Der Atlantik

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Apr 302013
 

SONY DSC16. Reisetag

1329 km

 

Entlang Hafen und Industrieanlagen (teilweise in die Jahre gekommen) verlasse ich Nantes. Ab jetzt ist die Loire schiffbar. Ein Viermaster startet gerade seine große Fahrt.

Mit einer Fähre setze ich nach 20 km auf die andere Flussseite über – für alle kostenlos. Der Weg schlängelt sich durch Weiden und entlang Kanälen. Um die Hauptstraße zu meiden macht der Radweg weite Bögen durch das Hinterland. Da kürze ich schon mal ab.

Ein Haus war wohl zu nah am Wasser gebaut. Der Bach neben dem Weg ist mit einer dichten Pflanzenschicht überwuchert, sieht aus wie fester Untergrund.
Die Kühe schauen mir bei einer Essenspause zu.
Ein Paar schwerbeladen jeweils mit Anhänger und Kind kommt mir entgegen. Mein Fahrrad ist im Vergleich ein Leichtgewicht.

Die Loiremündung ist eine breite Bucht. Die Autobahnbrücke spannt ihren hohen Bogen darüber. Ich bin am Atlantik angekommen.

Bungalosiedlungen – neue, alte und Containerhäuser – säumen die Atlantikküste zwischen Kiefern und Pinienwälder. Die Renovierungsarbeiten für die Saison sind im vollen Gange.

Zeltplätze gibt es viele. Ich finde meinen Platz. Schlechte Ausstattung bei hohen Preis. Abends wird es kalt, am Morgen immer noch. Es ist bedeckt und windig.

Fahre Richtung Süden auf einem Radweg direkt am felsigen Ufer. Der Sandstrand in manchen Buchten (scheint mir) aufgeschüttet.
Bunker haben leider eine lange Halbwertszeit, manchmal können sie als Ziegenstall herhalten.

Gefischt wird nicht mit der Angel. Netze werden mit einem Gestell ins Wasser gelassen. Von Hütten auf Stelzenbeinen im Wasser oder von Hafenanlagen. Die Fische müssen beim Heben der Netze gerade über dem Netz schwimmen. Ihre Überlebenschance ist damit relativ groß.

Der Uferbereich wird flacher. Deiche und Polder prägen die flache Landschaft. Ebbe und Flut liegen einige Meter auseinander. Zur Zeit fließt das Wasser ab.

Der Wind weht heftig aus Nordost. Der Nordanteil davon ist mir hilfreich. Es fängt an zu regnen.

Befinde mich auf der Austernstraße. Die Austernernte kann ich nicht beobachten. Es gibt viele künstliche Becken und Stapel von dichten Netzen. In einem Schuppen schaue ich hinein. Dort werden Austern angeschlagen. Mir wird eine frische Auster angeboten, regt meinen Appetit aber nicht an.

Der Regen wird heftiger. Zelten ist nicht angesagt. Die angesteuerte Unterkunft hat nur drei Zimmer und ist ausgebucht. Fahre 4 km gegen den Wind zurück und finde ein Hotel mit Badewanne und Online-Verbindung. Das Abendessen ist gut. Warum gibt es immer nur Salm (als Zuchtfisch wohl tiefgefroren aus Norwegen) zu essen. Ich bin am Atlantik in Frankreich!

Loire-Etappe (fast) beendet

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Apr 282013
 

DSC0079714. Reisetag

1175 km

 

Der volle Mond ist schuld. Gestern noch schönstes Wetter, heute kalt, Wolken und viel Wind. Geschlafen habe ich in einer offenen Hütte auf dem Zeltplatz. Kalt wird mir erst am nächsten Morgen bei der Losfahrt. Die Temperaturen an diesem Tag erreichen gerade 13 Grad.

Die Häuser, Schlösser und Kirchen in der Region um Saumur (da fahre ich gerade durch) sind aus hellen Tuffsteinblöcken erbaut. Die Tuffschicht ist viele Meter mächtig und bildet den Abbruch zur Loire hin. Manche Häuser sind direkt in die Felswand eingelassen, nur die äußere Front hat Fenster. Der Radweg führt mich durch ein (altes) Handwerkszentrum in einer Felshöhle. Ist ein richtiges Highlight an diesem trüben kalten Tag.

Das Tal ist manchmal so eng, dass nur eine Reihe Häuser und die Straße Raum hat, daneben die seebreite Loire mit Schaumkronen. Der Wind zaust mächtig an mir. Das Fahren strengt an. Zum Glück bleibt der Regen aus.

In den oberen Hanglagen stehen die festungsartigen Schlösser, unten in den Orten die großen Kirchen, mit Altar, oft ohne Stühle.

Die Unterkunftssuche hat ihre Tücken. Zelten möchte ich nicht, ist einfach ungemütlich draußen. Viele Hotels bzw. Herbergen, die ich ansteuere sind geschlossen, ob vorübergehend oder dauernd ist nicht auszumachen. Finde endlich eins. Kann erst um 18.30 Uhr hinein. War kein Mensch vorher da.

Unerwartet scheint am nächsten Morgen die Sonne. Es ist kalt. Die Kälte spüre ich (bei gleicher Temperatur wie gestern) nicht so stark. Fahre ohne Handschuhe und Regenjacke.

Die Sonne trägt ihren Teil dazu bei. Ich nehme die Umwelt bewusster war, habe mehr Freude beim Fahren. Rieche den blühenden Weißdorn, die Rapsfelder und das frisch gemähte Gras. Kein Hang ist hochzufahren. Es geht einfach an der Loire entlang. Mal auf dem Deich, mal durch die Auenwiesen. Die Kühe merken schon von weitem wenn ich mich nähere und schauen mir beim Vorbeifahren nach.

Die Silhouetten der kleinen Orte und Städte am Loire-Ufer werden durch keine Hoch- oder moderne Glasbauten unterbrochen. Es sind die typischen französischen Häuser in hellen Farben.

Das Cafe Lenin hatte leider geschlossen, ich hoffe nur vorübergehend.

In der Kirche Notre Dame gibt es viele (allgemeine) Merci-Tafeln. Konkreter Dank wird bei bestandenen Examen ausgesprochen. Wenn das Handy beim Beten ruft, hat dieses den Vorrang.

Auf der Loirestrecke kommen mir ab und zu Wanderradler entgegen. Wohlüberlegt fahren sie mit dem Wind. Der Loire-Radweg (ab Atlantik) ist der Beginn des Europaradweges, der an der Donau entlang zum Schwarzen Meer führt. Auf diesen werde ich wohl im späten Sommer in Serbien wieder stoßen.

Am späten Nachmittag erreiche ich Nantes. Es riecht bereits nach dem Atlantik. Ebbe und Flut machen sich bemerkbar.

Bin kurz vor dem ersten kräftigen Regenschauer meiner Tour in der Jugendherberge angekommen. Beim Araber um die Ecke esse ich Couscous mit Gemüse.

Am Sonntag setzte ich meine Tour zu Fuß mit einer Stadtbesichtigung fort. Die Altstadt von Nantes besteht aus 4 bis 5-stöckigen Häusern im einheitlichen Stil. Gut und weniger gut erhalten. Ein Schloss und viele Kirchen fehlen natürlich nicht.

Die vielen Esslokale spiegeln die Kolonialgeschichte wieder. An erster Stelle stehen die arabischen, aber auch viele vietnamesische, kambodschanische und chinesische Lokale gibt es. Die Afrikaner können bei den Lokalen nicht mithalten.

Entsprechend ist die Gesellschaft der Stadt multikulturell.

Die Häuser haben oft eine beeindruckende Schornsteinkolonie auf dem Dach. Hat da noch jeder Raum einen eigenen Ofen?

 

 

Zwei Sonnentage

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Apr 252013
 

DSC0067311. Reisetag

1007 km 

 

 

Das Frühstück im Hostell Notre Dame war etwas frugal. Wie sonst auch gibt es keinen Teller sondern nur eine Serviette. Auf dieser schmiere ich das Brot mit Mamelade, eine Nutzung als Serviette ist danach weniger möglich.

Die Weiterfahrt an der Loire erfolgt am Mittwoch eher im Hinterland. Um die größeren Straßen zu meiden führt der gut beschilderte Radweg den Hügel hinauf entlang am oberen Rande des Tales. Die Seitenbäche der Loire sorgen dabei für ein ständiges auf und ab.

Gegenüber der zuvor durchfahrenen Landstriche ist die Gegend wohlhabender. Die Mehrzahl der Häuser sind in einem guten Zustand. Manche sind neu, es gibt kleine Siedlungen. Es mag an der Nähe der größeren Stadt Tours liegen. Schlossartige Gutshäuser zeigen wie ungleich auch hier die Güter verteilt waren und sind.

Auf der Anhöhe wird viel Wein angebaut. Der Weinbau ist wohl auch profitabler als die sonstige Landwirtschaft. Die Weinstöcke sind niedriger als im Moseltal. Teilweise uralt und mit Moos bewachsen,  alle wiederum auf zwei Triebe zurückgeschnitten. Manche Weinfelder sind gespritzt und zwischen den Reihen wächst kein Halm bzw. nur Reste von gelben vertrockneten Gras sind übrig geblieben. Andere Felder sind eine Augenweide. Gras und Löwenzahn in Blüte sprießen zwischen den Stöcken, manchmal ist etwas wie eine Getreideart gesät. Da weiß ich bei welchem Winzer ich meinen Wein kaufen würde.

Immer wieder geht es hinunter an die Loire – die Städte wollen besucht werden. Amboise zieht die Touristen besonders an. Eine schöne Innenstadt, oben am Hang ein Schloss und eine Innenstadt mit vielen Schnickschnackläden. Hatte mir in Blois Brot und Käse gekauft. Esse mein verspätetes Mittagessen auf einer Bank mit Blick auf den Fluss.

Wieder geht es in die Höhe. Erstmals sind die Temperaturen über 20 Grad. Der Wind hält sich zurück. Das Radeln macht Freude. Das Tal wird weiter. Tours liegt bald vor mir. Es ist die größte Stadt – bisher auf der Tour. Viele Baustellen, eine lange Einkaufsstraße mit den Ladenketten von Zara, Jennyfer, Piemke oder wie sie alle heißen. Ich suche den Zeltplatz. Dieser auch wieder eine Baustelle. Ganz schön spät dran sind sie hier. Die Touristensaison beginnt gerade. Ein Loch im Zaun ermöglicht den Zugang. Es gibt einen Wasserhahn in Funktion. Kaum hatte ich mein Zelt aufgebaut taucht ein neuseeländisches Paar auf einem Tandem auf. Sechs Monate fahren sie durch Europa. Von Holland nach Santiago de Compostella. Der Abend ist schön und unterhaltsam für mich gewesen.

Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag merke ich etwas wehmütig, dass ich alleine unterwegs bin.

Heute geht die Fahrt durch die Ebene entlang der Loire, meist auf Dämmen mit Weitsicht. Urlaub im Urlaub. Kein Wind trübt die Fahrensfreude. Kleine Orte laden zum Verweilen ein. Fahre gemütlich.
In ruhigen Gewässern am Uferbereich veranstalten die Frösche Konzerte. Für einen Reiher oder Storch wäre es das Schlaraffenland. Ich weiß nicht ob sie nach Gehör ihre Nahrung suchen.

Bereits nach 65 km stoppe ich spontan an einem Campingplatz. Wasche Hemd und Socken, kaufe eine Flasche Wein und genieße den Abend.

 

Autofrei bis Bordeaux?

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Apr 232013
 

DSC005549. Reisetag

845 km 

 

So ganz glaube ich noch nicht daran. Der 7. Tag meiner Reise ist jedoch noch vom Autoverkehr frequentiert. Sonntag vormittags fahre ich auf der Nationalstraße mit wenig Verkehr. Sie ist die einzig vernünftige Ost-West-Verbindung. Die Strecke ist langweilig. Auf breiter Straße zu fahren bringt nicht viel Spaß. Mittags geht’s dann wieder abseits über Nebenstrecken rauf und runter. Selbst die Bäche und Flüsse in dieser Region richten sich nach Paris aus. Das Fahrvergnügen steigt trotz Berge.

Die Häuser in den Dörfern weisen auf bessere Zeiten hin. Manche sind am Verfallen, viele stehen zum Verkauf. Die Landwirtschaft ernährt die Erzeuger nicht mehr. Die Menschen ziehen in die Städte. Auch dort sind die Wohnverhältnisse mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Es gibt meist alte sehr einfache Häuser.
Die großen Kirchen haben ähnliche Probleme mit der Substanzerhaltung. Bäume wachsen auf den Dächern. Der Eingang ist abgestützt.

Am Abend erreiche ich Managris – eine kleine Stadt mit einen schönen alten Kernbereich, durchzogen von vielen Kanälen. Ich übernachte auf einem Zeltplatz.

Ab jetzt soll es für mich auf Radwegen weitergehen. Nach längerer Suche finde ich den auf der Karte angezeigten Weg. Es ist ein Saumpfad entlang des Orlean Kanals. Kein Hinweisschild zeigt die Strecke an. Immerhin ist es ein 80 km langer Pfad ohne jeden Autoverkehr durch unterschiedliche Landschaften. Streckenweise umsäumt von alten Platanen, ich fahre auf Dämmen, an Wiesen und Wälder vorbei. Die ehemaligen Schleusen sind jetzt zu Wehren umgerüstet. Eine Schifffahrt ist nicht mehr möglich.
Habe viele Bisamratten und auch Nutria gesehen. So ein Kanal muss nach der Stilllegung gewartet werden, sonst bricht mal ein Damm – ganz schön viel Folgekosten.

80 km auf Pfaden zu fahren ist anfangs schön, wird bald aber anstrengend. Die Oberfläche ist rau und ich werde ordentlich durchgeschüttelt. Abseits der Ortschaften kann ich nichts einkaufen oder essen gehen. Meine Bananen und Joghurt nähren mich nicht sehr.

Am späten Nachmittag erreiche ich die Loire – kurz vor Orleans. Steuere einen Zeltplatz kurz hinter der Stadt an. Geschlossen. Zurück in die Stadt möchte ich nicht fahren. Der nächste Zeltplatz liegt 10 km flussabwärts. Dort bin ich der einzige Gast auf einer schönen Wiese direkt an der Loire. Baue vor der Dunkelheit schnell mein Zelt auf. Koche mein Abendgericht bestehend aus Bulgur mit roten Linsen und einer Zwiebel (die ich dabei hatte). Hat wunderbar geschmeckt. Merke, dass ich meine Einkäufe besser planen sollte.

Die Nacht ist kalt, mein Schlafsack warm. Bei 8 Grad (im Zelt) am nächsten Morgen und Taunässe (davor) denke ich an den Frühstückstisch zu Hause. Nachdem ich Kaffee gekocht und mein Müsli zubereitet habe finde ich mich mit meiner Umwelt zurecht. Es ist ruhig. In der schnell fließenden Loire treibt ein Baumstamm vorbei. So langsam komme ich an.

Die Autostraßen habe ich (hoffentlich) für die nächste Zeit hinter mir gelassen. Der Radweg führt meist direkt an der Loire entlang. Wenn Schilder fehlen, gibt die Fließrichtung der Loire die Richtung an. Es ist ein breiter Fluss, noch ohne Schiffsverkehr, immer wieder durch Sandbänke durchzogen.

Viele Wanderer sind auf dem Jakobsweg (entlang der Loire) unterwegs. Mit einem habe ich mich – so weit es sprachlich möglich war – unterhalten. Er ist mit seinem Hund unterwegs. Nachmittags wird dieser getragen. Vor 8 Tagen hat er Paris verlassen.

Viele Insekten schwirren durch die Luft. Nach dem Ausspucken schmeckt so ein Vieh noch lange nach. Werde den Mund beim Fahren geschlossen halten.
Auf manchen Feldern steht der Raps in voller Blüte.

In der Stadt Blois übernachte ich im Hostel Notre Dame De La Trinite. Wie in alle größeren Städte an diesem Fluss gibt es große Kirchen, Schlösser und herrschaftliche Häuser, aber auch enge Gassen mit einfachsten Wohnungen.

Am Monsterhaus schauten beim Abendspaziergang gerade die Drachen heraus.

Mit dem Essengehen hatte ich auch in den vergangenen Tagen kein Glück. Aus ungeklärten Gründen sind die Lokale, die ich ansteuere geschlossen (obwohl nach Aushang sie geöffnet haben sollten). Oder ich komme zu spät. Mittagsessen gibt es nur bis 14 Uhr. Im  Hostel gibt es auch Abendessen. Ausgerechnet heute wieder nicht.