Am Ende der Donau.

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Okt 222013
 

DSC04775169. Reisetag

7095 km

 

Mit dem Rad geht es nicht weiter an der Donau entlang. Werde auf ein Schiff umsteigen. Der Eurovelo 6 ist in Tulcea zu Ende. Auf meiner Fahrt entlang der Donau habe ich keine Reiseradler getroffen. Liegt wohl an der bereits herbstlichen Reisezeit.

Das Wetter der letzten drei Tagen war ideal für mich, konnte meist im T-Shirt fahren. Die Wärme der Sonnenstrahlen verdrängte die morgendliche Kühle schnell.

Am Horizont tauchen beim Losfahren in Cernavado erstmals viele Windräder am Horizont auf Hügelkämmen auf. Das es eine windige Gegend ist habe ich bereits zu spüren bekommen, zum Glück bläst er meist seitlich auf mich ein. Die Hügellandschaft ist baumlos, die Felder sind bis auf wenige Ausnahmen riesig. Ab und zu sehe ich kleine und große Seen in den Senken, häufig umringt von einem breiten Schilfgürtel. Oben auf einem der vielen Hügel angekommen sehe ich die Donau in einer breiten Ebene sich durch die Lande schlängeln. Auf beiden Seiten ist sie flankiert von einem grünen Band aus Weiden, Pappeln und Grasflächen. Rinder- und Schafsherden werden entlang der Donauebene und über die Stoppelfelder getrieben. Eingezäunte Weiden für die Rinder gibt es nicht.

Am zweiten Tag fahre ich auf flacher Straße am Rande der Donauebene. Auf der einen Seite ein hügeliger Abbruch mit zahlreichen Einschnitten durch Erosion. Die abgerundeten mit spärlichem Gras bewachsenen Hügel erinnern mich ein wenig an eine Dünenlandschaft. Häufig fahren Pferdegespanne vor mir oder kommen entgegen, mit Maisstroh oder Holz beladen. Seit dem Wechsel der Donauseite kommen Eselgespanne vorbei. Die Eselkarren haben merkwürdigerweise alle Eisenräder, im Gegensatz zu den Gummireifen (sind wohl alte Autoreifen) der Pferdekarren.

Im Ort Ostrov stehen im Donautal viele Häuserruinen. Die Flut im Jahre 2006 zerstörte viele der aus Lehm gebauten Häuser. Neue Häuser sind in höheren Hanglagen errichtet worden.

Beim Fahren schließe ich meinen Mund (sonst ist er wohl unbewusst halb offen). Mengen von Marienkäfer sind unterwegs. Sobald ich stehen bleibe, habe ich die ganze Kleidung von ihnen voll. Ist unangenehm, im Nacken, hinter der Brille oder im Ohr bekrabbelt zu werden.

Das einzige Hotel abends im Ort Macin ist ausgebucht. In der Kneipe nebenan frage ich nach anderen Übernachtungsmöglichkeiten im Ort. Es gibt aber keine. Ich bekomme ein Angebot in einem sonst privat genutzten Miniapartment zu schlafen (alleine) – zum Hotelpreis von 100 Lei (22 Euro). Habe keine Lust zu handeln. Es wird auch sofort ein Kind in die Argumentation mit eingeschlossen, was von dem hohen Preis profitieren wird. Die nächste Unterkunft wäre 16 km weiter (aber nicht in meiner Fahrtrichtung). War alles ein wenig schmuddelig, habe aber gut geschlafen.
Am Morgen hängt eine dicke Nebelschicht in den Niederungen. Da ich gleich in die Höhe fahre, erreichen mich die wärmenden Sonnenstrahlen schnell. Es geht wieder ständig auf und ab. Jeder Bach hat ein Tal geschaffen, welches mich hinunter in die Ebene führt. Nur dort ist leider nicht die Straße. Einmal möchte ich eine Abkürzung im Tal (es gibt auch einen Hinweis im Donaureiseführer dazu) fahren um diverse Steigungen zu sparen. Halte an einem kleinen Bauernhof, an dem gerade ein Bauer mit seinem Pferdewagen angekommen ist. Der Bauer spricht ein klein wenig deutsch. Unten in der Niederung ist sein kleiner Hof. Im naheliegendem Dorf auf der Anhöhe hat er ein komfortables Haus. Von seinen drei Kindern ist einer Ingenieur und seine zwei Töchter arbeiten an der Uni. Den Hof werden sie also nicht übernehmen.
Von ihm werde ich zu einem Glas selbstgemachten Rotwein eingeladen. Er hat zwei Fässer davon voll. Er schmeckt mir sogar.

Nach seinen Aussagen ist die Weiterfahrt mit dem Rad nicht möglich. Das Wasser steht zu hoch. Ich fahre wieder zurück auf die Hauptstraße, da ich mich auf eine Matschpartie nicht einlassen möchte. Eine nochmals fast 150 m Steigung steht an. Bei der Abfahrt treffe ich auf einen rumänischen Radler. Er lädt mich zu sich nach Hause am Abend ein.