Meine Unterkunft ist nahe beim Meydan-e Imam, dem zweitgrößten Platz der Welt nach dem Tiananmen Platz in Peking. Jede der vier Seiten wird von einem hervorstechenden Bauwerk beherrscht: im Süden die Moschee des Königs (Masdjed-e Shah), heute Masdjed-e Imam genannt, im Norden das Eingangsportal zum Bazar Qeisariyeh, im Westen der Eingangspalast zur königlichen Residenz, Ali Qapu, und im Osten die kleine Lotfollah-Moschee. Alles geplant und erbaut Anfang des 17. Jh. unter Shah Abbas, der Isfahan zur islamischen Jahrtausendwende (Hedschra-Kalender) zu einer der schönsten Städte auf dieser Welt machen wollte.
Der Vormittag beginnt mit einem Rundgang um diesen großen Platz, der von doppelstöckigen Arkaden umgeben ist. Unten sind diese beidseitig von Touristengeschäften belegt. Oben gibt es nur Blendarkaden, um den Bauten eine räumliche Fülle zu geben. Wenige Touristengruppen sind unterwegs, aber viele Iraner. Am Abend herrscht fast Gedränge auf dem großen Platz, überall sitzen kleine Gruppen beim Picknick. Im ersten Iranblog hatte ich vom fehlenden Leben in den iranischen Städten geschrieben. Das stimmt nicht!
Da Freitag ist, sind im Basar die meisten Gitter heruntergelassen, mittags machen auch die restlichen Läden zu. Es wird heiß. Auch ich ziehe mich zurück zu einer Siesta. Schlafe gut ein und erwache erst zum Abend hin.
Meine nächsten Tagesprogramme sind reduziert. Ich habe das Bedürfnis ein paar Tage Pause zu machen. Ich bummele etwas planlos durch endlose Bazargänge. Schaue ins Innere der Moscheen. Die großen besitzen einen von Arkaden umgebene Hof. Die Gebetsteppiche liegen aufgerollt herum und darüber sind Planen zum Schutz gegen Sonne und Regen gespannt. An den vier Seiten ragen die typischen, mit blauen Fliesen verkleideten und innen mit Fassetten versehenen Fassaden in die Höhe. Blaue mit Blumen verzierte Fliesen sind allgegenwärtig in dieser Stadt.
Setze ich mich irgendwo hin, oft auch nur im Vorbeigehen, werde ich häufig angesprochen. „Woher, wie heißt du, gefällt dir der Iran“. Die Kenntnisse über Deutschland beschränken sich meist auf Fußball mit Bayern München und leider ab und zu auf Hitler (ohne näheres über ihn zu wissen). Reichen die Englischkenntnisse weiter werden interessantere Fragen gestellt.
Als alte Flussoase spielten Brücken in Isfahan eine große Rolle. Das zur Zeit trockene Flussbett (wegen Bauarbeiten oberhalb des Zulaufes leitet man den Fluss wohl um) wird von einzigartigen Bogenbrücken umspannt. Die schönste überquert den Zayandeh Rud mit 23 Bögen aus Stein und Ziegeln mit blauen Kacheln. Die Brücke ist auf beiden Seiten mit überwölbten Galerien versehen.
Auf der anderen Flussseite liegt das Viertel Jolfa mit einigen armenischen Kirchen. Merkwürdigerweise haben die Eingangstüren zum Kirchhof die entsprechenden Klopfer für Männer und Frauen, wie ich sie bereits im Lehmdorf gesehen hatte. Die Türen bleiben nach dem Klopfen für mich verschlossen. Eine armenische Vorzeigekirche mit düsteren überfüllten Wandmalereien und angeschlossenem Museum über den armenischen Genocid ist geöffnet.
Bevor ich den Iran erreichte hatte ich nur vage Vorstellungen, von dem was mich erwarten würde. In einem von der Weltwirtschaft abgeschnittenem Land müsste der Mangel in allen Bereichen sichtbar sein. Nichts dergleichen ist zu merken.
Coca Cola, Nescafe, Bananen und Computer, und alles was dazwischen liegen könnte, ist zu haben. Keine Schlangen vor oder Lücken in den Läden. Es gibt kleine Geschäfte und moderne Shopingcenter. Und wie bereits gesagt fürchterlich viele Autos.
Nur das Geldabheben und bezahlen mit der Kreditkarte ist nicht möglich. Im (etwas langsamen) Internet kann ich die taz, FAZ und Spiegel lesen, merkwürdigerweise ist die Seite der Süddeutschen gesperrt. Skype funktioniert, Youtube ist blockiert.