Bukarest – Parlamentspalast.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Bukarest – Parlamentspalast.
Okt 112013
 

DSC04254158. Reisetag

 

Der Besuch des Parlamentsgebäudes, Ceausescus steingewordene Symbol des Größenwahns steht an. Von meiner Unterkunft aus laufe ich durch den Parcul Cismigui, überquere den in einem Betonbett fließenden Fluss Dambovite und gelange in den Park Izvur. Auf der anderen Seite des Parks ragt der gigantische Bau des Parlamentsgebäudes in den Himmel. Am Eingang wird mir mitgeteilt, dass die Besichtigung nicht direkt erfolgen kann. Mir wird ein Termin zwei Stunden später vorgeschlagen. Die Zeit überbrücke ich im gerade durchquerten Park auf einer Bank und schaue den Kindern auf einem Spielplatz zu.

Wieder vor dem Gebäude drängeln sich Massen von Touristen. Mit fünf Bussen ist gerade eine Gruppe von einer Donaukreuzfahrt zur Besichtigung angekommen. Die Abwicklung ist aufwändig. Da das Parlament hier tagt, sind die Sicherheitsvorschriften streng wie auf einem Flugplatz.

Aber Pünktlich geht es los mit meiner Führung. Die Pässe (ohne kommt man nicht rein) werden gegen Nummernschildchen getauscht. Es erfolgt die Ermahnung, dass keiner sich von der Gruppe entfernen darf, da dies neben dem Verirren auch noch eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen kann. Wir folgen unserem Führer über eine breite Treppe hinauf in den 1. Stock, wo wir in einem Vorraum mit Büsten verschiedener rumänischer Herrscher beginnen.

Der Parlamentspalast ist wirklich ein Bau der Superlative. Neben seinen riesenhaften Ausmaßen von knapp 65.000 m2 verbauter Fläche, verschlang er auch Millionen an Euro bei seiner Errichtung und Innenausstattung. Der Name Casa Poporului, Haus des Volkes, stammt weniger daher, dass es ein Haus für das Volk sein sollte als daher, dass das Volk alles für dieses Haus geben musste. Sämtliche Baumaterialien, Rohstoffe, Handarbeiten etc., alles hier ist Made in Romania oder wird zumindest behauptet.

Ceausescus an Größenwahn grenzendem Plan, mit diesem Gebäude, viel ein Fünftel der Bukarester Altstadt zum Opfer. 12 Kirchen, 3 Klöster und 2 Synagogen mussten dem Unterfangen weichen.
Es ist kaum vorstellbar, was der Diktator (angeblich) alles während des Baus von diesem zweitgrößten Gebäude der Welt anstellen ließ – das größte ist übrigens das Pentagon in den USA. So heißt es, dass er jeden Raum als Modell nachbilden ließ, da er die Zeichnungen der Architekten nicht verstanden hat. Er war halt ein einfacher Schuster – so unserer Führer.

Die Räumlichkeiten sind ebenfalls eine Superlative (der Geldverschwendung). Boden, Wände und Säulen sind mit Marmor oder mit verzierten Holz verkleidet. Gläserne Decken sorgen für eine raffinierte Kombination aus Tages- und künstlichem Licht.

Auffallend ist die Leere der großen Räume. Außer ein paar Sälen, mit Seminar- oder Besprechungsbestuhlung, sind die Räume unmöbliert. Ein Großteil des Palastes ist für Veranstaltungen wie Messen und Ausstellungen zu mieten und erst dann erfolgt die entsprechende Ausstattung.
Die vom Parlament genutzten Räume stehen nicht auf dem Besichtigungsprogramm.

Vom Balkon aus habe ich einen weiten Blick auf den ebenfalls von Ceausescu angelegten Bulevardul Unirii.

Nach dem Ende der Führung beginne ich auf diesem meinen Rückweg. Der Boulevard ist in seiner Länge von einem Mittelstreifen mit Springbrunnen geziert. Diese sind wohl schon auf den Winter vorbereitet und ohne Wasser.
Auf beiden Seiten stehen riesenhafte monumentale Häuserreihen. Auffallend ist das Fehlen jeglicher Straßencafés oder Läden auf der breiten Straße.
Der Boulevard endet am Piata Unirii mit einer großen Anzahl an zur Zeit wasserlosen Springbrunnen und Fontänenreihen mit mosaikverkleideten Böden. Schade, dass ich die Wasserschauspiele nicht erleben kann.

Rundherum braust der Verkehr.

Von hier aus mache ich einen kurzen Abstecher zum Palast des Patriachen der Orthodoxen Kirche Rumäniens auf einem Hügel. In der Kirche neben seiner Residenz stehen die Gläubigen Schlange vor den Heiligenbildern bis sie an der Reihe sind sich davor vielmals zu bekreuzigen (am Abend werden sie wohl davon Muskelkater haben) und dann werden die Bilder geküsst.

Wieder zurück im historischen Stadtkern kehre ich in der alten, neu renovierten Karawanserei Hanul Manuc ein. Der Hanul, das Wort stammt vom persischen Han, Herberge, wurde 1804 von einem reichen armenischen Kaufmann mit dem Beinamen Manuc Bey errichtet. Es gibt arabische Gerichte, ich entscheide mich für eine Linsensuppe und Falavel mit Sesamsoße.

Bukarest – erste Eindrücke.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Bukarest – erste Eindrücke.
Okt 102013
 
DSC04237

Der Revolutionsplatz.

 157. Reisetag

 

Fühle mich seit Mittwoch wieder (fast) gesund und starte meine Erkundungen zu Fuß.

Ich sehe viele schön renovierte alte Häuser, manche neue und immer wieder die große Plattenbauten. Nach kurzer Wegstrecke erreiche ich einen großen Platz. Auf der einen Seite das Nationalmuseum, auf der anderen ein kleiner Rundbau mit einem blauen Kuppeldach und Säulen am Portal. Es ist das Athenäum, 1888 errichtet nach den Plänen eines französischen Architekten. Einst als Zirkus gedacht wurde es später zu einem Konzerthaus umgestaltet. Da nicht genügend Geld vorhanden war half ein Spendenaufruf an die Bukarester weiter. In den Jahren 1919 bis 1920 war das Athenäum Sitz des Abgeordnetenhauses. Jetzt beheimatet es die Staatsphilharmonie.

Wenige Schritte weiter überquere ich die Piata Revolutiei. Neben einer Säule stehen Tafeln mit den Namen von den über 1000 Opfern der Revolution. An diesem Platz begann am 21. Dezember 1989 das Regime Rumäniens zu zerbrechen. Proteste während Ceaucescus letzter öffentlicher Rede zwangen ihn, diese abzubrechen. Die Unruhen hörten nicht mehr auf und in den Tagen danach kam es zu Flucht, Festnahme, Prozess und schließlich Hinrichtung es Ehepaares Ceausescu. Neben einer Säule stehen Tafeln mit den Namen von über 1000 Opfer der Revolution.

Über eine Seitenstraße erreiche ich Bukarests ältesten Park. 1847 ließ Fürst Gheorghe Bibescu von einem Schweriner Gartenbauarchitekten den Gradina Cismigiu anlegen. Der Park ist um einen See gestaltet, mit einen langen geraden Rasenstreifen von Nord nach Süden. Blühende Beete sind nicht mehr zu sehen. Amphoren und Figuren zieren von der Jahreszeit unbeeinflusst den Park. Auf einem Platz in der Mitte stehen steinerne Tische mit Schachbrettmuster. Hier treffen sich die Männer zum spielen. Auffallend sind die breiten gußeisernen Einpersonensitzbänke. Leider sind viele voller Taubenkacke. Diese Vögel sind in ganz Rumänien sehr beliebt und werden überall eifrig gefüttert.

Ich verlasse den Park, kreuze ein paar Straßenzüge und erreiche das Lipscani-Viertel. Lipscani bedeutet Leipzig und deutet auf die einst regen Handelsbeziehungen mit dieser Stadt hin. Das Viertel ist Fußgängerzone und Ausgehmeile geworden. Neben vielen Cafés und Restaurants findet man verschiedene Läden und darüber Wohnetagen alter Häuser, manche sind sehr marode und baufällig.

An einer Ecke steht eine merkwürdige Bronze-Skulptur: ein großes Speichenrad, anstelle der Radnabe steckt ein Mann im Zentrum des Rades. Etwas befremdend.

Ich erreiche das bekannteste Bukarester Bierlokal, dem Caru cu Bere. Die Fassade ist hinter Planen bedeckt und wird renoviert. Laut Reiseführer sieht das 1879 im gotischen Stil erbaute Haus wie ein Rathaus aus. Ich gehe hinein und bestelle bei den bedirndelten Mädels etwas zu essen, dazu ein Krug Bier (400 ml). Erhalte zwei Biere mit der Bemerkung, vor 6 Uhr abends gibt es immer zwei (zum gleichen Preis). Eigentlich für mich am Nachmittag etwas zu viel.

Schräg gegenüber des Caru cu Bere befindet sich das Kloster Stavropoleos. Als Gasthofskapelle des griechischen Mönches Joannikis wurde die Biserica gegründet und ist heute Bukarests einzige Kirche mit prächtiger Außenmalerei.
Der begrünte Innenhof mit Arkaden, Blumentöpfen lädt zum Verweilen ein. Der Innenraum ist wie in allen orthodoxen Kirchen mit Fresken bemalt. Ein Gottesdienst ist gerade zu Ende. Im Innenhof wird ein mit Honig zubereiteter Getreidebrei aufgestellt. Davon wird mir von einem Gottesdienstbesucher etwas angeboten, dazu ein Becher Wein. Es ist das Memorial an seinen Vater, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, erklärt er mir. Es ist Sitte den Umstehenden nach dem Gedenkgottesdienst Essen und Wein anzubieten.

Eine kurze Wegstrecke weiter erreiche ich den alten Fürstenhof Curtea Veche, von dem nur wenige Überreste zu sehen sind: ein paar Mauern, eine einzelne Säule und die Büste von Vlad III. Tepes, der im 15. Jahrhundert der Fürst der Walachei war.
Bekannt wurde er für die Grausamkeiten. Tausende seiner Untertanen ließ er an einem Pfahl aufspießen und trug deshalb den Beinamen „Drǎculea“ – der Pfähler. Später war er Vorlage für die gleichnamige Romanfigur: Graf Dracula.
Der andauernde Kriegszustand zur damaligen Zeit hatte chaotische Zustände geschaffen. Vlad setzte zur Wiederherstellung der Ordnung auf harte Maßnahmen, da nur ein ökonomisch stabiles Land eine Aussicht auf Erfolg gegen seine Feinde hatte.
Walachischen Überlieferungen zufolge sollen Verbrechen und Korruption durch Vlads Strenge schon bald nach seinem Regierungsantritt weitgehend verschwunden sein, und Handel und Kultur wieder floriert haben. Viele Untertanen verehrten Vlad für sein unerbittliches Beharren auf Recht, Ehrlichkeit und Ordnung. Er war auch als großzügiger Förderer von Kirchen und Klöstern bekannt.

Schnupfen in Bukarest.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Schnupfen in Bukarest.
Okt 082013
 

DSC04050155. Reisetag

 

Kaum bin ich in Bukarest angekommen holt mich mein (regelmäßig) jährlicher Schnupfen ein. Merkwürdig, habe nicht gefroren, hatte keine nasse Kleidung an. Es gab bereits deutlich anfälligere Situationen.

Bin froh in einem schönen Apartment in der historischen Altstadt untergekommen zu sein (http://apartments4rent.ro/tworooms.php). Fahrrad steht in einer abgeschlossenen Garage, wohne im 5. Stock mit Blick über die Dächer, habe eine Badewanne und eine Küchenzeile. Kann mir meinen morgendlichen Kaffee selber kochen und sogar warmes Abendessen machen.
Mein Umfeld wartet noch auf die Erkundung. Draußen scheint die Sonne, diesmal wäre mir Regen lieber, da ich etwas energielos und mit Matschekopf im Hause bleibe. Einmal am Tag gehe ich einkaufen. Markt und Geschäfte sind ganz in der Nähe.

Der Sightseeing-Bericht aus Bukarest folgt also erst in ein paar Tagen.

Auf Nebenstraßen nach Bukarest.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Auf Nebenstraßen nach Bukarest.
Okt 042013
 

DSC03884151. Reisetag

6611 km

 

Ich möchte noch was zum Verständnis für die Hunden sagen. Auch wenn ich am Tage fast 1000 Hunde zum Bellen bringe. Sie sind fast alle hinter einem Zaun auf einem Grundstück und kommen nicht heraus. Die meisten Hunde auf der Straße haben Angst und laufen weg. Viele liegen zusammengerollt irgendwo herum. Es sind arme Kreaturen. Ganz wenige bellen, rennen mir nach und sind aggressiv. Es ist wie bei den Menschen, die wenigen störenden bestimmen die Sicherheitspolitik zum Nachteil aller.
Die große Menge an herumlaufenden Hunden ist ein großes Problem in Rumänien.

Die letzten Regentropfen fallen nach 4 Tagen Dauerregen. Mit 4 Grad ist es kalt am Morgen.
Verlasse Pitesti auf der Ausfallstraße zur Autobahn. Auf beiden Seiten der vierspurigen Straße stehen Plattenbauten, etwas außerhalb folgt eine Einkaufsmeile. Diese ist fest in der Hand der EU-Kettenläden.

Nach 8 km fährt alles auf die Autobahn Richtung Bukarest. Ich radle auf einer Nebenstraße weiter, die mich durch die flache Landschaft der Walachei mit kleinen Dörfern führt. Mal kreuzt eine Schafsherde meinen Weg, mal eine Rinderherde.

Vor mir fährt ein Pferdewagen der Roma. Besen und Körbe sind auf dem Planwagen festgebunden. Darin wird wohl auch geschlafen. Der Hund muss an einer Kette hinterherlaufen. Ich fahre vorbei und mir wird etwas zugerufen. Ich halte an und verstehe, sie möchten Zigaretten. Als Nichtraucher habe ich sogar welche dabei. Biete diese den Schafshirten an, wenn ich mich mit ihnen „unterhalte“. Ich gebe dem Roma-Paar Zigaretten. Danach erfolgt (leider) ein aufdringliches Betteln. Fahre sofort weiter. Ich weiß, dass sie unter sehr ärmlichen Bedingungen leben, aber durch diese Art des Bettelns erreichen sie nichts.
Eine Romagruppe hat sich auf das Sägen von Brennholz spezialisiert. Mit abenteuerlichen rußenden Traktoren sind sie unterwegs. Nach dem Wechseln des Treibriemens wird damit eine Säge angetrieben.
Die meisten Romas sind sesshaft und arm. Sie leben in einfachsten Unterkünften, meist in eigenen Siedlungen. Es gibt auch wohlhabende Romas mir schöne Häusern. Sie lieben Türme, Erker und Säulen.
Der Name Roma umfasst eine in zahlreiche Untergruppen gegliederte Minderheit. Es gibt keine in sich geschlossene Kultur der Roma, sondern eine Vielfalt von Roma-Kulturen.

Es ist wirklich eine Nebenstrecke, die ich mir ausgesucht haben. Der Asphaltbelag endet, der Weg wird sandig, steinig und matschig, ist trotz des vielen Regens aber noch befahrbar. Er mündet wieder auf einer Asphaltstraße auf der ich zu meinem Übernachtungsort Titu fahre. Dort gibt es eine Unterkunft und ich mache Zwischenstation auf meinem Weg nach Bukarest.

Der nächste Morgen ist kalt aber trocken. Meine Nebenstreckenfahrt mäandert weiter Richtung Bukarest. Fahre durch viele kleine Dörfer. Schaue in eine Mühle hinein in der die Bauern ihr Getreide und Mais zum Malen bringen. Auch an diesem Tag verschwindet der Asphalt über eine längere Strecke. Der abgeerntete Mais wird mit der Sichel geschnitten und zum Trocknen aufgestellt. Ich weiß nicht welches Tier das trockene Maisstroh noch essen mag, ist eher eine Hungernahrung.
Ich nähere mich der Hauptstadt. Der Verkehr nimmt deutlich zu. Durch endlose Plattenbausiedlungen nähere ich mich der Innenstadt. Es gibt einen Fahrradweg. Dieser ist leider hoffnungslos zugeparkt. Ich habe meine Unterkunft gebucht. Es ist ein kleines Apartment im 5. Stock eines alten Hauses. Werde einige Tage dort wohnen.