Am Van-See, Feiertag und ärgerlicher Verlust.

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Mai 012014
 

DSC04739361. Reisetag

11.885 km

 

Nach dem Verlassen von Tatvan fahre ich durch ein grünes Tal gemächlich bergan. Ein Fluss mäandert durch die Wiesen. In etwas größeren Bögen schlängelt sich die Straße durch die Bergtäler. Es ist erstaunlich wie tief ich in die Bergwelt eindringe ohne besonders in die Höhe zu fahren. Einen Schlenker macht die Straße noch einmal entlang des Van-Sees. Dann verschwindet sie wieder in den Bergen. Ich weiß aber, irgendwann wird an diesem Tag ein 2200 m Pass vor mir liegen. So langsam geht es mit mäßiger Steigung in die Höhe. Zu meiner Überraschung taucht in 2000 m Höhe eine Tunnelröhre auf, die es in den Karten noch nicht gab. In diesem 2,5 km langen Tunnel schluckt der Fels den sonst dröhnenden und mir Angst einflößenden Lärm der Autos. Es ist eine angenehme Durchfahrt.

So wie ich mich durch die Bergwelt winde, bläst der Wind. Häufig drehend, mal von vorne, dann von hinten. Der Himmel hat sich zum ersten Mal seit langem zugezogen. Die ersten Tropfen fallen. Die Temperatur sinkt von 30 Grad am Morgen auf 14 Grad. Ziehe mich warm an, denn nach der Tunneldurchfahrt geht es mit Geschwindigkeit nur noch bergab. Sogar mit Unterstützung des Windes.

Nach 100 km Fahrt an diesem Tag finde ich eine Unterkunft. Zwar etwas schäbig, im Ort Gervas, direkt am Van-See. Von hier aus möchte ich mit einem Boot am nächsten Morgen zur Insel Akdamar fahren. Es gibt keinen Fahrplan, ich muss im Restaurant am Anleger warten, bis eine Reisegruppe eintrifft. Zusammen mit einer kleinen Gruppe Amerikaner setzte ich die 4 km über. Das regnerische Wetter vom letzten Nachmittag und Abend ist verschwunden. Die Sonne scheint.

Die Insel ist berühmt wegen der orthodoxen Kirche und Kloster aus dem 10. Jahrhundert. Die Kirche des heiligen Kreuzes besitzt wunderschöne Reliefs aus dem Alten Testament an den Außenmauern. Innen ist sie verwinkelt mit kleinen Nischen und Räumen. Reste alter Wandmalereien sind zu sehen.
Für die armenischen Christen ist sie ein ganz wichtiges Heiligtum, für andere ein beliebtes Ausflugsziel.

Am frühen Nachmittag bin ich zurück auf dem Festland. Starker Rückenwind treibt mich auf flacher Strecke die 40 km nach Van. Abends spaziere ich noch ein wenig durch die Innenstadt.

Am nächsten Morgen lasse ich Gepäck und Fahrrad im Hotel. Mit dem Bus fahre ich die 440 km in die Stadt Erzurum. Im iranischen Konsulat dort möchte ich am nächsten Tag mein Visa abholen. Habe dabei leider nicht bedacht, dass es der 1. Mai ist, auch in der Türkei ein Feiertag.
So schaue ich mir die Stadt an mit vielen alten fast tausendjährigen Moscheen, Medresen, Türben (Grabbauten) und einer Zitadelle auf dem Altstadthügel. Viele Menschen sind wegen des Feiertages unterwegs. Nur Banken und Behörden haben geschlossen, Geschäfte nicht.

In einem Obstladen erschrecke ich mich beim Bezahlen. Geldbeutel mit Visakarte sind weg.
Weiß nicht, wann ich ihn das letzte Mal in der Hand hatte, da ich Kleingeld immer lose in der Tasche habe. Gestohlen oder verloren, ich weiß es nicht. Habe die Visa-Karte sperren lassen. Meine Hose wird von einem Geldgürtel gehalten, sonst hätte ich ernsthafte Probleme. Kann mit dessen Euro-Inhalt mein Hotel bezahlen und auch am nächsten Tag die Visagebühren. Eine weitere Karte habe ich zum Glück im Hotelsafe in Van gelassen.
Sehr ärgerlich, aber nicht schlimm. Ich muss achtsamer werden im Umgang mit diesen Dingen.