Blick ans Ende der Welt.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Blick ans Ende der Welt.
Sep 042013
 

 

121. Reisetag

5905 km

 

DSC02131

 

DSC02210

  

Auf Nebenstraßen fahre ich am Rande einer Hügelkette, auf der anderen Seite ein Fluss und die Ebene. Erlebe das Landleben. Viele Pferdefuhrwerke sind unterwegs, Kartoffeln werden eingesammelt. Beim Halt wird mir ein Schnaps angeboten. Trinke nur einen kleinen Schluck und reiche den Becher weiter an einen Kartoffelsammler. Am Straßenrand wird Gras mit der Sense gemäht. Die Kühe vor dem Karren bekommen einen Fressschutz damit sie sich nicht vom saftigen Gras am Wegesrand verführen lassen.
Das Schwein auf dem Handwagen quiekt manchmal. Geknebelt und mit Schnauze dicht über der Straße geht es auf seinen letzten Weg. Eingekauft wird mit dem Schiebekarren.

Brunnen stehen fast in jedem Hof, manchmal auch am Straßenrand.
Bei einem alten Kirchenbau ist der Mittelteil abhanden gekommen.

Der Asphalt hört auf, der Weg wird sehr holprig und staubt wenn ein Auto vorbeifährt.
Es gibt keine Brachflächen mehr, das bebaubare Land wird bearbeitet. Auf den Hügeln sind von der Sonne verbrannte Weiden. Es stehen Walnussbäume und Pflaumenbäume am Wegesrand, letztere sind leider geerntet. Die Pflaumen werden geschüttelt, eingesammelt und wohl zu einem guten Wässerchen verarbeitet.

Die Stadt Alba Iulia (deutschen Namen Karlsburg) erreiche ich am Nachmittag. Im Mittelpunkt der Stadt liegt eine große alte Burganlage. In ihr befindet sich die orthodoxe Kathedrale mit dem Erzbischofssitz, daneben eine römisch-katholische Kirche und weitere Gebäude von Universität und Museen. Auf den Plätzen der Anlage stehen/sitzen div. menschengroße Bronzefiguren in Alltagspositionen. Alles wird gerade u.a. mit Geldern der EU aufgehübscht.
Nach dem Burgrundgang suche ich mir ein Hotel, schaue mir den Markt an und suche einen Platz zum Abendessen.

Am anderen Morgen ist der Himmel  bedeckt, ein kräftiger Wind weht (laut Vorhersage Stärke 4). Mal schiebt er mich, mal komme ich kaum gegen ihn an. Es geht in und über die Berge. Gut 1000 Höhenmeter muss ich an diesem Tag bewältigen.

Fahre den Berg hinauf. In der Ferne zieht eine Schafsherde am Hang entlang. Der Hirtenhund kommt von weither auf mich zugelaufen, bellt im sicheren (für mich) Abstand. Hinter dem Höhenzug wird Ackerbau betrieben. Kartoffeln werden geerntet. Nach einem kleinen Hallo mache ich von jedem Kartoffelsammler ein Foto machen. Auf und ab geht es durch die Hochebene. Fahre durch Dörfer. Werde gerufen ob ich nicht ein Foto machen kann. Da freut sich der Fotograf, der sich manchmal nicht traut die Menschen zu fragen und die Kamera zu zücken. Junge Menschen sind wenige unterwegs. Bei meinen Unterhaltungen werden einfache Fragen verstanden. Eine Frau lädt mich ein zu einem Kaffee ins Haus. Ihr Mann arbeitet in Dortmund. Sie wirkt traurig.
An einem Gatter unterhalte ich mich mit zwei Männern und einer Frau. Sie schütteln nur den Kopf über mich.
Manche Häuser sind sehr farbenfroh gestrichen, andere im weniger guten Zustand.

Immer wieder muss ich einen Höhenzug hinauf um in eine weitere Hochebene zu kommen. Oben pfeift der Wind. Ich kann mich kaum auf dem Fahrrad halten.
Der weite Blick über die Ebene lässt mich fast das Ende der Welt sehen. Wenn der Wind gegen mich steht reduziert sich meine Geschwindigkeit auf Fußgängertempo. Dabei strampele ich kräftig.

Die Sonne kommt nur selten durch, es ist eher dunkel. Manchmal fallen Tropfen vom Himmel. Zum späten Nachmittag fängt es ausdauernd an zu Regnen.

Solch einen Tag habe ich selten erlebt. Der heftige Wind und die Berge fordern mich. Dafür bekomme ich wunderbare Eindrücke und Erlebnisse.

20 km vor Sibiu, meinem eigentlichen Ziel, finde ich in einem kleinen Thermalort eine Pension. Am nächsten Vormittag nähere ich mich Sibiu. Kurz vorher durchfahre ich die Ortschaft mit dem Namen Kleinscheuern. Sehe eine letzte Schafherde und erreiche Sibiu.