8829 km
Izmir am Morgen zu verlassen ist anstrengend. 18 Kilometer fahre ich auf der 3-spurigen (eine Richtung) Schnellstraße mit viel Verkehr. Der Seitenstreifen ist oft schmal, weiche deshalb – wenn vorhanden – auf den Bürgersteig aus. Zu Fuß an der Ausfallstraße ist keiner unterwegs. Atatürk (Vater der Türken) in Stein gehauen überblickt bei der Ausfahrt von einem Felsvorsprung die Stadt und Straße.
Die weit ins Meer reichende Landzunge überquere ich landeinwärts.
Ich verlasse die Hauptroute und fahre auf eine Nebenstraße. Endlich tauchen die ersten Olivenbäume und Felder auf. Die Stadt liegt hinter mir. Nebel zieht auf und es wird zusehends kälter. Das Umfeld kann ich hinter dem Nebelvorhang nur erahnen.
Es geht etwas in die Höhe. Nahe der Straße wird Gemüse angebaut. Ich sehe Frauen in einem mit Plastikplanen überspannten Gewächshaus arbeiten. Sie hacken und jäten Salatpflanzen. Der Salat ist für Istanbul bestimmt. Mein Stopp ist eine willkommene Ablenkung. Fotos zu machen ist kein Problem. Es wird sich aufgereiht und jede möchte das Foto sehen. Schade, dass ich sie nicht ausdrucken kann.
Bei der Weiterfahrt merke ich ein schwammiges Fahren. Wieder ein Plattfuß, leider am Hinterrad. Ein kleiner Draht hat sich in den Mantel gebohrt. Häufig liegen zerplatzte, mit Draht durchwobene Reifenstücke am Fahrbahnrand. Diese kann ich umfahren, kleine Drahtreste sind aber nicht zu erkennen. Das ist bereits der vierte Platten und alle in der Türkei.
So langsam schafft es die Sonne den Nebel zu verdrängen. Ich durchfahre ein breites Tal. Auf beiden Seiten der Straße stehen Mandarinenplantagen. Die Ernte ist in vollem Gange. Oft stehen die Früchte Kistenweise am Straßenrand und werden auf Lkws verladen. Ich halte an und werde auf Deutsch angesprochen. Das übliche, woher und wohin, verheiratet und wie viele Kinder und welcher Beruf wird nachgefragt. Ich bekomme eine Tüte Mandarinen geschenkt, hatte mir kurz vorher bereits ein Kilo an einem der vielen Stände am Straßenrand gekauft. Sie schmecken gut und sind sehr erfrischend. Bringe auch diese in meiner Tasche noch unter.
Nach 50 Kilometer erreiche ich wieder die Küste. Die vorher flache Talstraße wird durch eine hügelige entlang der Küste abgelöst. Von oben habe ich eine weite wunderbare Sicht auf die ruhige Ägäis mit den vorgelagerten Inseln.
Kurz vor meinem Zielort Secuk sehe ich bereits in der Ferne das antike Theater von Ephesos. Fahre aber vorbei und suche mir eine Übernachtungsmöglichkeit.
Mit der einsamen Begehung von antiken Stätten ist es wohl hier nichts. Bereits im Ort und in der Pension treffe ich viele Touristen.