Dez 312016
 
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Kunst am Hafen.

80. Reisetag

1582 km

 

Der Neuseeländer wird zwischen Weihnachten und Neujahr mobil, wir für ein paar Tage sesshaft. Auf einem der Hügel nahe Wellington, haben wir in einer Doppelhaushälfte eine Bleibe gefunden. Alexis, die Wohnungsinhaberin, erklärt kurz was wir beachten sollen und überreicht uns den Schlüssel. Ganz schön viel vertrauen. Wir ziehen für die nächsten 10 Tage ein und hüten das Haus nebst Kater Rumi.
Die Aufgabe ist einfach, zwei Mal am Tag füllen wir Rumi sein stinkendes Futter in den Trog, abends schließen wir die Katzenklappe und die Katz bekommt ihre Streicheleinheiten. Tagsüber ist sie draußen.

Für Unternehmungen haben wir damit genügend Zeit. Meist geht es hinunter in die Stadt – per Bus. Wir wohnen auf fast 300 Meter Höhe. Die Heimfahrt mit dem Rad deswegen recht anstrengend.

Wellington, die politische und kulturelle Hauptstadt Neuseelands, gefällt uns. Natürlich gibt es die Hochhauszeilen in der City, direkt daneben aber auch verwinkelte Gassen mit vielen Cafés, die uns zum Cappuccinotrinken verleiten. Straßenmusiker spielen ihr Ständchen dazu.
Einige Häuserblocks weiter stehen etwas heruntergekommene Gebäude, reichlich verziert mit Graffiti,  daneben gut renovierte alte Handelshäuser. Das Herumstreifen bringt Spaß.

Wir flanieren entlang der alten Hafenanlagen. Zur Siedlerzeit das wirtschaftliche Zentrum, jetzt schön hergerichtet mit Kunst, altem Schwimmkran, Museen und sonstigen Einrichtungen.

Einen Tag verbringen wir im Te Papa, dem Nationalmuseum. Interessant und anregend wird hier die Entwicklung des Landes dargestellt.
In Erstaunen setzt mich die umfangreiche Berichtserstattung zur Gallipoli-Schlacht im 1. Weltkrieg. Sie ist präsent wie keine andere Kriegshandlung in den Weltkriegen obwohl an anderen Fronten deutlich mehr Soldaten fielen. Gallipoli steht in der Ausstellung für Mut, Opferbereitschaft und Durchhalten, verherrlichend – ein Mythos, nicht für acht Monate Grabenkämpfe, Verwundung und Tod. Dabei war es militärisch ein Disaster für die Neuseeländer.
Die vielen Soldatenfriedhöfe dieser Schlachten besuchte ich 2014 auf der Gallipoli-Halbinsel in der Türkei (siehe https://toki-unterwegs.de/dardanellen-und-halbinsel-gallipoli/).

Zealandia ist ein bewaldetes Tal in Stadtnähe und ökologisches Schutzgebiet für seltene und aussterbende Vogelarten. Ein Zaun schützt es vor Landfeinden, die es auf Eier und Brut abgesehen haben. Nach oben hin ist es offen. An einem Sonnentag radeln wir hin. Trotz Besucherscharen und Kinderlärm können wir zahlreiche Vögel beobachten.

Ein Rütteln schreckt uns eines Nachmittags auf. Das Haus schwankt. Auf der Südinsel gab es ein leichtes Erdbeben dessen Ausläufer wir zu spüren bekommen. Beruhigend für uns, wir wohnen in einem Holzhaus. Das letzte schwere Erdbeben im November hat auch in Wellington zu erheblichen Schäden geführt.

Berüchtigt ist Wellington wegen seines Wetters, insbesondere der stürmischen Winde. So manchen Tag sind wir deswegen im Hause geblieben. In der Silvesternacht fährt es zur Hochform auf. Sturmwarnung mit 120 km/h Böen, verbunden mit Regen. Das Anzünden von Knallern und Raketen ist damit kaum möglich. Die Nacht wird ruhig, abgesehen vom Heulen des Windes. Wir schlafen ins Neue Jahr hinein.

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