Bolaven-Loop.

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Mrz 252015
 

DSC05836684. Reisetag

21.163 km

 

Das Weiterradeln ist eher ereignislos. Dünn besiedelte trockene Landschaft mit Reisstoppelfelder und Busch. Letzterer wird zusehends durch Brandrodung dezimiert. Rauchschwaden hängen wie Frühnebel in der Luft.

Vor den Stelzenhäusern und am Straßenrand wird bereits in der Frühe über einem Holzfeuer Reis gekocht. Was es dazu gibt entzieht sich meinen Blicken, manchmal wohl nichts.

In meinem Kopf hat sich irgendwie der Gedanke an ein Vollkornbrot mit Käse festgesetzt. Kann ihn nicht verdrängen. Denke bereits daran im nächsten Jahr – im Rahmen eines Heimaturlaubes – deswegen Deutschland zu besuchen. Mal sehen wie lange die Gelüste vorhalten. Auf der Strecke wartet auf mich nur eine Nudelsuppe.

80 km sind es bis zur nächsten Unterkunft. Bereits um 11 Uhr komme ich im kleinen verschlafenen Ort Sekong am Sekong-Fluss an. Viel zu schauen gibt es nicht. Finde auf dem Markt endlich Obst zu kaufen, Bananen und Mangos. Deren Bäume und Stauden sehe ich oft, die Früchte selten. Wegen der Hitze ziehe ich mich nach dem Rundgang zu einer Siesta zurück. Am Abend trinke ich am Flussufer ein Bier. Auf der gegenüberliegenden Seite züngeln Flammen in der Dunkelheit durch den Busch.

Mit 18 Grad ist es am nächsten Morgen kühl wie seit langem nicht mehr – für die ersten Stunden. Mit mäßiger Steigung fahre ich hoch aufs Bolaven Plateau, ein aus der Ebene ragendes Bergmassiv. Die Höhe macht es zu einem geeigneten Kaffeeanbaugebiet. Die Franzosen führten die Pflanzen um 1900 ein, natürlich für den Export der Bohnen.
Die Ernte ist bei meiner Durchfahrt bereits erfolgt. Vor den Häusern liegen die Früchte auf den freien Flächen zum Trocknen aus.

Zur Mittagszeit erreiche ich meine Unterkunft in Form einer einfachen (eigenen) Hütte abseits von der Hauptstraße. Dieser Flecken ist ein beliebter Stopp auf einer von „Lonely Planet“ empfohlene Motorradrundtour. Highlights sind diverse Wasserfälle in der Umgebung. Die geringe Wasserführung in der Trockenzeit macht sie nur mäßig interessant.
Beliebt sind Besuche in umliegenden Dörfern von Minoritäten. Halte davon Abstand, käme mir wie ein Zoobesuch vor.
Das Umfeld ist ländlich ruhig. Nur die vielen Hähne stören die Morgenruhe. Nach einer vormittaglichen Rundtour verbringe ich den Nachmittag wegen der Hitze lesend inaktiv.

Am nächsten Tag beende ich meine 5-Tages-Schleife und fahre hügelig hinab ins Mekong-Tal.
An der Straße das bekannte Phänomen. Einer (?) hat die Idee, das ganze Dorf hofft am Geschäft teilhaben zu können. So liegen in einem Dorf vor fast jedem Haus aus (Schilf-)Gras gefertigte Matten für die Dachbedeckung, im anderen werden am Straßenrand geschmiedete Sichel und Messer angeboten und in einem weiteren stehen diverse Korbwaren zum Verkauf.

In Pakse, eine mittelgroße Stadt am Mekongufer, suche ich eine Unterkunft. Entscheide mich für eine einfache aber ruhig gelegene direkt am Fluss. Ist im Nachhinein keine gute Wahl gewesen. Nichts funktioniert so richtig. Hätte lieber die bessere aber laute an der Hauptstraße nehmen sollen.

Der Himmel hängt voller dunkler Wolken. Leider kommt es nicht zu einem erfrischenden Regenguss.

Schön und schwierig …

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Mrz 212015
 

DSC05769680. Reisetag

20.919 km

 

… ist der nächste Tag. Ich fahre zwar auf einer Nationalstraße. Das steht auf der Karte. Befahrbar ist sie selbst für Geländewagen kaum und in der Regenzeit gesperrt, da es keine Brücken gibt. Ich habe vorsorglich 5 l Wasser dabei, um bei zu großen Schwierigkeiten eine Nacht im Zelt verbringen zu können.

Früh in der Dämmerung starte ich. Die erste Strecke ist staubig befahrbar. Auf dem holperigen Untergrund liegt eine dicke Feinstaubschicht, die alles einebnet. Es ist ein liquider Staub. Trete ich hinein, wirbelt er auf, wie ein Tritt ins Wasser. Da die Unebenheiten nicht zu erkennen sind, muss ich konzentriert fahren. Unangenehm sind weitere Fahrzeuge, die mich in eine Staubwolke hüllen. Am frühen Morgen sind glücklicherweise nur wenige unterwegs.

Nach einer Flussdurchquerung liegen die letzten Dörfer hinter mir. Der Weg ist schlecht, viele Steine, tiefe Spurrillen, aber auch streckenweise gut befahrbarer glatter Tonbelag. Um mich herum Urwaldgestrüpp. Umgestürzte Bäume blockieren den Weg. Eine passierbare Schneise ist aber geschlagen. Vogelgezwitscher und Grillengezirpe, sonst kein Laut. Der Hohlweg durch den Dschungel liegt geschützt im Schatten. Es ist wunderbar, die morgendliche Staubpassage ist vergessen. Nichts kommt in den nächsten 40 km mir entgegen. Die schwierigen Passagen, davon gibt es viele, schiebe ich lieber. Keiner würde mich finden mit einem Bruch beim Stürzen. Der Helm schützt mich eher von oben. Ab und zu schlägt ein Zweig oder abgebrochener Bambus dagegen.

Es geht steil hinunter in die vielen zu durchquerenden Bachbetten, mal mit Wasser, mal trocken. Bei einer Wasserhöhe bis zum Po trage ich sämtliches Gepäck in zwei Gängen hindurch, sonst im ersten Kontrollgang nur die tief hängenden Vordertaschen. Das ist zeitraubend aber nicht anstrengend. Der fehlende Radständer macht sich bemerkbar, besonders beim wieder Beladen mit Gepäck. Schweißtreiben ist das Schieben des vollbepackten Rades in die Höhe. Ich schaffe es kaum die steilen und rutschigen Passagen über hochstehendes Geröll zu meistern.
An manchen Flüssen auf der einsamen Strecke stehen Dörfer. Ich weiß nicht wie diese versorgt werden. Wohl nicht über den von mir benutzen Weg. Es gibt nach Karte und Google aber keinen anderen.

Nach 60 km stoße ich wieder auf eine befahrbare Straße, das heißt steinig und oft sehr staubig. Muss zwar nicht mehr absteigen, aber 50 km auf der rauen Oberfläche schütteln mich noch einmal gut durch. Schattenplätze gibt es keine mehr und 40 Grad setzen noch eins drauf. Bin froh nach 11 h und 110 km im größeren Ort Attapeu anzukommen.

In der ersten Unterkunft kann mir (mangels Englischkenntnissen) keiner erklären, weshalb es ausgerechnet in meinem Zimmer keinen Strom gibt. Die Unfreundlichkeit treibt mich aus dem nächsten Hotel weiter zum Dritten. Nachdem ich dort die Angestellte gebeten habe doch ihr Smartphone bitte zur Seite zu legen zeigte sie mir etwas irritiert ob der Bemerkung ein annehmbares Zimmer. Im Gegensatz zu Vietnam oder Kambodscha ist mir bereits aufgefallen, dass Gäste in Laos eher stören als willkommen sind.

Das frühmorgendliche Aufstehen gelingt mir am nächsten Morgen nicht. So bleibe ich einen weiteren Tag in einer nicht so sehenswerten Stadt.

Sabaidee Laos.

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Mrz 192015
 

DSC05695678. Reisetag

20.809 km

 

Sabaidee (Hallo) tönt es aus vielfachem Kindermund und lachend wird mir zugewunken. Halte ich an, kann schon einmal ein erschrockenes Weglaufen erfolgen. Die Älteren hingegen sind eher zurückhaltend und zeigen nach meinem Gruß oft keine Reaktion.
Auf der Straße ist kaum Verkehr, Laos hat gegenüber den Nachbarländern deutlich weniger Einwohner. Ich bewege mich auf dem sogenannten „banana pancake track“ der landreisenden Touristen.
Meine ersten Nächte verbringe ich auf einer der „Viertausend Mekong-Inseln“. Bei meiner Ankunft mit dem Longboot auf der Insel Don Det sitzen vor den Uferrestaurants Gruppen von Touristen, manche warten auf ihre Weiterfahrt, für einige, eher ausgeflippte, scheint es bei einem Joint ein beliebter Treffpunkt zu sein. Bin unerwartet mitten drin im Gewühl. Diese „Partyinsel“ kann ich glücklicherweise verlassen und auf die etwas ruhigere Insel Don Khon ausweichen. Eine noch von den Franzosen erbaute Brücke überquert einen schmalen Mekongarm dorthin. Meine Unterkunft liegt direkt am Wasser. Es ist der „Waschraum“, Spielplatz der Kinder und gleichzeitig die (Wasser-)Straße.

Der Mekong ist im Inselgebiet Kilometer breit und in viele Arme aufgeteilt. Der Fluss bahnt sich durch eine felsige Ebene seinen Weg, bis zu den Fällen. Bei meinem Inselausflug sehe ich ihn vor mir in breiter Front in die Tiefe zu stürzen. Was für ein Schauspiel wäre es in der Regenzeit.

Die hohen Nachmittagstemperaturen reduzieren meine Aktivitäten sehr. Der Tag ist irgendwie gelaufen. Etwas Frische kommt erst am frühen Morgen wieder auf. Um nicht zu träge zu werden packe ich am dritten Tag meine Sachen und setze ich mich wieder aufs Rad. Inselhoppen ist angesagt. Eine Fähre, bestehend aus einer Plattform auf zwei Longbooten, bringt mich zur Nachbarinsel. Diese umrunde ich auf Saumpfaden in Ufernähe. Erschreckend die vielen Plastikabfälle, die überall auf der autofreien Insel herumliegen. Eine ähnliche Fähre bringt mich zur nächsten Insel.
Bereits um 10 Uhr nehme ich dort mein Nudelsuppenfrühstück im neuen Quartier auf einer Megkongterrasse ein. Ich sehe wie Fischer von kleinen Booten aus ihre Wurfnetze ins Wasser werfen. Die Schifffahrt auf diesem gewaltigen Strom ist auf kleine Longboote reduziert. Die unpassierbaren Stromschnellen liegen auch nur einige Kilometer stromab.

Dummerweise ist beim Rad eine Ständerschraube abgebrochen. Kann es nur noch anlehnen oder hinlegen. Das ist umständlich.

Die Sonne scheint zwischen 6 am und 6 pm. Ans frühe Aufstehen habe ich mich (fast) gewöhnt. Mein Ziel möchte ich möglichst in der ersten Tageshälfte erreichen. So sehe ich auch am nächsten Morgen wieder die Sonne aufgehen.
Auf der Nationalstraße geht es weiter in nördlicher Richtung. Kaum Verkehr. Änderung im Umfeld nur durch den Wechsel von Reisstoppelfeldern und Buschland. Erst geht die Zeit langsam voran, dann schneller. Merkwürdig.
Nach 90 km verlasse ich die Hauptstraße. Es wird hügelig, fürchterlich staubig und verdammt heiß. Schweißtropfen bilden kleine Bahnen am verstaubten Bein. Noch 10 km fahren und ich bin am Ziel, in einer kleinen Hütte am Rande eines weiten Wetlands. Nass ist es zur Zeit nicht, aber noch grün. Von der kleinen Terrasse aus sehe ich (Wasser-)Büffelherden und Elefanten darauf weiden. Fast wie in Afrika. Die Rüsseltiere sind nicht wild. Sie gehören zu einem naheliegenden Dorf und werden touristisch genutzt. Auf ihnen kann man sich durch den nahen Urwald tragen lassen oder einen Berg hoch zu einer alten Tempelanlage. Letztere besuche ich am nächsten Tag mit meinem eigenen Draht-Esel.

Kambodscha – Land ohne Integrität.

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Mrz 142015
 
DSC05573

Diese alten Männer verhindern den Fortschritt.

673. Reisetag

20.669 km

 

Die rote Kugel der Sonne sehe ich in den nächsten Tagen aus dem Dunst am Horizont aufsteigen. Erst rot, dann immer gelber werdend, bevor sie so ab 10 Uhr beginnt das Umfeld und mich aufzuheizen. Ich durchfahre den Nordosten Kambodschas, eine der ärmsten Regionen des Landes.
Die Straße ist gut, wurde vor nicht langer Zeit von den Chinesen gebaut. Die auf ihr liegenden Hunde müssen sich nur selten wegtrollen. Kaum ein Auto stört ihren Schlaf. Eine öffentliche Stromversorgung gibt es nach dem Verlassen der Provinzhauptstadt Prear Vihear nicht mehr. Neben dem Eismann, der täglich mit seinem Moped nebst Anhänger herumfährt um die Kühlelemente abzuliefern, gibt es den (Auto-)Batterielieferanten, der die leeren gegen die aufgeladenen austauscht. Damit wird vor allem der Fernseher betrieben.
Holzstelzenhäuser stehen verstreut auf dem Lande oder gehäuft in kleinen Orten. Viele Kinder laufen verschmutzt herum. Steinhäuser gibt es keine.

Ich durchfahre Buschlandschaften. Der wertvolle Baumbestand darauf ist in den 90iger Jahren längst abgeholzt. Brandgeruch liegt in der Luft. Wenig grün oder gelb ist zu sehen, schwarz ist die Farbe der verbrannten Erde. Größere Baumreste oder Stümpfe qualmen noch. Weite Flächen werden oder sind bereits brandgerodet.
Landgrabbing der Chinesen – auf 90 Jahre gepachtet, Anbau für den eigenen Bedarf. Auf die bisherigen Landtitel wurde wenig Rücksicht genommen. Riesige Palmen- oder Holzplantagen sind bereits angelegt, weitere in der Vorbereitung. Die kleinen abgeernteten Reisfelder der Bauern sehen dagegen wie Vorgärten aus.

Am dritten Fahrtag erreiche ich den mächtigen Mekongstrom und überquere diesen auf einer neuen Brücke. Die Stadt Stung Treng auf der anderen Seite liegt an der Hauptverbindungsstraße nach Laos und bietet mir Luxus. Ich genieße die Klimaanlage, die mich wieder bei erträglichen Temperaturen schlafen lässt. Einige Durchreisetouristen von/nach Laos sind unterwegs. Sie treffen sich im einzigen Lokal mit englischer Speisekarte. Das Essen ist trotzdem nicht vielseitig, immer das gleiche. Reis/Nudeln, gebraten oder als Suppe mit Pork/Chicken/Fisch/Ei oder Gemüse. Der Vorteil, ich weiß, was ich bekomme.

Nach einem Pausetag geht’s weiter Richtung Laos. Ich bin beim ersten Ansatz der Morgendämmerung auf der Straße. Um 9.30 Uhr und 60 km später habe ich bereits das Land gewechselt. Das Einreisevisa gab es für 30 Dollar direkt am Grenzposten. Wenn nur alle Grenzübertritte so einfach wären.

Kambodscha ist ein gebeuteltes Land. Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahre 1953 folgten jahrzehntelange Bürgerkriege. Der wirtschaftliche Niedergang setzte sich im Vietnamkrieg und während des Pol Pot Regimes bis 1979 fort. Die Regierungspartei, die seitdem ununterbrochen an der Macht ist, trägt wenig zu einem Aufschwung bei. Korruption und Vetternwirtschaft sind allgegenwärtig. Die Wirtschaft des Landes wird von rund 50 Familien kontrolliert.

Das einzigartige Kulturdenkmal Angkor ist privat verpachtet, die hohen Einnahmen der Millionen Touristen gehen in die private Schatulle. Die Textilarbeiterinnen rackern sich schlecht bezahlt und ohne Schutz für ausländische Firmen ab. Die Textilindustrie ist neben den Touristen die wichtigste Einnahmequelle für das Land. Da möchte die Regierung wenig stören.
Eine nationale Währung gibt es nicht. Der Dollar hat sie abgelöst. Der Bankautomat spuckt auch nur diesen aus. Landkauf für Ausländer scheint kein Problem zu sein. Sehr viele lassen sich im Lande nieder.

Die einfachen Menschen haben nichts zu lachen. Angefangen beim Schüler, der genötigt ist beim Lehrer bezahlten Nachhilfeunterricht zu nehmen, um dessen schlechten Unterricht auszugleichen. Der Lehrer erhält wiederum nur ein ungenügendes Gehalt, zu wenig um damit über die Runden zu kommen. Dem Mopedfahrer geht es ähnlich. Ein Polizist findet immer am Moped etwas um abzukassieren …

Von den vielen Problemen habe ich als Durchreisender nur etwas ahnen können. Als Tourist bin ich davon nicht betroffen. Die Menschen waren mir gegenüber freundlich und hilfsbereit.