Wo Pfeffer und Kaffee wächst.

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Jan 132015
 

SONY DSC618. Reisetag

18.877 km

 

Um 5 Uhr morgens weckt das Propagandageplärre aus den Straßenlautsprechern. Es soll wohl die vietnamesischen Bürger zur Arbeit in den meist privaten Betrieben motivieren. Uns bringt es einen unruhigen Weiterschlaf bis zum Aufstehen. Wir starten mit der Gruppe in den nächsten drei Tagen zeitig. Die Strecken sind lang und bergig. Immer wieder überqueren wir Pässe und die Weiterfahrt erfolgt in einem ständigen auf und ab.

Anfangs ist die Straße neu und breit. Es gibt genügend Platz für den stärker werdenden Verkehr. Die gut befahrbaren Abschnitte werden leider kürzer, die Baustellen über die nächsten 200 km immer häufiger. Das Fahrvergnügen endet im Staub, Schotter und wild gewordenen Busfahrern, die hupend mit unverminderter Geschwindigkeit durch die oft schmalen Baustellen rasen.

An einer Steigung im Schotter rutscht Marie der Vorderreifen weg. Sie stürzt und holt sich eine böse Knieverletzung ein. Zum Glück fuhren gerade keine Autos vorbei. Vorsichtig gelingt ihr die Weiterfahrt. Ein Regenbogen steht über der Umfallstelle.

Die schöne hügelige Landschaft rundherum können wir nur vermindert wahrnehmen. Vor Pleiku wird vor allem Maniok angebaut und auf den weniger fruchtbaren Abschnitten stehen Kautschukplantagen. Pfefferpflanzen ranken sich an in den Boden gerammten Pfählen in die Höhe. In vielen kleinen und großen Gärtnereien werden Kaffeepflanzen gezüchtet. In Plastiktütchen keimen die Kaffeesprösslinge. Bald erreichen wir die Kaffeeanbaugebiete Vietnams. Vietnam ist es in den letzten Jahren gelungen nach Brasilien zu dem wichtigsten Kaffeeexporteur aufzusteigen. Die Haupterntezeit ist wohl vorbei. Blühende Kaffeesträucher sehen wir nur vereinzelt. Vor den Häusern in den Höfen liegen die anfangs rotgrünen Kaffeefrüchte in der Sonne aus, die sich beim Trocknen dunkelbraun färben. In jeder Frucht befinden sich zwei Bohnen. Über vielen Höfen sehen wir Staubwolken der Drescharbeiten aufsteigen. Die freigelegten grauen Bohnen werden weiter getrocknet. Die Hüllen der Kaffeefrüchte liegen in großen Haufen am Straßenrand.

Die Baustellen haben wir zum Glück hinter uns gelassen und den vielen Verkehr auch. Auf einer Nebenstrecke radeln wir am vierten Tag mit viel Rückenwind nach dem Überqueren einer Hügelkette hinunter zur Ebene des Lak-Sees. Die Landschaft um den See mit ihren Reisfeldern ähnelt einer Postkartenidylle. Und wo es schön ist, da tummeln sich die Touristen.

Bei einem Spaziergang am See durchqueren wir ein Dorf mit Pfahlhäusern aus Rattan und Holz sowie einigen neuen Steinpfahlbauten. Unter den Häusern befinden sich die Arbeitsgeräte oder es dösen Kühe und Hängebauchschweine.

Unerwarteter Weise kommen uns zwei Elefanten mit ihren Führern entgegen. Eh wir uns versehen, stehen wir in einer Gruppe japanischer Touristen, die die Elefanten als Hintergrund für ihr Fotoshooting gemietet haben.

Bergiges Innenland.

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Jan 092015
 

SONY DSC614. Reisetag

18.547 km

 

Entlang von Reisterrassen verlassen wir Hoi An. Ein leichtes grün ist bereits auf ihnen auszumachen. Es ist die Reissaat, die später in Bündeln auf die Felder gepflanzt wird. Zwischen der Saat stehen einzelne Familiengräber. Wir halten an einer Reispapiermanufaktur. Halbautomatisch werden quadratische Reispapierformate hergestellt, die anschließend am Straßenrand in der Sonne trocknen. Die Herstellung runder Formate in einer weiteren Manufaktur ist deutlich aufwändiger. Auf einer heißen Platte wird eine Reispampe verteilt und gedämpft. Die entstehenden runden hauchdünnen Kuchen werden an der staubigen Straße getrocknet. Bestimmt haben wir diese aus ähnlicher Herstellung in unseren Frühlingsrollen genossen.

Wir verlassen die flache Küstenregion. Es geht hoch in das bergige Innenland. Die Sonne meint es an diesem Tag gut mit uns – zu gut. Die Hitze setzt uns zu. Nach einem steilen Anstieg und einem einfachen Mittagessen sehen wir eine Unterkunft. Die nächste ist erst in 60 km und weiteren 800 Höhenmetern zu erwarten. Nach kurzem Überlegen steigen wir hier ab, obwohl die Sauberkeit zu wünschen übrig lässt und ein Schild auch eine Karaokebar ankündigt. Sie lärmt ein wenig am Abend, ab 21 Uhr kehrt Ruhe ein. In der Nacht weckt uns das Geprassel eines Regenschauers. Es bleibt nicht beim Schauer. Die nächsten zwei Tage regnet es fast ununterbrochen. Trotzdem fahren wir weiter. Der Ort lädt nicht zum verweilen ein. Die gebirgige Landschaft mit ihrem Urwald zum Durchfahren schon. Der heftige Regen lenkt leider von der Schönheit des Umfeldes ab. Wir sind froh, am späten Nachmittag ein gutes Hotel zu erreichen. Etwas später trifft auch Tom mit seiner Reisegruppe ein. Sie haben die 100 km und 1000 Höhenmeter aus Hoi An an einem Tag zurückgelegt. Mit ihnen verbringen wir nicht nur den Abend, sondern wir fahren mit ihnen zusammen am nächsten Morgen weiter. Bei strömenden Regen geht es weiter durch die Berge. Die Regensachen haben dagegen keine Chance. Wir sind durchnass. Erst nach dem Passieren eines 1100 m hohen Passes am Nachmittag reduziert der Regen sich auf einige Schauer. Auf dieser Passseite verschwindet der Regenwald mit dem Regen. Es ist deutlich trockener. Die Hügel sind mit Maniokplantagen und Kautschukwäldern bewachsen. Der Maniok wird geschält und am Straßenrand oder auf den Höfen vor den Häusern getrocknet. Wir erreichen den Ort Dac Glei und finden eine passable Unterkunft.

Der Morgen beginnt mit der traditionellen Nudelsuppe. Danach geht es entlang eines Flusslaufes durch interessante Landschaft in die Höhe. Die Regenperiode ist vorbei, die Sonne scheint zum Glück noch nicht in voller Stärke so dass das Radeln sehr angenehm ist. Wir durchfahren das Gebiet des Bergvolkes der Cham. Die Menschen wohnen in einfachen Holzhäusern. Manchmal sehen wir ein traditionelles Versammlungshaus auf Stelzen mit einem sehr spitzen Dach aus Schilf. Beim Besuch in einem dieser Häuser stören wir ein wenig den Schulunterricht darin. Es ist gerade Rechenstunde. Um an der Tafel die Aufgaben zu lösen müssen die kleinen Pennäler auf einen Tisch klettern um diese zu erreichen.

Unser Radeltag endet nach weiteren zahlreichen Hügeln im Ort Dak To.

Hoi An.

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Jan 052015
 

SONY DSC610. Reisetag

 

Die Touristendichte ist hoch – sehr hoch. Ich werde ein wenig unruhig. Zu viele Menschen drängen sich durch die Altstadt von Hoi An. Nicht nur die Langnasen, auch jede Menge asiatische Touristen laufen mit bzw. lassen sich von Fahrradrikschas durch die schmalen Gassen fahren.

Zugegeben, die alten Häuser und die Lage am Fluss haben ihren malerischen Flair. Früher war der Ort ein wichtiges Hafen- und Handelszentrum der Chinesen und Japaner. Übriggeblieben sind eine Japanische Brücke als Wahrzeichen des Ortes und div. chinesische Tempel und Versammlungshäuser. Heutzutage reiht sich ein Geschäft ans nächste. Vor allem Kleider- und Seidengeschäfte, für die die Gegend berühmt ist. Daraus resultiert die hohe Zahl der Schneidereien, die jeden Schnitt kopieren können. Hinzu kommen die vielen Cafés und Restaurant. Dazwischen bieten Straßenverkäufer ihre Waren an. Das Altstadtleben ist auf Touristen abgestimmt.
Einkäufe zu tätigen setzt ein Handeln wie auf einen arabischen Basar voraus, selbst bei Kleinigkeiten wie einem Eis oder Schokoriegel.
Kleine Betriebe fertigen Lampions an. Am Abend erleuchten diese die Straßen. Am Ufer werden bei Dunkelheit schwimmende Kerzen angeboten, die nach dem Kauf ins Wasser gesetzt werden. Die vielen Lichter am Ufer und im Wasser lassen die Nacht romantisch erscheinen.

Wir mieten uns ein Moped und fahren zum 50 km entfernten My Son. In einem üppig grünen Tal befinden sich die Ruinen alter Cham-Tempel. Die Bauten, die 1000 Jahre überstanden hatten wurde im Krieg von amerikanischen Bomben weitgehend zerstört. Nur einige der alten Tempel sind bisher restauriert. Wir haben Pech, kurz vor dem Erreichen unseres Ziels fängt es kräftig und langanhaltend an zu regnen. Zum Glück haben wir unsere Fahrradregenkostüme dabei, der Regenstöreffekt bleibt und mindert den Besichtigungsgenuss.

Einen weiteren Tag verbringen wir faul am nahegelegenem Strand auf einer Liege bei Fisch, Chips und Bier. Wir sehen den Fischern zu, wie sie in ihren runden Korbbooten gegen die Brandung kämpfen oder die Wellen nutzen, um darauf surfend an den Strand zurück zu gelangen.

Auf dem Weg zurück zum Hotel sehen wir vor vielen Häusern kleine Altäre stehen, mit Reis, Früchten, Blumen, Opfergeld und brennende Räucherstäbchen. Vor dem Altar wird gebetet. Das Opfergeld wird anschließend verbrannt. Es ist Vollmond. Der wichtigste Feiertag im Monat für die Buddhisten.

Unsere Abfahrt am nächsten Morgen verzögert sich wegen Magenproblemen von Marie um einen Tag. Beim Wechsel des ausgebuchten Hotels treffen wir auf der Straße die Reisegruppe von Tom (www.tomtomtravel.com), die im gleichen Hotel wie wir unterkommt. Mit dieser Gruppe verbringen wir einen geselligen kulinarischen Abend.

Jahreswende 2014/15.

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Jan 012015
 

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606. Reisetag

18.282 km

Die zweite Jahreswende auf meiner Reise verbringe ich wiederum schlafend. Das vietnamesische Neujahrsfest Tet (festgelegt nach dem chinesischen Mondkalender) wird erst ca. einen Monat später gefeiert – und zwar kräftig.
Es war ein erlebnisreiches Jahr. Die Durchquerung der Türkei liegt bereits lange hinter mir. Der unbekannte Iran ist für mich ein wenig verständlicher geworden. In Dubai musste ich glücklicherweise nur einen Zwischenstopp einlegen um von dort aus den Sprung nach Sri Lanka machen zu können.
Sri Lanka kam mir im Vergleich zu den arabischen Ländern (anfangs) paradiesisch vor, drei Monate habe ich die Insel umradelt. Das saftige Grün der Palmen, die Frauen in bunten Kleidern, das Essen ein Genuss. Für mich als Reisender ist das Leben einfach hier. Die Menschen, die im Lande leben leiden unter den Folgen des jahrelangen Krieges und der Tsunami-Welle.
Bei der Umrundung des Südzipfels von Indien genoss ich die Gesellschaft von Andrea. Es hat gut geklappt. Sie mit Bus und Bahn, ich mit dem Rad. Indien war nicht einmal so anstrengend wie gedacht. Meist fuhr ich auf kleinen Straßen mit wenig Verkehr und die erwartete Aufdringlichkeit der Menschen gab es nicht.
Seit Ende November fahre ich zusammen mit Marie durch Vietnam. Ich genieße, die Erlebnisse mit ihr zu teilen. Und unsere gemeinsame Reise ist noch lange nicht beendet.
Bis auf die Bienenattacke in Sri Lanka und Steine werfende Jugendliche in der Türkei hatte ich keine bedrohlichen Erlebnisse. Eher das Gegenteil. Fast alle Menschen, denen ich begegnete waren freundlich und hilfsbereit. Besonders die außergewöhnliche Gastfreundschaft im Iran beeindruckte mich.

Das Unterwegssein ist für mich kein Reisen mehr, es ist mein Leben.

Zwei Tage vor Sylvester verlassen wir am Morgen Hue bei Sonnenschein. Was für ein ungewohnter Radelgenuss. Wir fahren entlang eines Kanals an die Küste durchs flache Land. Nach kurzer Tagesetappe erreichen wir unsere in den Dünen gelegene Unterkunft direkt am Meer. Bereits am frühen Nachmittag machen wir einen Barfußspaziergang am einsamen Strand. Vereinzelte Fischerboote kämpfen sich durch die Brandung ans Ufer. Aus den langen Netzen klauben sie ihren kargen Fang von Garnelen und kleinen Fischen.
Den Abend verbringen wir auf der Strandterrasse mit einem leckeren Fischgericht. Das Rauschen der Brandung wiegt uns früh in den Schlaf.

Die Sonne lädt auch am nächsten Morgen zum Weiterfahren ein. Auf der kleinen Küstenstraße erleben wir das Dorfleben. Neben vielen Häusern stehen große tönerne Gefäßen und auch blaue Plastiktonnen. Bei einem Halt inspizieren wir den Inhalt. Genau erkennen lässt er sich nicht. Es ist irgendwie aufgearbeiteter Fisch und Fischpaste, stinkt aber nicht.

Dieser Mittwoch ist wohl ein günstiger Tag für Beerdigungen. Aus diversen Zelten dringt Trauermusik auf die Straße. Menschen mit weißen Binden um den Kopf sitzen darin oder am Straßenrand. Es wird gegessen und getrunken.
Wie bereits vor Hue sehen wir sehr viele stattliche Tempel. Diese und die hohe Zahl der Friedhöfe mit aufwändigen Grabbauten weisen auf einen besonderen Toten und Ahnenkult hin.

Die Felder sind überschwemmt und bereits für die Reispflanzung geglättet. Die Reissetzlinge zeigen ihr saftiges Grün und werden wohl bald in die Felder gepflanzt. In den breiten Flüssen sind die Wasserflächen durch Netze unterteilt.

Streckenweise tauchen christliche Kirchen in der Landschaft auf. Passend zur Weihnachtszeit wurden in dieser Region vor den Häusern Krippen mit Gebirgslandschaften aus Planen aufgebaut.

Wir verlassen das platte Land. Nach dem Erreichen der verkehrsreichen Hauptstraße überqueren wir zwei kleine Pässe. Am Straßenrand wird in großen Fässern Schnaps gebrannt und zum Verkauf angeboten.
Am Silvesternachmittag erreichen wir nach 75 km den Ort Lang Co, an einer Lagune gelegen und spezialisiert auf Muschelzucht. Den letzten Abend des Jahres verbringen wir ohne besondere Festlichkeiten.

Am Morgen liegt der Wolkenpass vor uns. Er zeigt sich zum Glück von seiner sonnigen Seite. 500 m geht es in die Höhe. Die Autos und Busse verschwinden zum Glück in einem Tunnel, der für alle Zweiräder gesperrt ist.

Nach einer schnellen steilen Abfahrt befinden wir uns wieder auf Meereshöhe und erreichen  Da Nang, eine Großstadt mit vielen Hotelbauten an der Strandpromenade. Verstehe nicht, wer hier Tage seines Urlaubs verbringt. Unsere Fahrt geht 30 km weiter auf einer langweiligen Uferstraße. Am Nachmittag erreichen wir die Touristenmetropole Hoi An.

Ich möchte meine neuen Back-Roller Classic mit einem Foto präsentieren. Marie hat sie mir aus Deutschland mitgebracht. Diese hat mir Ortlieb kulanter Weise auf meine Reklamation der Back-Roller Plus erstattet. Die bisherigen, aus etwas leichterem Material, erwiesen sich als nicht so strapazierfähig und hatten bereits einige Löcher. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Taschen auch ordentlich beansprucht wurden.