Tief im Donaudelta.

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Okt 302013
 

DSC05118177. Reisetag

7195 km

 

Ein kleines Motorboot pendelt in Sulina von einer Seite der Donau zur anderen. Eine Fähre gibt es nicht. Ich mache an diesem Tag einen Fahrradausflug und lasse mich hinübersetzten. Eine holperige Schotterstraße ist auf einem Damm entlang eines Kanals angelegt und ich dringe in die Deltalandschaft ein. Auf beiden Seiten weite Schilflandschaft, manchmal ein kleiner Querkanal, mehr ist nicht zu sehen. Nach 10 km durchquere ich einen Ort mit wenigen Häusern. Reet ist ein vielgenutztes Baumaterial für Dächer, Ställe und Zäune. Neben den Häusern gibt es kleine Gemüsegärten. Sogar Weinreben wachsen auf einem Feld. Die Schilflandschaft ist durch eine sandige mit spärlichem Gras und Binsen bewachsene Ebene abgelöst. Sie erinnert mich ein wenig an die Steppe in Afrika. Kühe laufen herum, in der Ferne taucht ein Pferdefuhrwerk auf. Mitten in der Einsamkeit steht eine alte Frau und wartet auf eine Transportmöglichkeit.

Ich erreiche den nächsten etwas größeren Ort. Dominierend ist die orthodoxe Kirche mit vielen Türmen. Es gibt eine kleine Schule. Und wie in den anderen Orten sind die Häuser und kleinen Gehöfte von einem Zaun gegen Einblicke geschützt. Mein Ziel liegt 5 km weiter hinter dem Ort Letea. Dort gibt es einen Wald, der als geschützter Bereich im Deltagebiet ausgewiesen ist. Dieser darf unter Androhung einer hohen Strafe nur mit einem Führer betreten werden. Im Ort treffe ich kaum Menschen und keinen der mich versteht. Es gibt nur einen Anschlag der auf das Verbot zum Betreten des geschützten Waldes hinweist.

Meine Unternehmung erfolgte spontan. Hätte mich vorher Erkundigen sollen wie ich hineinkomme. Mit dem Fahrrad wäre ein Besuch auf den sandigen Wegen nicht möglich. Kehre wieder um. Habe so einen schönen Ausflug ins Deltainnere gemacht.
Beim Rückweg fahre ich wieder an der wartenden Frau vorbei. Sie ist nur 3 km weitergekommen, ein Pferdefuhrwerk hat sie wohl mitgenommen. Zwei Autos sind mir an diesem Tag begegnet.

Am nächsten Morgen packe ich meine Sachen und verlasse Sulima mit dem Fahrrad um den südlich gelegenen Donauarm zu erreichen. Von dort aus geht es mit dem Schiff am Donnerstag zurück.
Ich fahre wieder auf einem Schotterweg. Im Vergleich kommt mir der holprige Weg vom Vortag als gute Straße vor. Werde kräftig durchgeschüttelt und muss sehr auf den Weg achten. Zu schauen gibt es auch anfangs nicht viel. Auf der einer Seite ein Kanal, auf der anderen weite Schilfflächen.
In der Ferne erahne ich ein Meeresrauschen, sehen kann ich es nicht. Über die 35 km bin ich das einzige Fahrzeug auf der Straße. Im Kanal nebenan ist etwas mehr los. Ab und zu ein Motorboot. Auf halber Strecke an einem See liegt ein Ausflugsschiff, wohl als Unterkunft für die vielen Angler gedacht. Diese reisen aber vorwiegend mit den kleinen Motorbooten an.

Nach ca. 20 km wird der Schilf von mit Gras und Binsen bewachsenen Sumpfflächen abgelöst. Auf ihnen weiden Kühe und einige Pferde.
Ganz in der Ferne steht ein einzelnes Haus. Im Kanal liegt ein Schiff, das eine Plattform transportiert hat. Ich unterhalte mich mit der Drei-Mann-Besatzung. Den angebotenen Wein lehne ich mit Erfolg ab. Etwas später sehe ich auch welche Fahrzeuge auf der Plattform transportiert wurden. Traktoren mit extrem breiten Reifen kamen aus Richtung Meer durch den Sumpf gefahren.
Am Wegesrand wächst jetzt Sanddorn. Stimmt mit dem Untergrund überein. Es ist sandig. Die letzten Kilometer nach St. George muss ich das Rad schieben.
Altweibersommer gibt es auch hier. Das Fahrrad und ich sind vollkommen mit Fäden verspannt.

In dem kleinen Ort gibt es eine neu angelegte Marina, wohl von der EU bezahlt. Jachten sehe ich keine, aber viele der kleinen offenen Motorboote liegen dort angetaut.
Chris, der mich im Hafen von Sulina abgefangen hatte, organisierte mir auch hier eine private Unterkunft. Bin in einem Haus von zwei Frauen untergekommen, die mich bekochen. Eine entfernte jüngere Nachbarin spricht englisch und hilft bei der Verständigung.

Die Zeitumstellung gab es auch in Rumänien. Um 17 Uhr wird es bereits dunkel. Die Abende werden lang, besonders wenn ich off-line bin.

Am nächsten Morgen trieft alles vom Tau. Meine Wäsche vom Vortag ist nasser als beim Aufhängen. Mache eine kleine Rundtour. Komme nicht weit, das Wasser steht auf den Wegen. Weiß nicht wo es herkommt. Es hat in der letzten Zeit nicht geregnet. Pkws habe ich nicht gesehen, nur einige Traktoren fahren auf den sandigen Straßen.