Über viele Hügel zum Bosporus.

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Nov 222013
 

DSC06155200. Reisetag

8113 km

 

Im Hotel gibt es kein Frühstück. Gehe in eine Teestube um die Ecke und esse einen Kringel zum Tee. Um mich herum werden Lotto und Totoscheine ausgestellt. Auf den Tischen liegen Zeitungen von diversen Rennen. Die Teestube ist auch Annahmestelle für die Tipper.

Um 9 Uhr sitze ich auf dem Fahrrad und verlasse die Stadt. Die Hauptstraße Richtung Istanbul hat eine andere Richtung eingeschlagen. Der Verkehr ist mäßig. Vor allem die vielen Lastwagen sind verschwunden. Auf der Karte ist die Straße als besonders sehenswert eingestuft. Für mich bedeutet es „schöne“ bewaldete Hügellandschaft. Die Hügel stehen quer zur Straße, keine Fahrt entlang eines Flusses oder auf einem Bergkamm ist mir gegönnt. Die Straße passt sich ohne Ausgleich den Hügeln an und an diesem Tag gibt es nur Hügel. Bis zum Abend bewältige ich 1000 Höhenmeter.

Die Hänge sind meist mit Eichenwald bewachsen. Große mächtige Eichen gibt es nicht. Die Bäume werden in jungen Jahren mit 10 bis 15 cm Stammdurchmesser gefällt. Brennholz wird überall gehandelt und liegt Stapelweise vor den Häusern. Zum ersten Mal komme ich an einem Köhlerplatz vorbei. Die Mailer werden aus ein Meter langen dünnen Eichenstämmen aufgeschichtet.

Bin müde und froh meine vorher per Internet ausgesuchte Unterkunft am späten Nachmittag zu finden. Es gibt nicht viele auf dem Lande und ich weiß nie, ob sie geöffnet sind.
Später am Abend stelle ich erneut einen Plattfuß am Rad fest. Die Reparatur verschiebe ich auf den nächsten Morgen. Nach sehr gründlicher Untersuchung finde ich einen kleinen Nagel im Mantel. Damit bin ich sogar den ganzen letzten Tag gefahren.

Eigentlich dachte ich die Fahrt geht auf einer Nebenstrecke weiter. In der Realität bin ich dann auf einer vier- bis sechsspurigen Autobahn gefahren, mit breitem Seitenstreifen. Teilweise ist sie noch im Bau und es gibt sehr viel Bau-Lkw-Verkehr.
Auch auf dem Fahrrad fährt es sich auf der Autobahn schneller. Kleine Hügel wurden ausgeglichen, große haben eine mäßige Steigung und der Asphalt ist glatt. Der meist breite Seitenstreifen bedeutet ein sicheres Fahren. Gegenverkehr gibt es nicht. Ohne die Bau-Lkw’s wäre auch wenig Verkehr.

60 Kilometer und 700 Höhenmeter lege ich diesmal ohne allzu große Anstrengung zurück. Bei der Stadt Göktürk, sie gehört bereits zum Großraum Istanbul, biege ich auf eine Nebenstrecke ab. Das Zentrum Istanbuls möchte ich entlang des Bosporus erreichen. Ich versuche eine Unterkunft zu finden. Im Internet sah ich keine und finde ich auch nichts. Zelten ist mir zu unbequem. Fahre also weiter. Nach dem Überqueren einer letzten Hügelkette erreiche ich den Bosporus.

Eine besondere Stimmung kommt in mir auf. Ein kleines Ziel auf meiner ziellosen Tour habe ich erreicht. Ich bin an der Grenze Europas angekommen.
Ich kann den Geruch des Wassers einziehen. In der Ferne sehe ich die Öffnung des Bosporus zum Schwarzen Meer.

Die Uferhänge sind dicht bebaut, es herrscht reger Betrieb. An der Uferpromenade stehen viele Angler. Radele langsam, manchmal auch schiebend entlang der Uferpromenade. Immer mit einen Blick zur Seite nach einem Hotel. Ins 25 km entfernte Zentrum möchte ich an diesem späten Nachmittag nicht fahren. In einer Stunde wird es dunkel, und mein kleines Apartment hatte ich erst für den nächsten Tag gebucht.
Unterkünfte sind weiterhin rar. Ein Hotel in der ersten Reihe am Wasser ist mit 160 Euro zu teuer (mein günstigstes in der Türkei kostete 8 Euro und war nicht schlecht).
Etwas später habe ich Glück. Etwas vom Wasser entfernt finde ich die für mich passende Unterkunft. Am Abend spaziere ich durch das Viertel. Was für ein Leben am Ufer und in den engen Straßen. Freue mich, dass ich hier angekommen bin.

Die Einfahrt nach Istanbul am nächsten Tag ist problemlos. Fahre und schiebe das Rad auf der Uferpromenade. Es ist ein warmer Tag.
Muss auf die vielen Angler aufpassen, dass sie mir ihr Blei nicht an den Kopf schleudern. Eine Anglerin habe ich gesehen. Viele kleine Fische beißen an. Geangelt wird mit mehreren Haken an der Schnur.
Setzte mich in ein Café, schaue lange aufs Wasser. Fühle mich wohl.

Bald gibt es keine Uferpromenade mehr. Offizielle und private Bauten blockieren den Weg. Auf der nahen Straße staut sich der Verkehr wie fast überall in der Stadt. Mit dem Fahrrad komme ich meist an den Autos vorbei.
Den Weg zum Einraum-Apartment hatte ich mir vorher eingeprägt und finde es problemlos. Bin damit zufrieden und mitten im Zentrum.