Schwimmende Dörfer.

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Feb 252015
 

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656. Reisetag
656. Reisetag

20.155 km

120 km Auto

 

Entlang des Tonle-Flusses verlassen wir in der Frühe Phnom Penh – auf der Nationalstraße mit viel Verkehr und Baustellen. Am Straßenrand haufenweise Plastik und Säckeweise auf kambodschanische Art entsorgter anderer Müll. Der Verschmutzungsgrad scheint noch höher zu sein als in Vietnam.

Die Hauptstraße verlässt den Fluss, wir bleiben am Wasser, auf kleiner unbefestigter Straße. Wir sind mitten drin in Fischerdörfern mit ihrer Geschäftigkeit. Der Eismann verteilt seine Ware, kleine Mönche sammeln Spenden, am Giebel eines Khmer-Tempels erfolgt der letzte Anstrich. Fische werden getrocknet oder der penetrante Geruch deutet auf eine Weiterverarbeitung zur Fischsoße hin. Vor und neben den Häusern stehen große Tongefäße als Wasserreservoir. Auf der einen Seite der Fluss, die Häuserreihe entlang der Straße und im Hinterland die abgeernteten Reisstoppelfelder. Für uns gibt es viel zu schauen, und auch wir werden bestaunt. Leider endet die Nebenstraße nach 30 km und wir legen das letzte Drittel der Tagesstrecke bis Kampong Chhnang auf der Hauptstraße zurück.

Wir besuchen am späten Nachmittag das Altstadtviertel mit seinen schwimmenden Häusern am Tongle Fluss. Die Stelzen der Häuserbauten scheinen noch höher zu sein als in anderen Landesteilen. Ganz anders die schwimmenden Siedlungen, die sich auf Flusshöhe befinden. Mit einem Ruderboot lassen wir uns hindurchfahren. Das Leben findet hier auf dem Wasser statt. Einrichtungen wie Läden, Handwerksbetriebe u.a. sind vorhanden und werden mit dem Boot angesteuert. In den zum Wasser hin offenen Wohnräumen sehen wir kleine Altäre, oft einen Fernseher und immer die beliebte Hängematte. Blumen schmücken die Häuserfront. Ein fast ganz normales Dorfleben.

Am nächsten Morgen schaffen wir es wirklich bereits um 6 Uhr auf dem Fahrrad zu sitzen. Die Hitze über Tag macht uns zu schaffen, die Morgenstunden sind einigermaßen erträglich. Unser Nudelsuppenfrühstück nehmen wir erst nach 25 km am Straßenrand ein. Auf der Nationalstraße ist viel Verkehr, Nebenstrecken gibt es nicht, das Fahren macht keinen Spaß, die Hitze schlappt uns.

Nach 70 km im Ort Krakor beenden wir unsere Tagesfahrt. Ohne Gepäck fahren wir weiter zum fünf Kilometer entfernten Tongle Seeufer. Die Straße ist staubig, die Häuser am Rande sehr ärmlich. Mit einem Motorboot lassen wir uns in ein schwimmendes Dorf im See fahren. Die Infrastruktur ist perfekt. Es gibt eine Schule, die Schüler werden mit einem Boot eingesammelt, die in die Höhe ragende christliche Kirche lässt den buddhistischen Tempel klein aussehen, anstatt der vielen Mopedwerkstätten an Land gibt es kleine Schiffswerften. Touristen können in Homestays (Übernachtungen in der Familie) wohnen. Natürlich gibt es eine Krankenstation, Post und was sonst so benötigt wird. Die Haupteinnahmequellen sind der Fisch, der auch hier manchmal zum Himmel stinkt und Muscheln, die geknackt werden. Kleinere Muscheln werden in bis zum Rande gefüllten Booten ans Land gebracht, in Säcke gefüllt und auf Lkws verladen. Mir ist unklar, wie diese die Hitze überstehen und noch genießbar sind. In den Städten sehen wir oft die kleinen Muscheln, mit Soße mariniert, auf Karren zum Verkauf. Diese werden mit den Zähnen geknackt, ähnlich der Sonnenblumenkerne in anderen Ländern.

Nach wiederum einem frühen Start am nächsten Tag ist Marie trotz Morgenfrische bereits nach 10 km pitschnass geschwitzt und das Herz rast. Wir entscheiden, im nächsten Ort ein Transport zu finden und uns zum 120 km entfernten Battambang fahren zu lassen. Das ist eine gute Entscheidung, denn auf der Nationalstraße zu fahren ist kein Vergnügen und die Hitze kaum auszuhalten.

Dieser Ort ist wiederum ein Touristenzentrum, eine Durchgangsstation für Landreisende von und zu den Angkor Tempeln. Die Unterkunft ist gut, das Essen ebenfalls, wir bleiben drei Nächte. Besuchen nicht einmal die Tempel im Umland, da wir demnächst die Höhepunkte der Tempelanlagen erleben werden. Ein abendlicher Ausflug zu den Bat-Höhlen ist beeindruckend. Mit einsetzender Dämmerung fliegen aus ihr ein nicht endender Strom von Fledermäusen zur nächtlichen Jagd. Am Himmel können wir ihren Zug weiter verfolgen.

In Phnom Penh.

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Feb 202015
 

DSC04270651. Reisetag 

19.941 km

 

Das Aufstehen mit der Sonne verzögert sich etwas. Dennoch schaffen wir es einigermaßen früh auf dem Rad zu sitzen, um das 80 km entfernte Phnom Penh trotz Hitze und Schwüle zu erreichen. Zu Beginn rollen wir über unbefestigte Straßen und durchfahren kleinste Dörfer mit geschäftigem Leben.

Ein großes Tempelgelände lockt zu einer Besichtigung. Uns kommt ein LKW voller junger Mönche entgegen. Wohin sie wohl fahren? Vermutlich werden Sie in die Dörfer gebracht, um Essen und Spenden einzusammeln und dafür Gebete für die Spender zu sprechen. In einem der vielen kleinen Tempel sitzen drei ältere Mönche vor dem einbalsamierten Körpers des verstorbenen Klostervorstehers.

Wir nähern uns der Hauptstadt. Der Verkehr nimmt deutlich zu. Besonders stressig sind mal wieder die rücksichtslosen Busfahrer und die dicht vorbeifahrenden Mopeds und LKWs. Kurz vor Phnom Penh gelangen wir zu den „Killing Fields“, die ein grausames Kapitel der kambodschanischen Vergangenheit dokumentieren. In einer Gedenkstupa sind tausende Schädel und Knochenreste der Ermordeten aufgeschichtet. Dieser Ort hat etwas zutiefst Bedrückendes, auch jetzt noch. Während des Terrorregimes von Pol Pot (1975-1978) wurden hier 17.000 Menschen systematisch und unter grausamsten Bedingungen umgebracht. Um als Regimegegner zu gelten reichte es aus gebildet zu sein oder eine Brille zu tragen. Es ist kaum auszuhalten, was dort Menschen ihren Mitmenschen angetan haben. Betroffen und nachdenklich radeln wir weiter Richtung Innenstadt.

Der Verkehr wird dichter, teilweise kommt er zum Stillstand. Die Verschmutzung nimmt zu, Kloaken stinken in den Himmel. Wie so oft in größeren Städten landen wir im touristischen Innenstadtbereich. Die Hotels sind umgeben von kleinen Restaurants und Cafés in denen überteuertes Essen und Getränke angeboten werden. Die Gegensätze des Landes treten deutlich in Erscheinung. Neben den Mopeds nur große Autos auf der Straße, auf der anderen Seite viele Bettler und Familien, die am Straßenrand leben. Beim vergeblichen Suchen nach einer französischen Käseplatte (es gibt viele Läden mit franz. Namen aber ohne Käse im Angebot) nehmen wir unser Frühstück auf einer Art Kontaktfläche ein. Gesetztere weiße Herren sitzen mit jungen hübschen Kambodschanerinnen zusammen. Prostitution bzw. der Tourismus dazu, sind ebenfalls ein Problem des Landes.

Der Stadtspaziergang führt uns zum Wat Phnom, ein buddhistischer Tempel auf einem Hügel. Vor den Khmer-Buddhastatuen wird gebetet, Lotusblüten abgelegt und der Buddha mit Geldscheinen bestückt. In dem konfuzianischen Nebentempel herrscht deutlich mehr Betrieb (nicht Touristen). Einer steinernen Bestie wird Fleisch und Eier in den Rachen gelegt. Ein Priester murmelt etwas dazu und wirft Reiskörner über Betende und Bestie. Anschließend wird vor den konfuzianischen Buddhas gebetet und diese mit Geldscheinen versehen. Khmer und konfuzianischer Buddhismus scheinen sich zu vertragen.

Große buddhistische Tempel mit ihren typisch geschwungenen Giebeln und dazugehörige Wohnhäuser bilden kleine Stadtviertel. Mönche mit ihren orangen Gewändern sind allgegenwärtig, nicht nur beim morgendlichen Spendensammeln.

Über Tag wird es erdrückend heiß – Zeit für eine Siesta im gekühlten Hotelzimmer. Erst am Abend zieht es uns wieder nach draußen. In dem vegetarischen Restaurant „Corn“ (www.thecorn.com) esse ich ein ausgezeichnetes Jackfrucht-Currygericht.

Am nächsten Morgen steht vor unserer Unterkunft ein Altar mit Hühnchen, Bier und div. anderen Opfergaben. Das chinesische Neujahrsfest beginnt. Das Jahr des Pferdes wird durch das Schaf abgelöst. Die Gitter vor vielen chinesischen Läden bleiben ein paar Tage geschlossen. Auf der Straße wird mit Drachentanz und Trommelmusik gefeiert.
In unserer Nachbarschaft werden Zelte aufgebaut, Tische und Essen hergerichtet. Eine Kapelle spielt, buddhistische Gebete ertönen – über mehrere Tage. Ein Todesfall.
Der Besuch der großen Hallen des Zentralmarktes ist weniger interessant. Vor allem Schmuck-, Telefon- und Kleidergeschäfte, kein geschäftiges Marktleben. Wenig beeindruckend auch der Gang durch die vielen Gebäude des Königspalastes mit ihren typischen hochgezogenen Giebeln. Alles schön hergerichtet, Massen von Touristen und viel zu heiß. Es gibt in Kambodscha einen König, der wohl lieber Tänzer geblieben wäre, aber sein Stammbaum ließ es nicht zu.

Fünf Tage bleiben wir in der Stadt, sind durch die Hitze ein wenig schlapp, genießen gutes Essen. Haben dabei interessante Gespräche mit „Westlern“, die hier arbeiten.

Durch Kanäle und Dörfer.

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Feb 152015
 

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646. Reisetag
646. Reisetag

19.860 km

 

 Die geplante frühe Abfahrt klappt nicht so ganz. Erst um 7.30 Uhr sind wir auf der Straße und verlassen Kampot auf der Nationalstraße Richtung Norden. Anfangs ist die Fahrt wegen ungünstiger Winde etwas anstrengend. Erst nach einer Pause mit Papaya und Kokosnuss konzentriert sich unsere Energie und wir genießen die Fahrt. Die ausgetüftelte Lasten- und Personenbeförderung setzt uns immer wieder in Erstaunen. Die Ladefläche der Autos ist hinten um einen Meter verlängert. Das Gepäck schwebt knapp über der Straße. Die Motorräder sind vollbepackt wie bereits beschrieben. Erschreckend ist der rücksichtslose Hühner- und Ententransport. An den Beinen zusammen gebunden werden sie Reihenweise ans Moped gehängt oder auf dem Dach der Autos befestigt. Der Appetit auf Frühstückseier vergeht mir.

Etwas zum Mittagessen zu finden ist schwierig. Schauen wir in die Töpfe sehen wir nur unbekanntes, nichts Appetit anregendes. Auf einem Markt haben wir Glück und können uns mit frittierten Bananen sättigen.

Auf der Nationalstraße fahren wir auf dem Seitenstreifen, der Verkehr stört wenig. Unangenehmer werden die letzten 15 km auf der Nebenstraße. Sie ist holperig und die Mopeds sausen dicht an uns vorbei. Es ist heiß geworden, wohl so um 35 Grad. Verschwitzt erreichen wir am Nachmittag den Ort Takeo. Er liegt am Rande einer mit Kanälen durchzogenen fruchtbaren Schwemmlandschaft, die sich bis zum Mekong erstreckt. Durch die Kanäle fahren wir am nächsten Morgen mit einem Boot um alte Kulturdenkmäler zu besuchen. Das Besondere ist die Fahrt dorthin. Wir sehen Fischer im Wasser stehen, die mit einer Art Harke den Boden bearbeiten um Muscheln und kleine Krebse herauszuholen. Andere haben mit Netzen Fische eingekreist, die meterhoch an diesen hochspringen um in Freiheit zu gelangen. Manche Netze werden per Hand durch den Kanal gezogen. Endlose Reisfelder, die kaum über dem Wasserspiegel liegen, reichen bis zum Horizont. Unser erstes Ziel ist eine alte Tempelruine aus rotem Stein auf einem Hügel. Viel ist nicht zu sehen. Oben haben wir eine gute Fernsicht über die grüne Reisebene, unten Einblicke ins Dorfleben. Die Fahrt geht weiter in das Städtchen Angkor Borei. Vor 1000 Jahren war hier ein Zentrum der Khmer-Kultur. Übriggeblieben sind ein paar alte Skulpturen und Fundstücke, die in einem Museum ausgestellt werden. Im kleinen Hafen werden Kokosnüsse per Mannkraft und Stahlrollen mittels Kran entladen.

Wieder zurück in Takeo fahren wir mit unseren Rädern in die nahe Umgebung. In den kleinen Dörfern sitzen die Familien unter ihrem Stelzenhaus, Kinder spielen, Essen wird zubereitet und dazwischen laufen Kühe, Schweine und Hunde herum.

In Kambodscha.

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Feb 132015
 

DSC03850644. Reisetag

19.754 km

 

Die kambodschanische Grenze ist am Morgen schnell erreicht. Unsere Visa erhalten wir direkt an der Grenze von korrupten Beamten, die eine deutlich zu hohe Gebühr dafür verlangen. Anschließend wird bei der Gesundheitskontrolle Fieber gemessen. Direkt hinter der Grenze protzt ein riesiges im Bau befindliches Kasino. Es soll wohl spielsüchtige reiche Vietnamesen anlocken.
Aus den Geldautomaten erhalten wir nur neue Dollarnoten. Dieser hat den kambodschanischen Riel auch im Handel weitgehend verdrängt. Schon merkwürdig für ein Land so wenig Eigenständigkeit zu haben.

Auf der Straße ist nicht viel los. Die vorbeifahrenden Mopeds transportieren noch mehr Lasten als in Vietnam. Häufig sitzt obenauf noch ein Beifahrer. Mit einem Anhänger versehen ersetzten sie Lastwagen und Busse.
Trockene Reisstoppelfelder, ab und zu ein Kalkhügel und wenige Dörfer säumen unseren Weg.
Die Häuser stehen oft auf Stelzen. Der untere Platz wird vielseitig genutzt: zum Aufhängen der beliebten Hängematte, zum Sitzen und Kochen, als Parkplatz für die landwirtschaftlichen Geräte und Moped oder als Viehstall. Beim Vorbeifahren erschallt uns wieder das freudige Hallo der Kinder entgegen.
Seitenwege, die zu einem Khmertempel führen, werden durch ein kunstvolles Tor eingerahmt.

Um noch ein letztes Mal das Meer zu sehen verbringen wir die erste Nacht im kleinen Touristenort Kep. Gefällt mir nicht ganz, aber die Prinzessin setzt sich durch.
Im Ort werden wir – im Unterschied zu Vietnam – mit hippen kleinen Werbebroschüren versorgt. Darin werden u.a. diverse Immobilien für die Auslänger angeboten. Ein Land im Ausverkauf? Finde noch nicht ganz den Zugang zu Kambodscha mit seinen langen Kriegsjahren und dem grausamen Pol Pot-Regime.

Bereits am nächsten Vormittag erreichen wir die nahegelegene größere Stadt Kampot. Die französische Kolonialzeit (bis 1953) ist nicht nur an vielen Gebäuden ersichtlich sondern auch an den vielen französischen Touristen und Restaurants. Wir freuen uns über eine leckere Käseplatte. Abends trinken wir am Flussufer unseren Sundowner, während die Fischerboote Richtung Meer hinausfahren. In den Bars hängen ältere Männer, leicht verlebt, hinter ihren Biergläsern ab. Alles ein wenig dekadent.

Für unsere Unternehmungen mieten wir uns ein Moped und fahren in den auf 1000 m Höhe gelegenen Nationalpark. Zu sehen bekommen wir ein Kasino, diverse noch im Bau befindliche Resorts und renovierte Kolonialbauten sowie einen trockenen „Wasserfall“. Die Tour hätten wir uns sparen können. Deutlich interessanter ist der nächste Tag. Wir fahren durch kleine Dörfer, besuchen in Kalkfelsen integrierte alte Höhlen mit Tempel, schauen uns eine Pfefferplantage an.

In Küstennähe sehen wir eingedämmte Salinenfelder. Die feinen Salzkristalle glänzen in der Sonne. Ist die Verdunstung weit genug fortgeschritten, wird das Salz zu Haufen zusammengeschoben und noch tropfend in Lastenkörbe geschaufelt. Diese schwere nasse Last wird mit Tragestangen in Hallen transportiert.