38. Reisetag
1617 km
Von der Fähre aus sehe ich die letzte Bergkette vor den Rocky Mountains. Der TCT findet einen Weg hinüber. Mit Höhen von fast 2000 m und keine Straße in der Nähe. Für mich nicht befahrbar, da auch noch Schnee liegen wird. Jetzt verlasse ich den TCT im Westen von Kanada. Highways werden mich in der nächsten Zeit durch die Lande führen.
In einem großen südlichen Bogen führte mich dieser zunächst um und auch etwas über das Bergmassiv. Erst bei Sonnenschein und dann bei 30 km Regen entlang des Kootenay Lake in die Stadt Creston. Weite landwirtschaftlich genutzte Ebenen breiten sich am Ende des Sees aus. Umgeben von den Bergmassiven.
Die erste Bärenmeldung, ganz unspektakulär. Ich fuhr auf der rechten Seite der Straße und ein Schwarzbär trottete ca. 200 m vor mir am linken Straßenrand. Er verschwand, als er mich wahrnahm sofort im Gebüsch.
Ein Seeadler flog über mich hinweg.
Am nächsten Morgen ging es in die Berge. Oft stehe ich vor einer Bergkette und frage mich, wo die Straße weitergeht. Am Moyie Fluss entlang windet sich der diesmal etwas mehr befahrene Highway mäßig in die Höhe. In den Bergen schmilzt der Schnee. Die Bäche und Flüsse führen viel Wasser und überschwemmen die Randbereiche. Die erste Zeitzone in Kanada ist überschritten.
Im Ort Moyie am gleichnamigen See wurden früher Silbererze abgebaut. Hausruinen, ein alter Friedhof und die Feuerwache mit nicht mehr hängender, aber vorhandener Glocke sind die Relikte aus dieser Zeit. In meinem Führer (2008) noch als verlassener Ort beschrieben hat dieser durch die freizeitliebenden Menschen wieder neues Leben bekommen. Überall am See stehen (Ferien?-)Häuser. Es gibt einen Laden und einen Pub.
Ich verbrachte die Nacht auf einem großem Campingplatz in einem Wald direkt am See. Es gab nur wenige Mitcamper in ihren RV (Recreational Vehicle, wie die Wohnwagen hier genannt werden). Neben dem Zelt zupften Rehe die Blätter vom Gebüsch. Meine Kochaktivität störte sie nicht. Unbekannte Geräusche ließen in der Nacht eine Gänsehaut entstehen. Meine Tasche mit den Esssachen hatte ich sicherheitshalber in einem leeren bärensicheren Mülleimer verstaut.
Am Morgen leider ein leichter aber dauernder Nieselregen. Unterm Baum war es noch trocken. Da nahm ich hockend mein Frühstück ein, bei 7 Grad. Bis in die Stadt Cranbrook waren es nur 30 km. Dort verbringe ich die Nacht in der Jugendherberge, die in einem Studentenwohnheim untergebracht ist. Bin der einzige Gast.
Die wenigsten Städte verleiten mich zu einem längeren Aufenthalt. Sie sind weitläufig, Motels am Highway bei der Ein- und Ausfahrt. Im Zentrum ein Supermarkt, einige andere Läden und Versorgungseinrichtungen. Alles ohne Ambiente.
Kootenay heißt die Provinz, der See und viele Flüsse tragen diesen Namen.