17.185 km
Alle Vietnamreisende machen es, wir tun es auch. Wir buchen die Halong-Bay mit Übernachtung auf einem Boot. Die Bucht liegt ca. 200 km abseits unserer geplanten Route und den Umweg wollen wir nicht erradeln. Um 8 Uhr geht es los mit dem Bus und 16 Mitreisenden. In Halong angekommen werden wir – wie hunderte andere Touristen – mit kleinen Booten zum jeweiligen Schiff gefahren. Die Fahrt durch die aus dem Meer ragenden Kalkfelsen ist schon sehenswert. Die Bordzeit ist komplett durchorganisiert: Kennenlernrunde, Mittagessen, Höhle besichtigen, Kayak fahren, Abendessen, anschließend Karaoke – huchh. Bis zum Karaoke ist es ein angenehmes und interessantes Programm.
Frühstück am nächsten Morgen um 7 Uhr, danach mit den anderen angeschipperten Touristen auf einem handtuchschmalen, kleinen Strand sonnen und schwimmen, Affenfüttern, wieder auf dem Schiff besteht die Möglichkeit an einer Cooking Class für Spring-Rolls teilzunehmen, noch einmal Mittagessen und um 12 Uhr auschecken und mit dem Bus zurück nach Hanoi.
Resumée: Die Halong-Bay mit den aus dem Wasser herausragenden Karstfelsen ist sehenswert, aufs erweiterte Touristenprogramm hätten wir verzichten können. Na ja, auch eine Erfahrung.
Am Montagmorgen verlassen wir das geschäftige und laute Hanoi. Anfangs im steten Mopedstrom auf der stark befahrenen Hauptstraße. Nach 25 km ebbt der Verkehr langsam ab, das Umfeld wird ländlicher.
Aus einem Zelt am Straßenrand erklingt Musik. Wir halten an, schauen hinein und erfahren, dass eine 82 Jahre alte Frau gestorben ist. Die Familienangehörigen der Verstorbenen tragen eine weiße Kopfbinde und Umhänge aus grober Gaze. Sie begrüßen uns und laden zu einem etwas bitteren Tee ein.
An den Tagen an denen die Tote im Hause aufgebahrt ist, kommen Verwandte, Nachbarn und Freunde vorbei um ihr Beileid auszudrücken. Eine Gruppe spielt Trauermusik, Essen wird angeboten.
Nach kurzer Beerdingungs-Pause geht’s weiter. Es ist heiß, der Schweiß läuft trotz mäßiger Anstrengung. Nach weiteren 10 km verlassen wir die Hauptstraße um unsere etwas abgelegene Unterkunft zu erreichen. Am Rande der kleinen Nebenstraße spielt sich das dörfliche Leben ab. Ein armes Schwein steckt bewegungslos in einem Drahtkorb. Es muss zusehen wie bereits für sein Ende das Messer gewetzt und das Wasser erhitzt wird. Neben den Enten und Hühner am Straßenrand mit zusammengebundenen Beinen oder im Korb liegen bereits die federlosen Kollegen.
In einen holzverarbeitenden Betrieb am Straßenrand werden Baumstämme entrindet und spiralförmig durch Messer aufgeschnitten. Die dünnen Holzblätter stehen zum Trocknen im Freien. Die Weiterverarbeitung erfolgt wohl später zu Sperrholz.
Wir erreichen unsere luxuriöse Unterkunft „La Ferme du Colvert“ mit Swimmingpool und großem Garten mit vielen kleinen Teichen. Wir bleiben einen weiteren Tag und genießen die Ruhe. Erradeln ein wenig das ländliche Umfeld. An einem Hügel mit Gräbern sehen wir viele Menschen mit Schaufeln und Haken stehen. Ein wohl altes Grab wird abgetragen und bis fast zum Sarg freigelegt, dasselbe erfolgt beim benachbarten Grab. Uns wird ein sehr bitterer Tee angeboten, danach zwei hochkonzentrierte Schnäpse. Kurz vor der Dämmerung werden Zeltplanen über die Gräber aufgespannt und Strom von der naheliegenden Leitung abgezapft. Leider können wir das weitere nicht mehr verfolgen, die kommende Dunkelheit treibt uns zu unserer Unterkunft. Wir vermuten, dass die Gebeine in einen kleineren Sarg umgebettet werden, wissen es aber nicht.
In der Nacht zieht ein heftiger Regen auf. Kurz vor dem Check-Out-Termin der Unterkunft hört dieser auf, wir starten also. Die Temperatur ist um ca. 10 Grad gefallen. Zunächst fahren wir auf einem Feldweg zur Hauptstraße, dann in leicht hügeliger Landschaft zwischen Karstfelsen – ähnlich der in der Halong-Bay – auf wenig befahrener Straße. Zum Mittagessen halten wir an einem kleinen Restaurant. Jetzt heißt es unsere Wünsche zu vermitteln. Englische Speisekarten gibt nur in Touristenlokalen, gesprochen wird es dort auch nur selten.
So ganz gelingt es nicht. Trotz Hilfe (oder wegen?) eines etwas englisch sprechenden Gastes erhalten wir Nudeln mit Schweinefleisch, dazu Reis und eine Spinatsuppe.
Die Weiterfahrt erfolgt entlang abgeernteter Reisfelder auf denen Wasserbüffel grasen. Wir erreichen am Nachmittag unseren geplanten Übernachtungsort, ein etwas älteres Thermalhotel. Ein heißes Bad können wir leider nicht nehmen, das Becken wird renoviert.
Marie hat mir meine alte Kamera mitgebracht. Ich hoffe diese hält durch.