9475 km
Der Himmel ist blau. Habe mich kurzfristig am Morgen entschieden in die Luft zu gehen – mit einem Tandem-Paragliding-Flug. Die nächsten Tage sind laut Wetterbericht nicht so geeignet dafür. Der geplante Besuch des großen Dienstagsmarktes in der Stadt fällt für mich aus. Märkte habe ich bereits viele gesehen.
Ganz in der Nähe von Fethiye ist ein geeigneter Berg fürs Paragliding, fast 2000 Meter hoch, im Winter startet der Abflug in gut 1000 Meter Höhe.
Die kleine Gruppe, drei junge Koreaner und ich, werden vom Veranstalter in ein Taxi gesetzt um zum Basisort zu gelangen. Die Fahrt mit dem wilden Taxifahrer ist angsteinflößend. Immer telefonierend fährt er wie ein Verrückter. Diese Tour nimmt mir die Angst vom späteren Flug. Der kann nur sicherer sein.
Am Basisort hinter einem Berg in Meereshöhe warten noch zwei weitere Mitflieger. In einem kleinen Bus werden wir und unsere Piloten nebst Flugwerkzeuge in die Höhe gefahren. Wir verschwinden in den Wolken.
An einem steilen Hügel ist es soweit. Helm auf, festgeschnallt auf einem Sitzrucksack und an meinem Piloten rennen wir einen steilen Hang hinunter. Der Schirm bauscht auf und bevor ich es richtig bemerke bin ich in der Luft. Erst noch stark schwankend, dann sehr ruhig gleiten wir dahin. Die Wolkenschicht ist bald durchbrochen. Das Meer mit seinen Küstenbergen und Inseln liegt unter mir. Ich schwebe und fühle mich gut. Habe mir noch mehr ein Gefühl von Leichtigkeit beim in der Luft sein vorgestellt. Das erlangt man dann wohl nur in der Schwerelosigkeit. Masse ist Masse, und diese wird von der Erde angezogen. Sitze aber bequem in meinem Gestell und schaue nach unten. Wir gleiten im großen Bogen kreisend nach unten. Fliegen noch einmal über den Ort und nähern uns dem Strand. Je näher wir kommen, desto mehr habe ich das Gefühl von Geschwindigkeit. Kurz vorm Bodenkontakt sausen wir dahin bis wir wieder ansatzweise laufend den Boden berühren und sofort stoppen. Es gibt einen Stoß, der von unserm Schirm gedämpft wird und kein Fallen.
Das wars, 20 Minuten nur mit einem Gleitschirm in der Luft zu sein – eine neue Erfahrung. Gut, dass ich es gewagt habe. Die Fahrt zurück in die Stadt ist weniger anstrengend, der Fahrer vernünftig.
Zum Abendessen suche ich mir auf dem Markt an einem Verkaufsstand einen Fisch aus. Mit diesem gehe ich in eines der Restaurants in der Nähe und lasse diesen zubereiten. Das ist eine tolle Sache und es bringt Spaß hier zu essen. Wenn mal Lust hat kann man eine kleine Musikgruppe buchen und sich für ein paar Lieder beim Essen bespielen lassen.
Die zwei Tage vorher waren nicht so ereignisreich. In Dalyan bin ich wegen Regen noch einen weiteren Tag geblieben. Nach sechs Frühlingstagen einen Regentag, da kann ich mich wirklich nicht beklagen.
Die Weiterfahrt nach Fethiye hatte ich mir einfacher vorgestellt. Nach dem Verlassen der Ebene ging es wieder kräftig in die Berge. Einen Tunnel mit Mautstation durfte ich mit dem Fahrrad nicht durchqueren. Musste so die Kuppe der Bergkette auf kleiner Straße überfahren. Weitere Bergfahrten folgten.
Zum ersten Mal spürte ich so etwas wie ein Ziehen oder wie Muskelkater in meinem linken Bein und hatte ein einbeiniges Gefühl von Müdigkeit. Und das nach fast sechs Tagen Pause in Dalyan. 700 Höhenmeter machten mir vorher keine Schwierigkeiten. Hoffe das verschwindet bei der nächsten Fahrt wieder.