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Die Akropolis von Pergamon liegt auf einem felsigen Berg, steil abfallend nach drei Seiten. Oben auf dem Berg ist man den Göttern nahe. Die Götter waren zur damaligen Zeit das Wichtigste. Sogar die Herrscher wohnten eher in bescheidenen Verhältnissen im Vergleich zu den gewaltigen Tempelanlagen. Auch ich spüre etwas Besonderes hier oben, obwohl ich mit der Seilbahn angekommen bin. Ich bin der realen Zeit entrückt beim Wandeln durch die vielen alten Tempelanlagen der unterschiedlichen Jahrhunderte. Wie es hier wirklich vor fast 2500 Jahre ausgesehen haben mag liegt fernab jeder meiner Vorstellungen. Götter, Kriegsherren und Könige führten die Regie.
Die geschichtlichen Hintergründe sind so umfassend, das ich darauf nicht eingehen möchte. (Klicken auf die orangen Stichworte führt zu Erläuterungen.)
Es ist Sonntag, nur wenige Menschen sind unterwegs. Die Sonne scheint, es ist warm. Nach dem Verlassen des weiteren Umkreises der Seilbahnstation bin ich vollkommen alleine unterwegs. Nebensaison und Winterzeit haben ihre Vorteile.
Auf der höchsten Stelle des Burgberges erhebt sich der römische Tempel des Trajan. Die weißen Säulen der Tempelreste sind bereits unten von der Ebene zu erkennen. Etwas unterhalb liegt das Heiligtum der Athena. Die Grundmauern mit Säulenstummel lassen das Ausmaß erkennen. Steil gehen die Stufen des Theaters den Hang hinunter. Wer in den oberen Reihen saß benötigt gute Augen um unten etwas zu erkennen.
Kaum habe ich mich dort hingesetzt ertönt der Ruf des Muezzins. Nicht gleichzeitig und nicht kanongeeignet schallt es kakophon aus den vielen Minaretten der Stadt Bergama den Berg hoch.
Vorsichtig gehe ich die steilen Stufen des Theaters nach unten. Gegenüber der Theatertrasse liegen die Säulen des Dionysostempels. Auf der gegenüberliegenden Seite etwas erhöht und zurückgesetzt sind die Fundamente des Zeusaltars zu sehen. Der eigentliche Altar steht im Pergamonmuseum in Berlin. Ich gehe weiter den Hang hinunter, vorbei an ehemaligen Wohnhäusern und Thermen. Auf der einen Seite liegen unter mir die Ruinen des Demeterheiligtums, auf der anderen Seite sind die Mauerreste, Grundmauern und Säulen der ausgedehnten Anlagen des Gymnasions zu sehen.
Unten am Hang ist der Ausgang geschlossen. Finde im Zaun aber ein Loch und krieche hindurch. Sonst hätte ich die 300 Höhenmeter wieder nach oben steigen müssen.
Am nächsten Vormittag besuche ich das Asklepieion. Das antike Kult- und Heilzentrum wurde im 4. Jh. v. Chr. von Archias, einem Einwohner der Stadt Pergamon gegründet. Der Kultbetrieb bestand hauptsächlich aus Natur-Heilpraktiken wie Wasser- und Schlammbehandlung, Rundläufe, Tiefschlaf und Traumdeutung, verbunden mit der gläubigen Geschäftigkeit eines großen Wallfahrtszentrums.
Den zentralen Platz mit dem hellenischen Asklepiostempel erreichte man auf einer überdachten Heiligen Straße. Die drei Seiten des Platzes waren von Säulenhallen begrenzt. Im Nordosten befand sich ein Theater für etwas 3.500 Zuschauer. Das große Kur-Gebäude an der Südostseite war mit der heiligen Quelle durch einen Tunnel verbunden.
Seine Blüte erlebte das Zentrum unter Galen (131-210 n Chr.), dem wohl bedeutendsten Arzt der Antike.
Das Asklepieion liegt etwas außerhalb der Stadt, aber gut zu Fuß zu erreichen. Der Himmel ist meist bewölkt, es weht ein kalter Wind. An diesem Tag stehen bereits zwei Busse mit japanischen Touristen vor dem Eingang. Die Japaner sammeln sich dann meist an Stellen mit gutem Hintergrund für Fotos. Dort wird nacheinander jeder in einer Gruppe geknipst. Und weiter geht es zum nächsten Ort.
Gegenüber dem riesigen Gelände auf der Akropolis habe ich diese Besichtigung bereits am frühen Nachmittag beendet.
Ich gehe zurück in die Stadt und esse einen Käse-Pide. Hinterher begebe ich mich in die Männergesellschaft einer Teestube. Die vielen Teestuben sind nach dem Gebet in der Moschee gut besucht. Und was soll man auch sonst machen.
Vor den Geldautomaten der Stadt stehen lange Schlangen. Am Ende des Monats ist wohl Zahltag.
Im Stadtgebiet von Bergama, nicht weit von meiner Pension entfernt liegt ein weiteres Heiligtum, die Rote Halle. Sie war ursprünglich ägyptischen Gottheiten geweiht. Das im 2. Jh. n. Chr. errichtete Bauwerk ist riesig (und baufällig). Seitlich des Hauptgebäudes stehen zwei überkuppelte Rundbauten, die vermutlich ebenfalls kultischen Zwecken dienten.
Das Gelände um die Rote Halle kann ich nicht besuchen. Es ist alles abgesperrt. Das Foto mache ich durch den Zaun.
Die Fahrt von Ayvalik (vor drei Tagen) nach Bergama ging zunächst über einen kleinen Küstenhügel um wieder auf die Schnellstraße zu gelangen. Der Morgen war kühl und bewölkt. Die Sonne schaffte an diesem Tag den Durchbruch nicht.
Etwas später, neben der Straße, sehe ich einen See zur Salzgewinnung aus dem Meer. Viele rosafarbige Flamingos standen darin. Leider fand ich keinen Zugang um näher heran zu kommen.
Die Fahrt auf der autobahnähnlichen Straße war nicht anstrengend und bis auf die Flamingos ereignislos. Nach den drei Tagen Ruhe in Ayvalik machte mir das Radfahren trotzdem Spaß.