Jul 192017
 

280. Reisetag

6882 km

 

„Mühsam und anstrengend sei dein Weg“, dass scheint das Motto meines Trails zu sein. So langsam durchschaue ich ihn. Im Norden, in den dünn besiedelten Gebieten, gab es wenig Ausweichmöglichkeiten. Die Agrolandschaft, die ich jetzt durchfahre, durchzieht ein Netz von Dirt-Roads unterschiedlicher Qualität. Der Trail wählt oft die schwierige Variante. Der harte Mountainbiker, mit wenig Gepäck, freut sich über die Herausforderung. Ich mag die steilen Anstiege nicht, möchte mich bergab rollen lassen und nicht über Stock und Stein dahin holpern. Die Schwierigkeit ist nur, die Quäl-Dich-Strecke rechtzeitig zu erkennen um noch eine Ausweichmöglichkeit zu finden.
An diesem Tag ist es ein verschlossenes Gatter über das ich Gepäck und Rad hätte heben müssen und der Blick auf den Weg dahinter. Die Teerstraße ist nah, es geht bergab, sogar der Wind steht günstig. Die 25 Kilometer in den nächsten Ort lege ich mühelos zurück. Dort gibt es einen Pub, der neben Bier auch Übernachtung und Essen anbietet.

Ich bin unten in einem Tal, am folgenden Tag geht es wieder hinauf. Auf der Höhe reiche ich den „Riesling Trail“, ein bestens ausgebauter Radweg auf einer alten Eisenbahntrasse durch das Weinanbaugebiet des Clare-Valleys. In dessen gleichnamiger Stadt verbringe ich wegen einsetzendem Regen zwei Nächte. Ich bin scheint’s ein Schönwetterradler geworden. Wenn die Sonne den Durchbruch nicht schafft steigen die Temperaturen kaum über 12 Grad, kommt noch ein kalter Wind hinzu, wird’s kalt. Nach dem Verlassen von Clare bin ich nach 30 Kilometer so durchgefroren, dass ich mich ins nächstbeste Hotel einquartiere und den Nachmittag im Bett verbringe.

Der schöne Radweg ist endlich, am nächsten Tag durchfahre ich auf Feldwegen wieder eine Hügellandschaft. Auffallend viele Pickups, beladen mit Motorrädern, fahren an mir vorbei und schon bald höre ich ein Knattern. Auf einer großen Wiese wird ein Rennen veranstaltet. In kleinen Gruppen starten die Fahrer und drehen ihre Runden. Wenn sie nachher ihre Helme abnehmen, sehe ich ihre jungen Gesichter, sogar Mädchen sind dabei. Beim Nachfragen erfahre ich, dass das Mindestalter 14 Jahre beträgt.

Die Wetterprognose ist schlecht, Sturm und ergiebiger Regen sind für die nächsten Tage angesagt. Den anfänglichen Wind spüre ich bereits. Er schiebt mich fast in den nächsten Ort Kapunda. Auf dem Campingplatz miete ich mich gleich für drei Tage in eine Cabin ein, diesmal sogar mit Dusche und WC. Der nächste Morgen beginnt mit Aprilwetter, Sonnenschein und Regen wechseln sich bei heftigem Wind ab. In einer Regenpause starte ich meine kleine Erkundungstour durch die Ortsgeschichte. Gegründet wurde Kapunda 1842 nach der Entdeckung eines reichhaltigen Kupfervorkommens. Das alte Minengelände ist touristisch erschlossen. Über dem aufgelassenen Tagebau ragt ein restaurierter Schornstein in die Höhe, Tafeln erklären mir die den Abbau. Mit Schaufel und Spitzhacke wurde das Erz im Tagebau herausgeholt. Ochsengespanne transportierten es zum 80 Kilometer entfernten Port Adelaide um es nach England zu verschiffen. Später erfolgte die Verhüttung vor Ort. Der Abbau endete 1878.

Gerade noch blauer Himmel und am Ende des Rundganges dunkle Wolken. Heftiger Sturm und Regen halten bis zum übernächsten Tag an. Beim Blick aus dem Fenster meiner warmen Einraumwohnung auf den peitschenden Regen fühle ich mich wohl. Nicht ganz so bei der Weiterfahrt. Tief hängende Wolken, leichte Schauer und böige Winde lassen einen ungemütlichen Tag erwarten. Die Strecke ist einfach. Nach 20 Kilometer erreiche ich den nächsten Radweg, der durch das Barossa Valley, Australiens bekannteste Weinbaugebiet, führt. Weingut neben Weingut. Manche laden zur Probe ein. Nur alleine zu probieren bringt nicht den Spaß.

Auf dieser Strecke verlasse ich meinen Trail endgültig. Dieser macht einen großen Bogen über die Adelaide Hills in die Stadt. Diesen wollte ich eh nicht fahren. Abgesehen von einigen unnötigen Quäl-Dich-Etappen war es ein guter Trail, bestens markiert und unbeschreiblich schön zu Beginn in den Flinders Range. Erstaunlich, ich bin nicht einem einzigen Langstreckenradler begegnet.

Der für die Nacht ausgewählte Campingplatz gefällt mir nicht. Er liegt an der Hauptstraße, die Cabins sind ausgebucht. Bis Adelaide sind es 40 Kilometer. Das schaffe ich vor dem Einbruch der Dunkelheit. Allerdings fahre ich auf verkehrsreichem Highway, streckenweise ohne Seitenstreifen. Das ist kein Lustradeln mehr sondern anstrengendes Streckenfahren.

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