei soll laut Reiseführer Ipoh ein Mekka für gutes Essen sein.

Wir bleiben einen weiteren Tag. Bummeln durch verschiedene Viertel. Wir besichtigen zwei chinesisch-buddhistische Höhlentempel in den steilen Karstfelsen am Stadtrand. Am Abend besuchen wir ein buddhistisches Fest. Zu Opfer- und Esszwecken werden dort Unmengen von runden Broten in Schildkrötenform gebacken, verziert mit chinesischer Schrift und bunt gefärbt. Die rein vegetarische Verpflegung der vielen Gäste erfolgt von diversen Ständen in einer Halle.
Den Tempel verqualmen zahlreiche Räucherstäbchen, nicht einzeln sondern bündelweise werden sie angezündet und nach Gebrauch in Behälter mit Sand gesteckt. „Heilige Papierformen und -blätter“ heben die Gläubigen vor dem Altar in die Höhe um sie anschließend im Ofen vor dem Tempel zu verbrennen.
Zur Unterhaltung der Festteilnehmer wird eine Peking-Oper aufgeführt, mit schrillen Klängen und maskenhaft geschminkten Schauspielern.