14.789 km
In der leicht hügeligen Landschaft wechseln sich grüne Reisfelder, Bananenplantagen und trockene Landstriche ab. Oft fahre ich entlang von Bewässerungskanälen. Auch wenn das Wasser trübe aussieht waschen sich die Anlieger darin und putzen sich damit die Zähne. Wasser aus dem Hahn ist noch lange nicht selbstverständlich.
Mir wird immer wieder zugelächelt. Manchmal werde ich wohl auch ausgelacht: Der könnte sich doch ein Busticket leisten, weshalb die Anstrengung auf dem Fahrrad.
Bizarr wirken die vielen Bayan-Bäume mit ihren Luftwurzeln am Straßenrand und in den antiken Anlagen. Der Baum ist ein Schmarotzer, der ohne seinen Wirt nichts wird. Der Samen des Banyan-Baums wird von Vögeln in der Astgabel eines Baumes abgelegt. Dieser Samen entwickelt lange Wurzeln entlang des Baumes, auf dem er liegt. Sobald er Kontakt mit dem Boden hat, werden diese Wurzeln sehr kräftig. Sie vermehren sich, verschlingen sich ineinander und verwachsen miteinander. So bildet sich ein sehr enges Netz, das schließlich den Baum erwürgt. Wenn sich der Stamm des besiedelten Baums zersetzt, hat der Banyan-Baum bereits genügend Stabilität, um alleine zu stehen.
Ich bewege mich weiter durch die kulturellen Sehenswürdigkeiten im zentralen Sri Lanka. Mein Ziel an diesem Tag ist die alte Königsstadt Polonnaruwa, nach Anuradhapura die zweite Hauptstadt Sri Lankas.
Bis zum 10. Jh. war Polonnaruwa bereits eine Art Ersatz-Hauptstadt, in der in unruhigen Zeiten Zuflucht gefunden werden konnte. Im Jahre 1070 zerstörten südindischen Truppen Anuradhapura und machten Polonnaruwa zu ihrem neuen Königssitz. Die indischen Truppen wurden durch den singhalesischen König Vijaya Bahu wieder vertrieben. 150 Jahre herrschte Ruhe im Land und zahlreiche Bauten wurden errichtet, deren Ruinen heute die Touristen bestaunen.
1240 überfielen und zerstörten Truppen aus Indien wiederum die Stadt. Das war ihr Ende. Danach übernahm die Natur das Kommando. Polonnaruwa wurde vom Dschungel überwuchert und blieb sechs Jahrhunderte lang vergessen.
Die Überreste von großen Dagobas und Tempeln mit zahlreichen Buddhafiguren sowie von Garten-, Park- und Palastanlagen und diversen Gebäuden einer ausgedehnten Stadt machen die Anlage zu einem Hauptanziehungspunkt des Tourismus.
Am nächsten Morgen beginnt mein Besichtigungsprogramm. Die Bauwerke der alten Stadt liegen weit auseinander. Hilfreich, dass ich das Fahrrad dabei habe. Es ist Samstag, neben den Touristen sind auch viele Sri-Lanker unterwegs.
Meterdicke Mauern der Palastanlagen ragen in den Himmel.
Alte Hindu- und Buddha-Tempelanlagen wechseln sich ab. Das Betreten dieser Anlagen mit nackten Füßen auf den heißen Steinen ist fast schmerzvoll. Beeindruckend sind die großen in den Fels geschlagenen Buddha-Figuren, meditierend, stehen und liegend. 1000 Jahre sind sie alt und sehen aus wie neu. Werden wohl regelmäßig geputzt.
Frische Blumen auf Opfertischen oder brennende Öllampen in Nischen zeigen, dass die Verehrung der alten Stätten weiterhin erfolgt.
Es ist noch nicht alle freigelegt. Am Rande der Anlagen liegen mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Hügel. Ein Blick in eine Grabung zeigt, dass der gesamte Berg aus roten gebrannten Ziegeln besteht.
Die Besichtigung ist höchst interessant und gehört mit zu den kulturellen Höhepunkten meiner Reise.
Am folgenden Tag besuche ich einige Außenposten der alten Stadt, anschließend setze ich mich an einen See und schaue den Vögeln zu. Störche erkenne ich, die anderen nicht. Werde von einem jungen Fischer angesprochen, ob ich Lust hätte an das andere Ufer des Sees zu fahren. Am Abend grasen dort die Elefanten. Ich willige ein und fahre mit zwei Jungs bei rauer See auf einem Kleinstkatamaran hinüber. Sie rudern gegen den Wind. Das Boot schwankt und die Wellen schwappen gegen mich. Habe etwas Angst um meine Kamera. Für mich wäre das Ufer leicht zu erreichen und der See scheint nicht allzu tief zu sein.
Und wirklich einige Wildelefanten grasen auf der anderen Seite. Ich bleibe in sicherer Entfernung.
Auf der Rückfahrt werden noch Netze ausgeworfen, danach geht es mit einem handgehaltenem Segel mit dem Wind schnell zurück.
Zum Abend hin strömen die Menschen an den See um sich zu waschen.
Ein kräftiger Rückenwind treibt mich am anderen Morgen an die Ostküste. In einem Badeort verbringe ich die Nacht. Der Ort lädt aber nicht zum Verweilen ein.
Unterwegs kommt mir mein Fahrradtacho abhanden, am Abend verlässt die in der Türkei erfolgte Füllung meinen Zahn. Ein eher verlustreicher Tag.