Isfahan.

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Mai 272014
 

DSC05703387. Reisetag

 

Meine Unterkunft ist nahe beim Meydan-e Imam, dem zweitgrößten Platz der Welt nach dem Tiananmen Platz in Peking. Jede der vier Seiten wird von einem hervorstechenden Bauwerk beherrscht: im Süden die Moschee des Königs (Masdjed-e Shah), heute Masdjed-e Imam genannt, im Norden das Eingangsportal zum Bazar Qeisariyeh, im Westen der Eingangspalast zur königlichen Residenz, Ali Qapu, und im Osten die kleine Lotfollah-Moschee. Alles geplant und erbaut Anfang des 17. Jh. unter Shah Abbas, der Isfahan zur islamischen Jahrtausendwende (Hedschra-Kalender) zu einer der schönsten Städte auf dieser Welt machen wollte.

Der Vormittag beginnt mit einem Rundgang um diesen großen Platz, der von doppelstöckigen Arkaden umgeben ist. Unten sind diese beidseitig von Touristengeschäften belegt. Oben gibt es nur Blendarkaden, um den Bauten eine räumliche Fülle zu geben. Wenige Touristengruppen sind unterwegs, aber viele Iraner. Am Abend herrscht fast Gedränge auf dem großen Platz, überall sitzen kleine Gruppen beim Picknick. Im ersten Iranblog hatte ich vom fehlenden Leben in den iranischen Städten geschrieben. Das stimmt nicht!

Da Freitag ist, sind im Basar die meisten Gitter heruntergelassen, mittags machen auch die restlichen Läden zu. Es wird heiß. Auch ich ziehe mich zurück zu einer Siesta. Schlafe gut ein und erwache erst zum Abend hin.

Meine nächsten Tagesprogramme sind reduziert. Ich habe das Bedürfnis ein paar Tage Pause zu machen. Ich bummele etwas planlos durch endlose Bazargänge. Schaue ins Innere der Moscheen. Die großen besitzen einen von Arkaden umgebene Hof. Die Gebetsteppiche liegen aufgerollt herum und darüber sind Planen zum Schutz gegen Sonne und Regen gespannt. An den vier Seiten ragen die typischen, mit blauen Fliesen verkleideten und innen mit Fassetten versehenen Fassaden in die Höhe. Blaue mit Blumen verzierte Fliesen sind allgegenwärtig in dieser Stadt.
Setze ich mich irgendwo hin, oft auch nur im Vorbeigehen, werde ich häufig angesprochen. „Woher, wie heißt du, gefällt dir der Iran“. Die Kenntnisse über Deutschland beschränken sich meist auf Fußball mit Bayern München und leider ab und zu auf Hitler (ohne näheres über ihn zu wissen). Reichen die Englischkenntnisse weiter werden interessantere Fragen gestellt.

Als alte Flussoase spielten Brücken in Isfahan eine große Rolle. Das zur Zeit trockene Flussbett (wegen Bauarbeiten oberhalb des Zulaufes leitet man den Fluss wohl um) wird von einzigartigen Bogenbrücken umspannt. Die schönste überquert den Zayandeh Rud mit 23 Bögen aus Stein und Ziegeln mit blauen Kacheln. Die Brücke ist auf beiden Seiten mit überwölbten Galerien versehen.

Auf der anderen Flussseite liegt das Viertel Jolfa mit einigen armenischen Kirchen. Merkwürdigerweise haben die Eingangstüren zum Kirchhof die entsprechenden Klopfer für Männer und Frauen, wie ich sie bereits im Lehmdorf gesehen hatte. Die Türen bleiben nach dem Klopfen für mich verschlossen. Eine armenische Vorzeigekirche mit düsteren überfüllten Wandmalereien und angeschlossenem Museum über den armenischen Genocid ist geöffnet.

Bevor ich den Iran erreichte hatte ich nur vage Vorstellungen, von dem was mich erwarten würde. In einem von der Weltwirtschaft abgeschnittenem Land müsste der Mangel in allen Bereichen sichtbar sein. Nichts dergleichen ist zu merken.
Coca Cola, Nescafe, Bananen und Computer, und alles was dazwischen liegen könnte, ist zu haben. Keine Schlangen vor oder Lücken in den Läden. Es gibt kleine Geschäfte und moderne Shopingcenter. Und wie bereits gesagt fürchterlich viele Autos.
Nur das Geldabheben und bezahlen mit der Kreditkarte ist nicht möglich. Im (etwas langsamen) Internet kann ich die taz, FAZ und Spiegel lesen, merkwürdigerweise ist die Seite der Süddeutschen gesperrt. Skype funktioniert, Youtube ist blockiert.

 

Anstrengung und Glück.

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Mai 222014
 

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382. Reisetag
382. Reisetag

13.028 km, 200 km Bus

 

Hamadan verlasse ich auf der vierspurigen Hauptstraße mit viel Verkehr. Es ist ein Fahren zum Vorwärtskommen, ohne besondere Ereignisse. Der ausdauernde südliche Wind macht es mir nicht leicht. An einer Station des iranischen Roten Halbmondes werde ich herzlich begrüßt, erhalte Tee und ein Orange. Etwas später stoppt mich ein Auto zum Fototermin. Mir wird wieder Geld angeboten. So ein Radnomadenleben ist für viele Iraner etwas ärmliches, etwa wie auf der Straße leben.

Nach 90 km, im Ort Malayer, wartet ein Radfahrer auf mich. Bereits einige Zeit vorher hat er mich vom Auto aus gesehen. Er hilft mir bei der Unterkunftssuche und anschließend etwas Vernünftiges zum Essen zu finden. Habe mir bereits vorher einige Gerichte aufschreiben lassen, die für mich schmackhaft sind und nicht nur aus Fleisch bestehen.

Am nächsten Morgen stürmt es. Laut Wetterbericht Windstärke 4 aus SW mit 60 km/h Böen. Für mich wäre es wie gegen Windmühlen kämpfen. Fahre deshalb mit dem Bus zwei Fahrradreisetag (200 km) weiter Richtung Isfahan.

Etwas außerhalb des Ortes Golpayan übernachte ich in einer 400 Jahre alten, komplett aus Lehm gebauten und restaurierten Karawanserei. Hatte davon in einem Blog in Internet gelesen. Bin überrascht wie schön es dort ist. Ein großer Innenhof ist umgeben von einer hohen Mauer mit Zimmer, Restaurant und Teestube. Die Managerin freut sich über ihren ersten Individualtouristen und führt mich herum und erklärt. Am Abend gibt es in der Teestube Live-Musik. Wir sitzen zusammen und unterhalten uns. Für mich ist es ein sehr anregender Abend.

Am nächsten Morgen komme ich in den ersten Stunden gut voran. Es geht kontinuierlich in die Höhe bis auf 2400 m. Für den Iran sehr ungewöhnlich, ich fahre auf einer verkehrsarmen Straße. Gegen Mittag holt mich der Wind wieder ein. Das Fahren wird anstrengend. Ich durchfahre ein breites unfruchtbares Tal. Ab und zu kreuzt eine Schafsherde meinen Weg. In einem kleinen Ort auf der Höhe werde ich vor einer Kaserne angehalten. Ein englischsprechender Offizier (?) weist mich höflich darauf hin, keine militärischen Anlagen in den Bergen zu fotografieren. Hatte auch keine vorher gesehen. Zeige meinem Pass, irgendetwas daraus wird notiert.

Aus einer kleinen Bankfiliale kommt ein netter Herr, begrüßt mich herzlich und lädt mich zum Tee ein. Tee mag ich fast immer trinken. Unsere Unterhaltung ist wegen knapper Englischkenntnisse sehr stockend. Ich verstehe aber, dass er mich gerne zur Übernachtung zu sich nach Hause einladen möchte. Ich lehne mehrfach ab, obwohl für den Abend keine Unterkunft in Sicht ist. Eine Einladung ist für mich sehr anstrengend. Ich bin müde vom Fahren, möchte meine Ruhe genießen und mich nicht um einen Gastgeber kümmern. Deshalb habe ich in den Orten keinen Kontakt zu Warm-Shower-Gastgeber aufgenommen. Weiß auf der anderen Seite, dass mir damit etwas entgeht.

Fahre also weiter, jetzt bergab. Die Straße ändert die Richtung und ich habe Rückenwind. Unten in einer Ebene halte ich in einem Dorf mit einer hohen Lehmmauer mit Türmen, vergleichbar mit der Karawanserei. Ich schaue durch den einzigen Eingang hinein. Drinnen stehen Häuser mit weiteren Mauern und verschlossenen Türen. Viel ist nicht zu sehen.
Interessant sind die alten Türen mit zwei Klopfer, links, ein Eisenstab für die Herren, rechts ein Eisenring für die Frauen. Also nicht zu verwechseln. Vom Klang her weiß man dann, wer kommt.

Meine Fahrt geht über die Ebene. Der Rückenwind treibt mich – fast ohne zu treten – mit 30 km/h voran. Die vorherige Anstrengung ist vergessen.
Am späten Nachmittag schaue ich mich nach einem Zeltplatz um. In der Ferne erspähe ich eine grüne Oase in der sonst trockenen baumlosen Gegend. In einer Niederung mit Feldern und Bäume biege ich in einen Feldweg ab. Ungesehen kann ich mich nicht niederlassen. Kaum halte ich an einem Aprikosenhain an, kommt ein Bauer auf mich zu. Habe das Glück, er spricht ein wenig Englisch. Er erklärt mir stolz, dass er früher bei der Airforce gearbeitet hat. Er bietet mir eine offene Hütte neben seinem Feld als Nachtlager an. Dankend nehme ich an, denn der Boden ist hart, voller Dornen und klettenhaften picksenden Pflanzensamen. In der Hütte baue ich mein Innenzelt auf. Alles wunderbar.

Seit langem mal wieder koche ich mir ein Abendessen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit verkrieche ich mich in das Innenzelt. Gefühlt wie mitten in der Nacht, habe wohl auch schon geschlafen, ein Mopedlärm und viel Licht. Mir wird ein Abendessen vorbeigebracht und wieder mitgenommen, da ich auch für Außenstehende bereits am Schlafen war.

Am nächsten Morgen mit dem ersten Sonnenschein werde ich vom Bauer begrüßt, danach aber in Ruhe gelassen. Schlafe noch ein wenig, bereite mein Müsli vor und trinke dazu Nescafe. Ein friedlicher Morgen beginnt. Irgendetwas ist anders mit mir. Beim Losfahren erlebe ich Glücksmomente und sauge die Natur um mich herum auf. Es ist eine Landschaft, wie ich sie liebe. Fahre durch eine karge Ebene mit steil aufragenden Bergen, ab und zu einige Bäume und grüne Flecken in einer Niederung. Solch eine Zufriedenheit spüre ich selten. Sie ist leider auch nicht beständig.

Nach 20 km erreiche ich eine Hauptstraße. Diesmal gibt es keinen asphaltierten Seitenstreifen. Mit ständigem Blick in den Rückspiegel auf überholende Lastwagen bleibt wenig Gespür für das Umfeld. Muss ab und zu auf den sandigen Streifen ausweichen. Es wird heiß, der Verkehr dichter, je näher ich der Großstadt Isfahan komme. Denke, ich bin fast am Ziel. Muss aber noch weitere 30 km durch Vororte zurücklegen um ins Zentrum zu gelangen.

Übers Hügelland nach Hamadan.

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Mai 182014
 

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 378. Reisetag<<<
378. Reisetag

12.703 km

 

Ich bin mitten drin im Hochland. Pendele zwischen 1700 und 2100 m hoch und runter. Grüne Weizenfelder und gepflügte Äcker wechseln sich ab. Dazwischen immer wieder kahle Hänge. Ab und zu ein Traktor, der pflügt, aber kaum Dörfer oder Bauernhöfe.
Für meine Pausen finde ich keine Schattenplätze. Setze mich am Straßenrand auf einen Stein. Wenige Bäume, manchmal Weinreben wachsen unten in den Tälern.

Nach dem Start am Morgen in Tekab ziehen hinter mir dunkle Wolken auf. Ich höre Donnergrollen, einige Tropfen Regen fallen. Habe Glück, der Gegenwind hält das Gewitter zurück. Es ist deutlich kühler geworden, was beim Radfahren nicht stört.

Ich mache einen Stop bei den Beekeepers. Sie füttern gerade ihre Bienen mit Zuckerwasser. Dieses verarbeiten die Bienen zu Honig (Zuckerhonig). Ein ordentlicher Imker würde die Bienen Blütennektar sammeln lassen, welches dann im Stock zu Honig umgewandelt wird und nur zum Winter hin mit Zuckerwasser füttern.

Endlich, am Nachmittag dreht der Wind und schiebt mich ein wenig den letzten aber steilen Berg hoch. Ich erreiche Bijar, eine kleine Stadt. Im Ort finde ich ein Hotel. Die Frage, wo ich schlafen werde ist damit gelöst.

Am nächsten Morgen gibt es kein Wölkchen mehr am Himmel. In den ersten Stunden unterstützt mich noch der Rückenwind vom Vortag. Was ist es ein leichtes Fahren, sich den Berg hinunter rollen zu lassen ohne zu treten. Am späten Vormittag ist Schluss damit. Der Wind dreht zurück.

Auf der Straße ist für iranische Verhältnisse wenig Verkehr. Auffallend sind auf dieser Strecke die vielen roten alten Mack-Lkws, die große Steinblöcke transportieren. Oft sieht man diese Steinblöcke auch am Wegesrand liegen, als Folge eines Unfalls.
Die Iraner sind schlechte Autofahrer, immer Bleifuß und ganz dicht auffahren. Benzin ist mit 20 Cent/Liter billig und es gibt sehr viele alte Autos, aber auch neue. Iran ist der zwölftgrößte Autoproduzent der Welt, trotz der Einschränkungen durch die Sanktionen.
Ein junger Iraner sagte mir, er kann nicht heiraten, weil er arm ist. Um heiraten zu können benötigt er eine Wohnung und ein Auto.

Am späten Nachmittag erreiche ich nach 90 Kilometer eine vielbefahrene Schnellstraße. Weiterfahren möchte ich an diesem Tag nicht. Um in die 75 km entfernte Stadt Hamadan zu gelangen lasse ich mich und mein Fahrrad von einem Auto mitnehmen.

In Hamadan, eine große sehenswerte Stadt, mache ich zwei Tage Pause. Die Fahrten der letzten Tage gegen den Wind waren sehr anstrengend, abgesehen von den täglichen 1000 m Steigungen. Schlafe aus, wasche meine Sachen und besichtige die Stadt.

Im Zentrum liegt der Meydan-e Imam Khomeini – ein großer Kreisverkehr – mit einer kreisrunden Umbauung mit zweistöckiger Ziegelfassaden. Von hier aus schlendere ich durch ein Basarviertel. Inmitten des Bazars ragt das Doppelminarett der alten Freitagsmoschee hervor. Im Innenhof ist ein großes Wasserbecken, in dem sich die Männer die Füße waschen. Ein Mann singt im Hof Suren aus dem Koran. Das passt wunderbar zur Stimmung. Nach dem Mittagsgebet möchte ich die Moschee besichtigen, sie ist aber verschlossen.
Die schiitischen Moscheen unterscheiden sich in der Front und den Minaretten deutlich von den sunnitischen in der Türkei. Es wird auch nur dreimal am Tag zum Gebet gerufen.

Ein Wahrzeichen von Hamadan ist das Grab von Ibn Sina, auch bekannt als Avicenna, Wissenschaftler, Philosoph, Dichter und wohl der berühmteste Arzt des Mittelalters. Er ist hier 1037 gestorben, seine Werke waren maßgeblich für die Medizin bis ins 17. Jahrhundert hinein. Im Buch „Der Medicus“ wurde er nochmals bekannt gemacht.

Am Grabmal habe ich zwei Iraner getroffen, die Englisch sprechen. Sie begleiten mich am Nachmittag zu einem beliebten Ausflugsziel der Hamadaner oberhalb der Stadt zum Gandjnameh. Zwei achämenidischen Inschriften sind hier in den Fels gemeißelt, die einzigen Zeugnisse dieser Zeit. Die Besucher kommen jedoch eher wegen des Wasserfalls und den Grünanlagen.

Anschließend sind wir traditionell iranisch Essen gegangen, jenseits von Kebab. Es hat mir gut geschmeckt, obwohl einige Fleischstücke in dem schmackhaft gewürzten Spinat-Bohnen-Gemisch waren.

Gastfreundschaft.

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Mai 142014
 

DSC05207374. Reisetag

12.516 km

 

Bis zum Einschlafen prasselt der Regen aufs Zelt. Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Das Zelt ist bereits trocken und das Zusammenpacken kein Problem.

Täbris ist für einige Zeit die letzte große Stadt, deshalb möchte ich noch einmal Geld tauschen. Aber keine Bank tauscht. Jedes Mal werde ich auf die Straßenhändler des Bazar verwiesen, vor denen alle Reiseführer warnen. Was bleibt mir anderes übrig. Der Kurs ist sogar deutlich besser als an der Grenze.
Ich reihe mich ein in den dichten Verkehrsstrom aus der Stadt hinaus. Die ersten 50 km schiebt mich sogar der Wind ein wenig. Danach ändere ich die Richtung und habe ihn wieder störend von der Seite.

Auf einem kleinen Parkplatz werde ich von einem Autofahrer begrüßt und auf Englisch angesprochen. Wir unterhalten uns ein wenig. Danach werde ich eingeladen, im 45 km entfernten Ort bei ihm und seiner Familie zu übernachten. Für mich ist es sehr willkommen. Mit 100 km ist dann mein Tagessoll erfüllt und ein anderer Schlafplatz wäre ungewiss. Beim Erreichen des Ortes rufe ich Habib an. Er holt mich an der Straße ab und wir fahren zu einem Bungalow, in dem er mit seinen Eltern und einer Schwester wohnt. Seine Frau ist ebenfalls anwesend. Sie werden aber erst in einem Jahr zusammen wohnen können. Bis dahin hat er eine eigene Wohnung organisiert. Für die Ausstattung der Wohnung (Möbel, Kühlschrank u.a.) sind die Brauteltern zuständig. Seine Eltern hatten den Kontakt zur Frau vermittelt. Beide haben sich im Haus der Frau getroffen und sich sympathisch gefunden. So sind sie zusammen gekommen.

Am späten Nachmittag besuchen wir (mit dem Auto) den naheliegenden Orumiyeh See, Irans größtes Binnengewässer. Wie das Tote Meer ist dieser extrem salzig. Von Jahr zu Jahr sinkt der Wasserpegel, da immer mehr Staudämme für die Bewässerung und Trinkwasserversorgung dem See das Wasser rauben. Vor acht Jahren konnte man hier noch baden. Jetzt sieht man nur weit in der Ferne das Glänzen des Wasserspiegels.

Die Räume in meiner nächtlichen Bleibe sind mit Teppichen ausgelegt. Das Abendessen wird gemeinsam sitzend auf dem Boden um ein „Tischtuch“ herum eingenommen. Ich esse u.a. ein Hühnerbein.
Es ist bereits spät. Habib fährt seine Frau nach Hause. Ich bekomme meine Matte und Decken zugewiesen. Draußen gewittert und regnet es die ganze Nacht, völlig normal, es ist Regenzeit.
Das Frühstück, dünnes Fladenbrot, Spiegelei und Käse, dazu Tee, nehmen nur Habib und ich ein. Danach geht’s wieder auf die Straße. Es ist ein schöner und interessanter Aufenthalt gewesen.

Das Radeln an diesem Tag ist leicht und einfach mit etwas Rückenwind. Zwei kräftige Gewitterschauer überstehe ich in einem Unterstand. In der Stadt Miandoab suche ich mir ein Hotel. Möchte ein wenig Ruhe haben. Kaum bin ich angekommen, klingelt mein Handy und Karim von „Warm-Shower“ ruft an. Meine Telefonnummer kreist. Er möchte sich mit mir treffen. Ich dachte kurz für einen Tee, daraus ist ein ganzer Nachmittag geworden. Er hat zusammen mit Ahad einen Fahrradladen, Karim außerdem noch eine Werkstatt zur Reparatur von Autokühler. Ich saß etwas viel rum bei sehr freundlichen Menschen. Der späte Nachmittag/Abend endet mit einem Kebab-Spieß für mich, dann werde ich wieder zurück ins Hotel gebracht.

Am nächsten Morgen werde ich abgeholt. Wir fahren in den Fahrradladen. Eine Schraube von meinem Fahrradständer ist abgebrochen. Karim repariert das Problem. Freue mich darüber.

Die Weiterfahrt erfolgt auf einer Nebenstraße ohne Seitenstreifen. Muss jetzt den Gegenverkehr und Rückspiegel im Auge haben. Morgens ist der Wind ruhig, zum Mittag hin frischt er auf. An diesem Tag fahre ich nur 65 km, dann verlade ich mein Rad auf einen Bus und lege in diesem weitere 75 km zurück – gegen den Wind und über einen 2200 m Pass. Im nächsten Ort ist für meine Bequemlichkeit gesorgt, es gibt ein Hotel. Sonst hätte ich irgendwo mein Zelt aufschlagen müssen.

Im Iran darf ich sechs oder acht Wochen bleiben mit einer Visaverlängerung. Zu bewältigen ist eine Strecke von ca. 3000 km. Da muss ich öfters auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen.

Nach meiner Ankunft in Tekab fahre ich mit einem Taxi zu der 40 km entfernten und auf 2200 m Höhe liegenden Ausgrabungsstätte „Takt-e Süleyman“, UNESCO Weltkulturerbe.
Hier stehen die Ruinen eines Feuertempel aus der Sassanidenzeit. Im Zentrum liegt ein artesischer Quellsee, das Ganze ist mit einem dicken Mauerring umgeben.
Obwohl nur noch die Grundmauern der alten Tempelanlagen vorhanden sind, wirkt diese Platz kraftvoll. Die Perser gründeten an diesem Ort eine ihrer drei wichtigen Kultstätten. Die vier Elemente waren vorhanden, Wasser, Erde, Luft (Wind) und (das ewige) Feuer, hergeleitet aus natürlichem vulkanischen Gas.
Nach der Besichtigung besteige ich einen nahegelegenen Bergkegel. Er ist entstanden aus einer kalkhaltigen artesischen Quelle – jetzt ohne Wasser, dafür mit einem 85 Meter tiefen konischen Loch.