24.761 km
Die Millionenstadt Bangkok zu verlassen ist für mich angenehmer als hineinzukommen. Ich kann die großen Straßen meiden, lande aber später auf einer Art Autobahn. Da gibt’s wegen vieler Flüsse und Brücken keine Alternative. Auf breitem Randstreifen einer viel befahrenen Straße sich fortzubewegen, ohne Beachtung des Gegenverkehrs, ist zwar sicher, aber kein Vergnügen. Das feucht-heiße Klima gibt noch eins drauf.
Ich komme erstaunlich schnell voran und erreiche bereits am frühen Nachmittag die 90 km entfernte Stadt Amphawa. Touristisch empfohlen wegen der schwimmenden Märkte. Diese reduzieren sich aber auf Essen zubereitende Boote entlang eines Kanals. Gegessen wird dann an kleinen Tischen mit Wasserblick. Ganz nett. Gesäumt ist der Kanal von reihenweisen Geschäften, an denen die Touristen vorbeiflanieren.
Als Zusatzprogramm werden div. Bootstouren angeboten, am Abend zur „Glühwürmchenschau“. Ich lasse mich durch die vielen vollen Boote mitreißen. Die Nachtfahrt ist erfrischend und schön. Die glühenden Würmchen an den Büschen sehen aber eher aus wie schlecht beleuchtete blinkende LED-Weihnachtsdeko. Beim abendlichen Bier hinterher werde ich von Thailändern an ihren Tisch gewunken und habe einen unterhaltsamen Abend.
Beim Weg zurück in meine Unterkunft fängt es an zu jucken. Mücken in Wassernähe, nichts unerwartetes, denke ich. Beim Ausziehen meines Hemdes ist mein Körper voller roter Flecken. Eine Allergie, habe keine Idee weshalb. Bis auf tränende Augen durch Pollen der Plantanen an den französischen Kanälen musste ich bisher nicht unter allergischen Reaktionen leiden.
Die Nacht ist unschön. Stehe früh auf, denn im Bett lenkt nichts vom Jucken ab. Gebessert hat sich nichts. Das Radfahren hilft auch ein wenig die Juckreize zu verdrängen. Die nächste geplante Unterkunft liegt in nur 50 km Entfernung. Petchaburi, eine Stadt, die ich mir am Nachmittag anschauen wollte. Den Nachmittag verbringe ich im Bett. Fühle mich schwach und habe Fieber. Mein Körper sieht so aus, dass ich mir ernsthaft Gedanken über einen „Heimaturlaub“ mache. Die freundliche Zimmerwirtin fährt mit mir am nächsten Morgen zu einem Arzt. Ich erhalte namenlose Pillen in kleinen Tüten und Salben in Döschen. Frage dummerweise nicht nach den englischen Namen.
In zwei Tagen soll ich wieder erscheinen. Gebessert hat sich nichts. Das Jucken lässt zwar nach, die Pickel haben sich aber bedenklich ausgebreitet. Beim nächsten Arztbesuch stehe ich vor verschlossener Tür. Besuche – mit Hilfe meiner Zimmerwirtin – einen anderen Arzt. Großer vornehmer Empfangsbereich mit Kleinstbehandlungszimmer. Diesmal schlägt die Behandlung (langsam) nach zwei Tagen an. Recherche der Medikamente: Anfangs Kortison-Spritze, dazu -Salben und Pillen gegen Allergie. Klingt für mich nach sinnvoller Behandlung.
Ich rätsele über die Ursachen. Späte Nachwirkungen der Antibiotikaprophylaxe meiner Zahnoperation, eventuell mit Beeinflussung einer feucht-heißen Tropenradtour. Es könnte ein neues T-Shirt gewesen sein, dass ich am Attacke-Tag getragen habe. Mehr fällt mir nicht ein.
Meine Reiselust hat vorübergehend einen Dämpfer erhalten.