Istanbul – schneereicher Ausklang.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Istanbul – schneereicher Ausklang.
Dez 122013
 
DSC07443

Am Morgen vor unserer Haustür.

 221. Reisetag

 

Geplant war der Besuch des Dienstagsmarkt auf der asiatischen Seite. Am Morgen prasselt der Regen gegen das Fenster – wir disponieren um. Gemütlich starten wir in den Tag. Der Hunger treibt uns schließlich nach draußen. Die schmale Straße führt uns in die Höhe. (Istanbul besteht fast nur aus Bergen und Täler.) Wir schauen in die kleinen Läden hinein. Im Kellergeschoss besuchen wir eine Gürtelfabrik. In einem Lampenladen werden Metallteile angefertigt. Etwas weiter bergauf sehen wir einen Drechselladen mit Fenster voller Späne. Der Meister winkt uns hinein. Er nimmt Marie an die Hand und schenkt ihr einen Kreisel. Dann zeigt er uns wie er arbeitet. Diese Freundlichkeit ist für uns immer wieder etwas besonderes. Sie führt zu einer tiefen Verbundenheit mit den Menschen. Wir stellen fest, dass diese den Deutschen leider allzu oft fehlt.

Die vielen kleinen Läden in den Seitenstraßen sind schon etwas besonderes. Manchmal können wir nicht feststellen was dort angeboten wird. Wir merken wie schwer es viele Menschen haben ihr Auskommen zu finden. Hart müssen die Papier- und Plastiksammler arbeiten um ein paar Lira zu erhalten. Die vielen mobilen Schuhputzer haben es nicht leicht Kundschaft zu finden. Da haben sie schon ihre kleinen Tricks. Beim Gehen verlieren sie eine Bürste. Natürlich weise ich sie darauf hin. Sehr freundlich setzten sie sich dann hin und bieten dir (du denkst für den Hinweis) Schuhputzen an. Da meine Schuhe bereits am Tag vorher auf diese Art geputzt wurden – natürlich wird am Ende eine Bezahlung verlangt – kenne ich den Vorgang. An diesem Tag sage ich ihm reflexmäßig schon Bescheid wegen der „verlorenen Bürste“, lasse meine Schuhe aber nicht wieder putzen.
Oben in der Fußgängerzone der Istiklal Caddesi sehen wir das Kontrastprogramm zu den kleinen Gassen. Riesige Kaufhäuser bieten von Kleidung bis zur neueste Elektronik alles an. Weihnachten ist präsent. Vor einer katholischen Kirche positionieren sich die Menschen vor der Krippe für ein Foto. Weihnachtsmänner stehen in den Geschäften.
In einem kleinen gemütlichen Lokal nehmen wir unser Abendessen ein.

Mittlerweile zeigt das Wetter was es so alles im Repertoire hat. Der Regen wird von Schnee abgelöst, dann folgt Hagel und wieder Regen. Der Donner grollt und Blitze zucken. Abends schneit es ununterbrochen, dazu bläst ein kräftiger Wind. Istanbul ist am nächsten Morgen von einer Schneeschicht bedeckt. Es schneit, mal scheint die Sonne, dann folgen wieder Graupelschauer.
Wir machen uns mit der Tram auf dem Weg zum Flughafen, Marie fährt wieder heim. Ich bleibe zurück.
Das Unterwegssein zu zweit ist schon etwas schönes. Ich hoffe, dass Marie mich im nächsten Jahr für längere Zeit begleiten wird.

Auf meinem Rückweg vom Flughafen wandere ich noch ein wenig durch die Altstadt. Überall wird Fußball geschaut. Das wegen Schneefall am vorherigen Abend unterbrochene Spiel von Galatasaray gegen Juventus wird wiederholt. Ein Torruf schallt durch den großen Bazar. Galatasaray gewinnt. Die Menschen sind glücklich.

Meine Weiterfahrt mit der Fähre auf die andere Seite des Marmara-Meeres verschiebe ich von Donnerstag auf Freitag. Das Wetter soll sich langsam wieder bessern und auch wärmer werden. Da bleibe ich lieber noch einen Tag in Istanbul. Außerdem fährt am Freitag eine Fähre zur Mittagszeit und nicht wie am Donnerstag nur um 7 Uhr in der Frühe mit Aufstehen um 5 Uhr.
Mein Quartier muss ich wechseln. Die letzte Nacht in Istanbul verbringe ich in einem Hotel in der Altstadt nahe am Fähranleger.

Nach dem Unterkunftswechsel mache ich meinen letzten Gang durch diese sehenswerte Stadt. Gleich um die Ecke vom Hotel sehe ich einen langgezogenen Straßenmarkt, mit Planen überdacht. Fotografieren ist kein Problem. Manchmal wird sogar darum gebeten. Oft wird mir ein Lächeln geschenkt. Für mich ist es ein Genuss über Märkte zu laufen und durch die Gassen mit all ihrem Leben zu gehen.

Byzanz, Konstantinopel, Istanbul.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Byzanz, Konstantinopel, Istanbul.
Dez 092013
 
DSC07223

Hagia Sopia.

 218. Reisetag

 

Kaum eine Stadt hat so eine lange Geschichte aufzuweisen. Seit fast 3000 Jahren leben Menschen im Byzanz der Griechen, dem Konstantinopel der Römer und schließlich dem Istanbul der Osmanen.
Als griechische Stadt Byzantion gegründet, stieg die Stadt zu einem bedeutenden Handelszentrum und schließlich unter dem Namen Konstantinopel zur Hauptstadt des byzantinischen Reichs auf. Im Mittelalter war sie die einzige Weltstadt Europas, und nach der osmanischen Eroberung wurde sie wieder zur größten Metropole Europas. Auch nachdem sie 1923 den Status der Hauptstadt verlor, und Pogrome Griechen und Armenier vertrieben, konnte sich die Stadt wieder erholen und ist heute das ökonomische und kulturelle Zentrum der weit über die Türkei hinausreichenden Region.

Unsere kulturellen Erkundigungen beginnen im Topkapı-Palast. Heute ist es ein Museum, eine Stadt in der Stadt. Dort lebte der Sultan mit seinen Ministern und Angestellten. Sultan Mehmet II. ließ ihn 1478 erbauen, um von hier aus die Politik des Osmanischen Reiches zu leiten. Etwa 4000 Angestellte lebten hier, weitaus mehr kamen täglich hinzu, um im Palast ihrer Arbeit nachzugehen. Die Frauengemächer, der Harem, wurden allerdings erst im 16. Jahrhundert gebaut. Der Palast, der von einer fünf Kilometer langen Mauer umgeben ist, gliedert sich in vier Höfe, die unterschiedliche Funktionen hatten.

Der Besuch ist etwas enttäuschend. Ausgestellt sind vor allem Schmuckstücke und Waffen. Als Einrichtungsgegenstände sehen wir die großen Betten des Sultans und einige Sofas. Die meist kahlen Räume sind blau gekachelt. Sie wirken ungemütlich und kalt, ein wenig wie das Wetter draußen. In jedem der vielen Räume, die zum Besuch freigegeben sind, steht mindestens ein Aufpasser.
Der Harem (kostet noch einmal extra Eintritt) bietet nur leere gekachelte Räume und einen Sultansraum mit großem Bett. Die Geschichten dazu klingen vielversprechender. Die Sultansmutter leistete die Vorarbeit und wählte dem Sultan aus der großen Schar bereits fünf Haremsdamen aus. Der Sultan winkte dann einer zu, die die nächste Nacht mit ihm verbringen würde.

Am nächsten Tag besuchen wir die Hagia Sophia (griechisch „Heilige Weisheit“, türkisch „Ayasofya“).
Als Kuppelbasilika errichtet, setzte sie im 6. Jahrhundert n. Chr. neue architektonische Akzente. Die Hagia Sophia, das letzte große Bauwerk der Spätantike, war die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der orthodoxen Christen.
Nach der Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 wandelte Sultan Mehmet II. Fatih (der Eroberer) sie in eine Moschee um. Die christlichen Wandbilder wurden übertüncht, das Gebäude durch vier Minarette erweitert. Schon im 19. Jahrhundert legte man einige der historischen Gemälde wieder frei. Atatürk schließlich wandelte die Moschee 1934 in ein Museum um, das beide Kulturen zeigt.

Wie auch im Topkapi Palast am vorherigen Tag besichtigen alle Istanbul-Besucher diese Bauwerke. Entsprechend herrscht auch in der Nebensaison ein reger Betrieb. Wir reihen uns ein.
Bautechnisch ist es etwa wie im Kölner Dom. Außen stehen Gerüste, innen ist fast der halbe Raum abgesperrt. Die Gerüste ziehen sich weit in die Höhe. Der riesige Innenraum mit Kuppelgewölbe ist trotzdem noch beeindruckend. An drei Seiten ist dieser umgeben von breiten Kuppelgängen. Auf einer Rampe können wir in eine Galerie auf halber Kuppelhöhe gelangen. Christliche Bildmotive als Mosaiken und islamische Symbole und Schriftzeichen stehen nebeneinander.

Den Abend lassen wir mit einem Besuch bei den tanzenden Derwischen ausklingen. Der „Sufisoul“ hätte etwas peppiger sein können, die Drehungen wären dann ein wenig schneller gewesen. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Veranstaltung um ein Gebetsritual.

Am nächsten Tag besuchen wir einige bekannte Moscheen. Für uns ähneln sie sich bis auf Größe und Teppichfarbe sehr.

Istanbul – Prinzeninseln.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Istanbul – Prinzeninseln.
Dez 062013
 

DSC07125215. Reisetag

 

Raus aus der drangvollen Enge Istanbuls. Bei tief blauem Himmel fahren wir mit dem Schiff auf die 20 km vor Istanbul im Marmara-Meer liegenden Prinzeninseln. Die Inselgruppe verdankt ihren Namen dem Umstand, dass in Ungnade gefallene Herrschersöhne hierhin verbannt wurden. Auf der Insel Büyük Ada verbrachte Trotzki die ersten Jahre seines Exillebens.

Die Inselgruppe ist ein Naherholungsgebiet für die Istanbuler. Die ganz reichen haben hier ihre Sommerresidenz. Statt Autos verkehren auf der Insel Pferdekutschen. Die Pferde werden im Trab mit Touristen beladen den Berg hinaufgescheucht.
Touristen können sich Fahrräder leihen. Die Einheimischen fahren Elektrobikes.

Wir beginnen unseren Rundgang mit einem kleinen Mittagessen am Hafen. Vor uns – am gegenüberliegendem asiatischen Ufer – zieht sich die endlose Skyline Istanbuls dahin. Nach dem Essen schlendern wir entlang der Hafenpromenade. Es ist ein gut ausgebauter Weg, manchmal flankiert von riesigen Palmen. Leider blockieren bald Privatgrundstücke das Weiterkommen. Ein Entlangwandern an der Küste ist nicht möglich. So weichen wir auf eine Straße aus, die bergauf durch ein Villenviertel führt. Viele Häuser sind aus Holz gebaut. Bougainvilleas ranken an ihnen hoch, einige noch in der Blüte.
Den Pflanzen nach herrscht hier ein gemäßigteres Klima als in Istanbul.

In Restaurants, Mülleimern, auf der Straße – überall laufen auffallend viele Katzen herum. Manche haben ihr eigenes Haus hingestellt bekommen. Gefüttert werden sie auch, so vermehren sie sich weiter.

Am späten Nachmittag fahren wir zurück. Das Schiff ist von Möwen umlagert. Jugendliche machen sich einen Spaß daraus die Möwen zu greifen, indem sie Brot in die Luft werden. Die gar zu mutigen büßen für kurze Zeit ihre Freiheit ein. Istanbul erreichen wir in der Dunkelheit.

Am nächsten Tag geht es wieder in die Altstadt. Vor der Galatabrücke nehmen wir ein Fischbrötchen am kleinen Hafen als zweites Frühstück ein. Die Rüstem-Pasa-Moschee in der Nähe des großen Platzes auf der anderen Seite der Galatabrücke liegt direkt in einem Geschäftsviertel mit vielen Läden. Unter der Moscheen sind Lagerräume und Verkaufsstände. Über Treppen gelangen wir in den Hof der Moschee. Dort liegt der Koran, auch in Deutsch zur kostenlosen Mitnahme aus. Der Innenraum der Moschee ist nahezu vollständig mit blauen Fliesen verkleidet. Das Predigerpult ist mit Holz und Perlmutt-Intarsien versehen.

Im Viertel werden sortiert nach Gassen diverse Waren für die alltägliche Nutzung verkauft. Dazwischen ab und zu ein Touristenladen. Marie hätte gerne eine Decke für ihr Sofa. Beim Handeln sind wir erfolglos geblieben und weitergezogen. Später stellten wir fest, dass der angegebene Preis ok war. Reumütig sind wir zurückgekommen. Es gibt die Touristenmärkte mit Verhandlungsbedarf und Ecken, an denen kaum gehandelt wird.

Eine weitere Attraktion ist der Besuch des Misir Carsisi  (Ägyptischer Basar). In einer schönen Kuppelhalle werden diverse Gewürze, die vielen türkischen Süßigkeiten und auch Molkereiprodukte und Wurstwaren verkauft. Dazwischen immer wieder Souvenirläden für die Touristen. Nach dem Verlassen der Halle führt unser Weg den Berg hoch, vorbei an unzähligen Kleiderläden Richtung Großer Bazar. Der Besuch dort dient nur dem Schauen und nicht der Kaufeslust.
Bei der Fülle der angebotenen Ware fragen wir uns, wer dass alles kaufen soll. Andererseits scheint für alle durch den Handel ein Überleben möglich zu sein.

Am Freitag regnet es, spät verlassen wir das Haus. Unser Zimmervermieter Devrim ist mir behilflich, die Unterlagen für einen verlängerten Aufenthalt in der Türkei zusammen zu bekommen. Es ist komplizierter als ich dachte.

Istanbul – die Viertel Fener und Balat.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Istanbul – die Viertel Fener und Balat.
Dez 032013
 
DSC06868

Fatih-Moschee in der Dämmerung.

 212. Reisetag

 

An diesem Tag ist alles zu zweit. Wir gehen hinunter zur Galatabrücke. Entlang des Goldenen Horns auf der Altstadtseite besuchen wir die Viertel Fener und Balat. Abseits vom Zentrum bewegen wir uns durch schmale Gassen.
In einer Bäckerei wundern wir uns, wie viele Brote aus dem Backofen geholt werden. Durch Zufall stoßen wir auf einen langen Straßenmarkt. Es sind wieder nur die Männer, die die vorwiegend weibliche Kundschaft bedienen.

Durch das Fenster eines Lokals werden wir zu einem türkischen Kaffee eingeladen. Es ist kalt an diesem Tag. Wir freuen uns auf etwas Wärme. An einem Tisch wird Backgammon gespielt, an einem anderen sitzen einige Männer beim Tee über Wettscheine gebeugt. Uns wird eine türkische Zeitung gezeigt. Wir sehen, dass die Wetten auch auf die Resultate der deutschen Fußballspiele abgeschlossen werden können. Im Fernseher läuft ein Pferderennen. Die Backgammonspieler hören auf. Beim Hinausgehen reicht einer einem anderen Lokalbesucher die zum Spielen geliehene Brille zurück.
Unsere Gespräche sind meist gestenreich und wortkarg. Wenn der Name Deutschland fällt sind die Städte Duisburg und Dortmund bekannt und die Namen von Fußballspielern.

Die Straße führt am Hang nach oben. Wir möchten die in eine Moschee umgewandelte ehemals griechisch-orthodoxe Pammakaristos-Kirche besuchen, sind aber im Gewirr der vielen kleinen Gassen etwas orientierungslos. Es gibt an diesem Tag so viel zu schauen, dass wir sie auch nicht finden.

In diesem Viertel sind auffallend viele Frauen bis auf einen Augenschlitz verschleiert, auch die Männer tragen muslimische Kleidung und Kopfbedeckung.
Wir stehen vor der großen Sultan Selim I Camii (Moschee). In der Mitte des mit Säulen umbauten Innenhofs steht das Waschhäuschen für die Füße. Durch einen Vorhang betreten wir den riesigen Hauptraum. Sehr angenehm ist die Wärme, die durch säulenartige Öfen verbreitet wird. Wir befinden uns in einem riesigen Kuppelraum. Der Boden ist mit einem grauen weichen Teppich belegt.

Einige Männer beten kniend, andere studieren den Koran in arabischer Schrift. Muslimische Frauen können ihre Gebete nur hinter einer Holzwand „gen Himmel senden“. Vom Garten der Moschee aus haben wir einen wunderbaren Blick über Istanbul mit den vielen Brücken, die sich über das Goldene Horn spannen.
Wenige Straßenzüge weiter stoßen wir auf die noch größere und prächtige Fatih-Moschee. Der Aufbau ist ähnlich, der Teppich innen rot. Ihr Bekanntheitsgrad ist deutlich höher, entsprechend viele Menschen besuchen sie.

Es ist bereits dunkel geworden. Wir machen uns auf den Heimweg. Wir durchlaufen ein Viertel mit vielen Musikinstrumentenläden. Es sind nicht nur Verkaufsgeschäfte, oft wird auch darin produziert. Ein Streichinstrument ist in einer Hobelbank eingespannt. Es ist eine Oud, die gerade poliert wird.
Wir unterqueren eine Straße. In der Unterführung gibt es nur Tapetenläden. Für die Kundschaft ist so eine Häufung sehr angenehm. Den Händlern scheint die viele Konkurenz nichts auszumachen.
Unser Abendessen nehmen wir unterwegs in einem kleinen Esslokal ein. Etwas müde erreichen wir die Galatabrücke und müssen jetzt nur noch den Berg hoch in unser Zimmer laufen.