An der Donau.

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Aug 182013
 

DSC01190103. Reisetag

5284 km

 

Die Weiterfahrt erfolgt auf der Veloroute 6. Kurz vor der Mündung der Drau stoße ich auf den Donauradweg, als längste Teilstrecke des Europaradweges. Monate und einige tausend Kilometer vorher war ich am Startpunkt am Atlantik in Frankreich gewesen.

Der Radweg ist die Straße, gerade, mit wenigen Kurven. Die Autos rasen an mir vorbei, zum Glück nicht so viele. Wenig Abwechslung ist angesagt, immer entlang riesiger verblühter Sonnenblumen-, Mais- und geernteter Getreidefelder, seltener Obstplantagen, Wein- und Sojafelder. In Deutschland wird als Ölfrucht Raps angebaut, hier sind es die Sonnenblumen. Einen Monat früher, es wäre ein wunderbares gelbes Blütenmeer gewesen.

Nach ca. 50 km erreiche ich Vukovar. Sehe zum ersten Mal die Donau. Sie ist so breit, das ich dachte der Fluss wird gestaut. Das ist nicht der Fall.

Im Kroatienkrieg 1991 erlangte diese Stadt einen traurigen Bekanntheitsgrad. In der Schlacht um Vukovar zerstörten serbische Einheiten einen Großteil der Stadt. Bei der Einfahrt in die Stadt stehen die Ruinen eines zerschossenen Hauses an einem Bahnübergang. Bei der Ausfahrt ragt als Mahnmal gegen den Krieg der zerstörte Wasserturm gegen den Himmel. In der Stadt stehen bereits viele neue, wenn auch nicht immer schöne Häuser und es wird noch viel gebaut. Die Spuren des Krieges sind noch lange nicht beseitigt.

Eigentlich wollte ich hier übernachten, doch nichts lud mich ein hier zu bleiben. Fahre also weiter. Bei der Ausfahrt schenkt mir ein Mann eine Tüte Obst, einfach so, als ich ein Foto vom zerschossenen Wasserturm mache.

Hinter Vukovar, bekommt die Landschaft plötzlich ein anderes Gesicht. Erste Hügel tauchen am rechten Flussufer auf – da fahre ich, während links des Stromes sich die Ebene scheinbar ins Unendliche erstreckt. Da hätte ich auch fahren können.

Am Straßenrand entdecke ich ein altes Schild auf einem alten Fahrrad befestigt: Free camping. Es ist nachmittags und sehr heiß. Auf einer kleinen Wiese direkt an der Donau stehen Bänke, daneben ein einfaches kleines Restaurant. Wunderbar mal wieder im Zelt schlafen zu können und dabei viel Natur um mich herum zu haben. Der große Strom wirkt beruhigend. Ich sitze einfach da, schaue darauf und trinke ein kaltes Bier. Ab und zu kommt ein kleines Boot mit Anglern vorbei oder ein Kreuzfahrt- bzw. Frachtschiff. Eine Dusche gibt es nicht, gewaschen habe ich mich in der Donau.

Ein französisches Radlerpaar mit mächtig viel Gepäck gesellt sich zu mir. Ihr Englisch ist genauso schlecht wie mein Französisch. Der junge Mann, der das Restaurant in dem kleinen Ort leitet spricht sehr gut Englisch.

Zum Abendbrot gibt es eine Art Gemüsesuppe mit Bohnen. Bekomme meinen Anteil bevor das Fleisch hineinkommt. Sie schmeckt deutlich besser als die zwei Gerichte, die ich in Osijek im Restaurant erhalten habe. Zum Nachtisch erhalte ich einen gerösteten Maiskolben.

Am nächsten Morgen stehe ich mit der Sonne auf. Die Temperaturen sollen wieder deutlich über 30 Grad steigen. Die serbische Grenze passiere ich nach 10 km auf der anderen Seite der Donau. Bekomme den ersten Stempel in meinen neuen Pass.

Osijek.

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Aug 162013
 

 

DSC01098

Dem Stadtplaner stehen die Haare zu Berge.

101. Reisetag

5208 km

 

In Kroatien ist der Donnerstag ein Feiertag Mariä Himmelfahrt. Im Hotel gibt es das Frühstück erst um 9 Uhr. Einkaufen ist möglich. Die Kaffees in der Stadt sind bereits am Morgen gefüllt.

Der Tag fängt mit der ebenen Überlandfahrt an. Neben den abgeernteten Getreidefeldern fahre ich entlang der bekannten Mais- und Sonnenblumenfelder, seltener ein Feld mit Sojabohnen. Es ist nicht so abwechslungsreich wie am Vortag. Die Dorfdurchfahrten unterbrechen das Felderallerlei. Mal wird eine Ziege gegrillt. Das Fleisch sieht sogar aus vegetarischer Sicht lecker aus. Bei einem Mittagsstop unterhalte ich mich mit einem vorbeifahrenden Radler aus dem Ort. Er ist Zimmermann, leider ohne Arbeit. Ist schon eine schwere Situation, jung zu sein und kaum Aussicht auf einen Arbeitsplatz zu haben.

Bereits bei der Fahrt aus der Stadt heraus und auch unterwegs sehe ich sehr viele Störche und ihre Nester. Bei der Nestwahl sind sie wählerisch. Beliebt sind besonders anspruchsvolle hohe Bauten wie auf dem Kamin eines kleinen Schlosses, auf dem Dach einer Kirche oder auf einem besonders schönen Stadthaus. Zur Not werden aber auch Telegraphenmasten angenommen. Oft sind darauf Nisthilfen angebracht. Die Menschen hier mögen die Störche. Wenn ich halte erzählen sie mir wie viel Junge es gegeben hat oder noch im Nest sind.

Bereits nach 50 km erreiche ich Osijek, die viertgrößte Stadt Kroatiens. Fahre ins Zentrum und quartiere mich im Centralhotel direkt am Markt ein. Fahrradfahrer erhalten hier 20% Rabatt. Bleibe einen weiteren Tag. Gehe entlang der Uferpromenade der Drau mit vielen Einkehrmöglichkeiten. Besuche die lokalen Markthallen.

Auf dem ersten Blick macht die Stadt einen guten Eindruck. Die Fußgängerzone ist neu angelegt. Durch die Stadt fahren Straßenbahnen, sogar recht häufig. Schöne renovierte alte Häuser sind im Stadtzentrum zu sehen mit diversen Stuckelementen verziert. Daneben leider in der Überzahl viele in einem sehr schlechten Zustand. Der Putz bröckelt herunter, der Stuck ist teilweise abgefallen, die Fenster kaputt und manchmal zugenagelt. Dazwischen immer wieder hässliche Plattenbauten. Neu und alt, heil und kaputt, alles nebeneinander.

Neben dem Zentrum gibt es eine Altstadt in einem alten Festungsbezirk nahe der Drau. Auch hier wieder renovierte Bauten direkt neben fast zerfallenen.

Die Stadt liegt nicht weit von der serbischen Grenze. Osijek lag im Kroatien-Krieg 1991–1995 nach der Unabhängigkeitserklärung Kroatiens monatelang unter heftigen Beschuss durch serbische Truppen. Hunderte Zivilisten sind umgekommen. Die Verteidiger Osijeks behielten jedoch die Kontrolle über die Stadt. In den Fassaden sind noch oft Einschläge von Granatsplitter zu sehen.
Es ist bereits viel getan worden um die Schäden zu beseitigen. Die Wunden des Krieges sind noch nicht ganz verheilt.

Freundliches Kroatien.

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Aug 142013
 

DSC0095499. Reisetag

5152 km

 

In der letzten Nacht gibt es einige kräftige Gewitter. Der nächste Morgen beginnt mit einem bewölkten Himmel. Wie schön, der Tag wird nicht so heiß. Die Drau ist Grenzfluss. Während ich durch Ungarn fuhr ist die Mur bereits in die Drau gemündet. An der Grenze zu Kroatien muss ich zum ersten Mal meinen Pass zeigen.

Ich empfinde einen Unterschied zu Ungarn. Die Menschen auf der Straße grüßen mich freundlicher und häufiger. Ein paar alte Frauen klatschen sogar als ich vorbeifahre.

Biege nach 10 km auf eine kleine Straße ab auf den hier nicht beschilderten Eurovelo 13 Radweg. Dieser zieht sich über 9.000 Kilometer und durch 20 Länder entlang der ehemaligen Westgrenze des Warschauer Paktes von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer.

Am Beginn dieser Straße ist ein Schild „Put Paprike – Straße des Paprika“. Zunächst sehe ich aber nur Mais- und Sonnenblumenfelder. Ab und zu ein Tabakfeld. 10 km weiter tauchen dann einige Paprikafelder auf. Ein Traktor vollgeladen mit roten und gelben Früchten biegt auf die Straße ein. Gefolgt von einem Lieferwagen, in dem die Pflückerinnen mitfahren.

Tabakfelder gibt es deutlich mehr. Die unteren Blätter der Tabakpflanze werden gepflückt, mehrere Blätter zusammen gebündelt und zum Trocknen aufgehängt. Dazu eignen sich alle möglichen Arten von Unterständen. Ich darf auf den Hof gehen und Fotos machen.

Durchfahre viele kleine Orte. Manche Häuser sind im sehr guten Zustand. Es überwiegen aber die einfachen, aus unserer Sicht eher ärmlichen. Fast jedes hat eine mehr oder wenig große Scheune in sehr unterschiedlichem Bauzustand am hinteren Hofrand stehen, oft auch einem Traktor. Hühner laufen herum. Ab und zu zwischen den Häusern ist ein verfallenes.
Relikte aus sozialistischen Zeiten sind die fast einheitlichen Betonzäune, die zur Straße hin Höfe aber auch Felder abgrenzen. Sollte damit ein einheitliches Dorfbild geschaffen werden? Ist eine sehr unproduktive Investition gewesen.

Auf einem Hof sind Schweine geschlachtet worden. Sie hängen noch an einem Gestell. Beim Halten werde ich gleich zu einem Wodka eingeladen. Wehre mich aber erfolgreich dagegen mit dem Hinweis auf meine Weiterfahrt.

Es gibt viele Kleinbauern. Tabakanbau ist in der Region ein bedeutender Erwerbszweig. Dieser wird auf kleinen Feldern angebaut. Flächenmäßig dominierend sind die Mais- und Sonnenblumenfelder. Für mich ist unklar, wem diese großen Felder gehören. Sehr selten sehe ich im Hintergrund einen großen landwirtschaftlichen Betrieb.

Es gibt viele Zwetschgenbäume beladen mit Früchten am Straßenrand. Sie werden wohl nur selten geerntet. Für mich bedeutet es eine willkommene Erfrischung. Sie schmecken gut und haben keine Würmer.

Die Nacht verbringe ich in Donji Miholjac im Hotel.

Auf dem Balkan.

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Aug 132013
 

DSC0088498. Reisetag

5069 km

 

Den letzten Abend habe ich gemütlich in der Therme verbracht. Nachts wehten noch Fetzen einer Musikveranstaltung aus der Ferne über den Zeltplatz. Störten aber nicht.

Am Morgen verlasse ich Österreich. Immer den Schildern Murradweg nach. Bis ich die Grenze passiere. Danach gibt es keine Schilder mehr. Per GPS weiß ich die ungefähre Richtung. Unerwartet nach einigen Abzweigungen und Kehren taucht ein Mura-Drava Radschild auf. Diesem kann ich jetzt folgen.

Durchfahre viele kleine Orte. Gegenüber Österreich nehme ich kaum Unterschiede war. Nur es gibt keine Fahrradtouristen, öfters fehlt an den Häusern noch der Außenputz. Vor allem Mais-, seltener Kürbisfelder säumen meinen Weg, aber auch Sumpf und Auenlandschaften. Es ist flach. Manchmal muss ich raten, ob ich noch auf dem richtigen Wege bin. Die Feldwege sind teilweise sehr grob geschottert.

Schrift und Sprache sind fremd geworden. Verlasse für lange Zeit den deutschsprachigen Raum. Das wird nicht einfach sein.
Slowenien gehört bereits der Eurozone an. Ab Kroatien muss ich dann mein Geld tauschen.

In Lendava, nach 65 km finde ich einen Zeltplatz, wieder neben einer Therme. Dort verbringe ich den Nachmittag. Hier ist es nicht so fein wie am Abend vorher. Dafür ist in der Campingplatzgebühr der Eintritt mit eingeschlossen.

Am nächsten Morgen folge ich der Radwegbeschilderung. An der Grenze zu Ungarn das Schild Mura-Drava geradeaus. Meine Reise sollte eigentlich über Kroatien gehen. Da die Beschilderung bisher (einigermaßen) zuverlässig war fahre ich weiter. Das ist der letzte Hinweis auf einen Radweg.

Die Häuser in den Dörfern Ungarns sind in einem deutlich schlechteren Zustand als in Slowenien. Meist ziehen sich diese mit Vorgärten oder Baumreihen davor entlang der Straße. Dahinter sind oft die Felder.

Nach 20 km erreiche ich die Stadt Letenye. Dort gibt es einen Grenzübergang – aber Zufahrt für Radfahrer verboten. Ich weiß nicht wer sich diese irritierende Beschilderung für den Radweg ausgedacht und umgesetzt hat. Das Geld dafür stammt von der EU.

Um einen Grenzübergang zu finden muss ich zuerst 18 km ins hügelige Landesinnere fahren – auf einer Bundesstraße. Auf der Strecke taucht unerwartet ein Schild auf für Traktoren, Pferdewagen und Fahrradfahrer verboten. Es gibt keine Alternativroute. Fahre also weiter. In der Stadt Nagykaniza soll es laut Karte einen Campingplatz geben, finde in nicht. Beim Fragen machen sich die Sprachprobleme bemerkbar. Die Hotels sind merkwürdigerweise alle voll. Lande durch die hilfreiche Führung eines Einheimischen in einem „Sporthotel“. Ist eher eine Unterkunft für Gruppen auf dem Sportplatz nebenan. Bin froh eine Bleibe mit Dusche gefunden zu haben. Es gibt ein Abendbier und eine dicke Suppe aus Gemüse mit wenig Speck. Unterhalte mich mühsam mit jemandem, der etwas deutsch spricht. Bald gehen uns aber die Worte aus. Schlafe recht gut.

Am nächsten Tag kaufe ich ein. Zum ersten Mal wird mir etwas komisch zumute mein Fahrrad mit Gepäck angeschlossen vor einem großen Inter-Spar stehen zu lassen. Bin am Morgen eher etwas schlecht drauf. Ärgere mich über meine Streckenführung. Muss noch mehr Gelassenheit üben.
Die ersten 15 km hügelig auf einer Art Bundesstraße und weiter Richtung und entlang der Grenze auf der ungarischen Seite. Denke, dass ich diese am nächsten Tag überqueren werde.

Es ist heiß, so um die 32 Grad. Fahre lange an endlosen Maisfeldern vorbei, manchmal auch Sonnenblumenfelder. Sie sind verblüht und richten sich nicht mehr nach der Sonne aus. Merkwürdigerweise sehe ich nicht die Farmen, die für die Bewirtschaftung zuständig sind.

Im Grenzort Barcs finde ich eine Pension, sogar mit Internetzugang. Wundere mich immer was mein GPS-Gerät alles weiß. Sonst hätte ich diese nie gefunden.
Auch in Ungarn sind die großen Supermarktketten vertreten. Der Inter-Spar ist riesig, im Gebäude, in der Auswahl. Der Unterschied zu den ärmlichen Dörfern ist krass, natürlich auch zu den Plattensiedlungen in den größeren Städten.