2193 km
Am Abend im Restaurant am Campingplatz das Menü bestellt, kleinste Portion aber geschmacklich gut. Mich zu einer französischen Familie an den Tisch gesetzt. Die Unterhaltung ging gut auf Englisch. Sie sind mit dem Fahrrad und zwei kleinen Kindern unterwegs, übernachten aber nicht im Zelt. Haben mich in Lyon eingeladen. Mal schauen ob es klappt.
In der Nacht im Zelt häufig wach geworden, die Hunde hinterm Zaun halten sich nicht an die Nachtruhe.
Die Fahrt längs des Kanal ist nicht anstrengend, aber etwas monoton. Meist geht es unter Platanenbäumen entlang. Ihre Pollen lassen meine Augen brennen. Ab und zu kommt ein Schiff entgegen. Am Ufer liegende Schiffe sind oft schön mit Blumen aufgehübscht. Schleusen gibt es jede Menge.
Fahre durch Obstanbaugebiete. Die Plantagen sind oft durch Netze geschützt. Die anfangs für mich unbekannten rankenden Büsche sind wohl Kiwis. Sie werden hier in großen Mengen angebaut werden. Am Sonntagabend möchte ich in der Stadt Valence essen gehen. Sie ist wie ausgestorben, alles Restaurants sind geschlossen. In einer Pizzabude stille ich dann meinen Hunger. Gehe früh ins Zelt und schlafe bestens.
Am Morgen weckt mich die Sonne auf. Kann mein Frühstück auf einem Picknicktisch einnehmen, das ist nicht selbstverständlich. Das Fahren macht wieder Spaß, die Pollen sind weniger aktiv. Heute fahre ich wieder auf der Pilgerstrecke nach Santiago. Einzeln und in Gruppen kommen sie mir entgegen. Ein deutsches Ehepaar, die Frau spurtet freudig vorweg, der Mann eher schlaff hinterher. Man merkt wessen Projekt es ist.
Dieses Brückenmodell gibt es zu Hunderten über den Kanal. Stahlbeton, schon in die Jahre gekommen.
Neben dem Kanal ein Friedhof. Friedhofsgärtner gibt es hier nicht. Die Grabpflege wird eher mit einem Hochdruckreiniger gemacht.
In Grisolle verbringe ich eine vorläufig letzte Nacht im Zelt. Es sind Regentage angesagt.
Im Swimmingpool quaken die Frösche, die vielbefahrene Eisenbahnstrecke lärmt des Nachts, und dann knabbert noch eine Maus in meiner Essenstüte. Habe nicht so gut geschlafen.
Bei Sonnenschein erreiche ich am nächsten Tag Toulouse. Nach langem Suchen finde ich ein Hotelzimmer in der Altstadt, viele andere und die Jugendherberge sind ausgebucht.
Der Kanal de Garonne endet in Toulouse. Dieser Kanal wurde im Jahre 1856 fertiggestellt, mit beeindruckenden Konstruktionen wie die 539 m Kanalbrücke über die Garonne in Agen oder die 350 Meter lange Brücke über den Tarn und weiteren kleinen Flussüberquerungen. Die Schifffahrt nach Bordeaux ist damit nicht mehr vom schwankenden Wasserstand der Garonne abhängig.
Der Kanal du Midi ermöglichte bereits 1681 den Schiffsverkehr vom Mittelmeer nach Toulouse und weiter über die Garonne zum Atlantik.
Die Ironie der Geschichte: 1858 pachtet die Bahn den Kanal du Midi für 40 Jahre und holt die ganze Fracht auf die Schienen, der Kanal du Midi wird nur noch schlecht unterhalten, es kommen von dort keine Frachten mehr auf den neu erbauten Kanal de Garonne.