Mt. Popa und lange Zugfahrt.

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Jun 302015
 

DSC00476781. Reisetag

600 km Zugfahrt 

 

Der heftige Südwind ändert meine Reiseroute. Ich buche einen Ausflug zum 50 km entfernten heiligen Mount Popa mit dem Auto und werde Bagan mit der Eisenbahn verlassen. Ursprünglich wollte ich den Zug eine Station später besteigen.

Mit sieben weiteren Langnasen durchfahre ich die trockene Landschaft von Oberbirma. Erdnussfelder und die genügsame Palmyrapalme prägen die Landschaft. Letztere sind eine recht nützliche Palmsorte. Der Kern der Früchte ist essbar. Die Palme wird angezapft und der süße Saft kann zu Palmzucker, Palmwein und Palmschnaps verarbeitet werden. Oben in den Kronen der Palmen hängen die Tontöpfe, in denen der Saft aufgefangen wird. Aus den Fächerzweigen werden Korbwaren geflochten und sie dienen der Dachbedeckung. Bei einem Stopp wird uns die Verarbeitung gezeigt.

Wir nähern uns dem heiligen Berg Popa, einst ein Vulkan, der 1500 m in die Höhe ragt. Wir begnügen uns mit dem Besteigen des seitlich gelegenen Nebenhügels. Dieser steile Vulkankegel ist ein wichtiger birmanischer Wallfahrtsort für die Verehrung der Nat-Götter, der Götter vor dem Buddhismus und immer noch aktuell. Neben Buddha sind sie mit in den Reigen aufgenommen.

Über 777 Stufen geht es, meist überdacht, nach oben. Natürlich barfuß, denn der Ort ist heilig. Die Stufen werden dauernd gewischt, sind nass, rutschig und trotzdem oft noch von den vielen Affen vollgeschissen. Weshalb verbietet man nicht das Affenfutterverkaufen. Die rasante Vermehrung dieser Tiere wäre gestoppt? Oder wäre das unbuddhistisch?

Die Gipfeltempel sind mit den Gestalten der Nats bestückt, natürlich neben den Buddhas. Die erwartete Weitsicht oben ist durch aufkommende Wolken und Regen getrübt. Mir wird es sogar durch Wind und Nässe kalt und ich beginne bald den Abstieg.

Unten im Pilgerdorf kommt unsere kleine Reisegruppe zum Curryessen zusammen. Da merke ich wieder, wie anregend es in einer Gruppe sein kann. Unterhaltung bin ich als Solo-Reisender gar nicht mehr gewöhnt.

Am nächsten Tag schlägt die Sonne beim wolkenlosen Himmel nochmals kräftig zu. Wo bleibt der Regen in der Regenzeit? Nassgeschwitzt erreiche ich am späten Nachmittag den Bahnhof. Vor der Zugabfahrt bestelle ich am Bahnsteig ein Nudelgericht. Um Soße und Gewürze gut zu verteilen wird es mit der Hand kräftig durchgemischt. Solch ein Anblick meiner Essenszubereitung verunsichert mich immer wieder. Bisher habe ich Glück gehabt und den Magen nie ernsthaft verdorben. So lasse ich es mir schmecken.

Im Zug sitze ich im 4er Sleeper-Abteil die ersten zwei Stunden alleine. Es ist laut, beim Geklapper der Waggons denke ich an Ohropax. Die Beine kann ich nicht übereinanderschlagen, sie schaukeln sich hoch. Manchmal schwankt es wie auf einem Schiff, dann wieder ein Hoppeln wie auf einem galoppierenden Pferd.
Die Landschaft mit Palmyrapalmen und Erdnussfeldern darunter zieht mit 25 km/h an mir vorbei. Wenn es gar zu trocken wird wachsen nur noch Dornenbüsche. In der Ferne sehe ich eine Hügelkette.
Beim nächsten Halt besorge ich mir auf dem Bahnsteig zwei Dosen kaltes Bier. Zwei Mönche besteigen mein Abteil. Mein bestelltes Essen – Reis mit Gemüse – wird gebracht.
Es ist ein angenehmes Reisen, so ganz ohne Anstrengung. Dabei ein kühles Bier trinken und hinauszuschauen. Mein E-Book packe ich gar nicht erst aus, ich genieße lieber die Fahrt.
Es wird langsam dunkel. Ich ziehe die Sitze zusammen und schaue im Liegen auf die vorbeiziehenden Baumwipfel und den fast runden von Schäfchenwolken umgebenen Mond. Und schlafe trotz rütteln und schütteln ein.

Beim Aufwachen in der Frühe hat sich draußen alles verändert. Der Himmel ist Wolken verhangen, die Landschaft flach und grün. Reisfelder über Reisfelder. Die Bauern pflügen bereits mit dem Büffel- oder Ochsengespann. Die jungen Reissetzlinge stehen gebündelt auf den bewässerten Feldern. Das Pflanzen ist Frauenarbeit.
Am Bahndamm nahe und in den Ortschaften stehen ärmliche Hütten aus Bambusmatten. Rundherum oft Wasserlachen. Die Regenzeit bringt in dieser Region viel Niederschlag.
Nach 20 h Zugfahrt für ca. 600 km nähern wir uns der Hauptstadt Yangon. Die Stopps werden häufiger, die Bahnsteige belebte.

Trotz interessanter Fahrt bin ich froh das Ziel zu erreichen. Beim Verlassen des Zuges schwanke ich wie nach einer langen Schiffspassage.