Jul 062017
 

267. Reisetag

6324 km

 

Das nach seinem „Entdecker“ Flinders (immer diese westlichen „Entdecker“, Jahrtausende vorher wohnten hier bereits die Aborigines) benannte Gebirge erstreckt sich von der Südküste 450 Kilometer in nördliche Richtung und ist Australiens größter Gebirgszug. Geologisch betrachtet besteht die Kette aus Gesteinen des Präkambrium, die ein Alter von bis zu einer Milliarde Jahren haben. Typische Formationen sind steil aufragende Bergkämme und Gipfel, weite trockene Täler, von Bäumen gesäumte Schluchten und rote Erde.

Ich bin mitten drin in dieser grandiosen Landschaft. Am vorherigen Tag konnte ich mich (fast) rollen lassen, an diesem erobere ich sie. Nur genervt durch die vielen trockenen Flusseinschnitte mit Geröll und steilen Hängen. Oft nur schiebend kann ich sie passieren, aber auch andere Passagen sind für mich unbefahrbar. Trotz Anstrengung, es ist ein tolles Gefühl diese Berglandschaft zu durchfahren (und -schieben).

Am Nachmittag ist Schluss mit der Einsamkeit. Ich erreiche Wilpena Pound, dem touristische Highlight des Flinders Ranges Nationalparks mit Campingplatz und Resort. Es ist ein phantastisches Umfeld.

Die Berge formieren sich hier zu einem riesigen Bogen. Den Überblick versuche ich am nächsten Tag bei einer Wanderung auf einen der Berggipfel zu erhalten. Die Spitze erreiche ich nicht, der Überblick ist begrenzt. Es weht ein so starker Wind, der mich fast umwirft.

Die zwei Zeltnächte sind diesmal angenehm. Es ist „warm“. Keine morgendliche Kälte weckt mich um dann den Reisverschluss des Schlafsackes bis oben hin zu schließen. Nur der heftige Wind stört ein wenig, wenn er an den Planen zerrt und die Zeltstangen biegt. Der Vorteil, das Zelt ist am Morgen trocken.

Bereits am Tage meiner Ankunft hatte ich einen Teil des äußeren Gebirgszuges des Wilpena Pounds umfahren, die Umrundung setzte ich bei der Weiterfahrt fort. Morgens noch verdeckt in den Wolken, ab Mittag präsentiert sich der Gebirgszug in seiner vollen Schönheit. Beim Anblick dieser Berge verwerfe ich den Gedanken eine Abkürzung zu fahren und nehme den kräftigen Gegenwind und holperige Straße über die letzten 30 Kilometern in Kauf.

Unterwegs treffe ich einen Wanderer auf dem Heysen Trail. Er legte bereits 1000 Kilometer zurück. Voller Freude genieß er die Bergwelt und sein einsames einfaches Leben – so wirkt er auf mich.

Die Nacht verbringe ich auf einer Schafstation mit Campingplatz und einfachen Unterkünften. Im Schein der untergehenden Sonne verabschieden sich die Berge für diesen Tag.

Der Wind hat sich zum Glück gelegt. Ungestört weiterfahren kann ich jedoch nicht. Im Gegenteil, ich wünsche mir den Wind herbei, der mir die Plagegeister vertreibt. Mich umschwärmen Unmengen von Fliegen. Verfangen sich im Ohr, kitzeln in der Nase. Schnellfahren ist auf dem Weg nicht möglich und sie verschwinden nach dem Verlassen der Kuhwiese auch nicht. Die schützende Idee kommt etwas später. In meinem Gepäck verstaut ist ein bisher nie benötigtes Moskitonetz für den Hut. Und es hilft, ich kann wieder frei atmen, halte die Fliegen damit auf Abstand.

Um mir einige Hügel zu ersparen weiche ich von dem Trail ab. Auf der Karte hatte ich festgestellt, ein Pfad auf der einen Seite eines Flusses setzt sich auf der anderen fort. Eine Verbindung dieser Pfade war nicht angegeben. Und so ist es auch.
Der Fluss führt kaum Wasser, ihn an geeigneter Stelle zu durchqueren einfach. Rad und Gepäck dorthin über das grobe Felsgestein zu tragen ist dagegen deutlich schwieriger. Auf schlechtem Weg holpere ich auf der anderen Seite über diverse Hügel Richtung Trail. Kürzer war mein Weg, aber bestimmt nicht einfacher, der Abenteuerfaktor jedoch deutlich höher.

Die Weiterfahrt in den Ort Hawker erfolgt ohne Anstrengung. Keine Hügel und die Fliegen verschwinden so langsam. Im Ort besuche ich eine großartige Galerie. Auf einer gebogenen Wand hat der Künstler das Panorama der Flinders Ranges dargestellt.
Im Dorfhotel erhalte ich eine Unterkunft und in der Hotelbar mein Abendessen.

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